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•Marks Sicht•

Ein paar Stunden später waren wir alle einfach nur noch im Moment. Die Welt um uns war wie ausgeschaltet. Natürlich war der Alkohol nicht ganz unschuldig aber es tat auch einfach gut wieder unter Freunden zu sein. Wir wussten, dass wir uns alles erzählen konnten und niemand hier über irgendwas lachen würde.

„Leute!", rief Steff dann und Lena trat zu ihr. Die Mädels schienen etwas geplant zu haben. „Also! Wir haben ein kleines Spiel vorbereitet und mittlerweile haben wir ja auch alle genug getrunken, dass es niemandem mehr peinlich ist", verkündete Steff grinsend. Neugierig sahen wir die beiden an und einmal mehr fiel mir auf, wie gut dieser Rock an Lena aussah. „Ey, du starrst", stieß Tillman mich grinsend an. Sofort schoss mir eine leichte Röte in die Wangen. Was sollte ich denn machen, wenn diese Frau so unfassbar schön war? „Und zwar... das Spiel funktioniert so: Wir haben Texte von euch allen, und uns natürlich, übersetzt über mehrere Sprachen und dann auf Deutsch und jeder singt jetzt eins seiner Lieder so", erklärte Lena. „Und weil wir so nett sind, fängt einer von uns an... und zwar Lena", meinte Steff zwinkernd. Leni sah sie daraufhin ungläubig an. „Ja! Dann los!", rief Tillmann. Seufzend nahm dann also Lena ihren Textzettel. „Ähm... ja das ist „Beat to my Melodie" und... naja wie ihr wisst... Tillman hat schon mal eine Wahnsinns-Version gemacht und... naja ich bin froh, dass ich neue Erinnerungen mit dem Lied machen kann", stotterte sie. Jeder wusste was sie meinte: Der Song war damals für Max gewesen. Dann ging das Instrumental los und sie sah grinsend auf den Text.

„Du trampelst auf meiner Musik herum
Sie kennen mich
Die Verbindung zu einem Netzwerk ist sehr einfach
Du hältst mein Wort
Passen Sie die Frequenz an
Du hast mich zum Kopf von allem gemacht
Ja
Erlaube zu schlafen
Ja
Betrachten Sie mich als Träumer"

Okay das war jetzt schon wahnsinnig lustig. Sie musste selbst ständig lachen dabei. Und wir sowieso. Weil es so schnell war, hatte sie auch kaum eine Chance überhaupt den ganzen Text unterzubringen.

„Weil ich weiß, wie ich mich fühle, singe ich "Love Love".
Ich lebe ohne Schönheit
Ich habe mich geirrt, jetzt weiß ich was das bedeutet
Ich lebe ohne Schönheit
Du trampelst auf meiner Musik herum
Du trampelst auf meiner Musik herum
Du trampelst auf meiner Musik herum"

Jetzt war's vorbei. Wir alle brachen in Lachen aus und Lena konnte vor lauter lachen nicht mehr singen. Wir fielen uns in die Arme. Das war jetzt schon ein wahnsinnig lustiges Spiel. Allein die neue Bedeutung der Zeilen passte. Er war nicht mehr der Beat zu ihrer Melodie, er hatte auf ihrer Melodie „herumgetrampelt" und sie verletzt. Auch wenn ich bis heute nicht die genauen Umstände kannte, da das damals in einer Phase passiert war, in der wir nicht miteinander sprachen.

„Wer kommt jetzt?", fragte Lena immer noch lachend. „BossHoss!", rief Steff einfach so. Die Jungs lachten und schnappten sich cool ihren Text. Mal schauen, ob der Song so cool geblieben war, wie sie normalerweise schrieben.

„Wuh
Wuh
Wuh
Wuh
Essen Sie klein, wie ein wenig,
Aber irgendwann
Rühren und beiseite stellen, aber nach und nach
Komm zurück und warte
Gib ein wenig, gib ein wenig,
Selbst wenn Sie es bekommen, bekommen Sie es.
Warten Sie eine Weile
Mach noch einen Zeh,
Finde den Klang von Eisen,
Wiederholen Sie mit großen Nägeln
Wiederholen Sie den Diebstahlmeister
ein wenig
Ich möchte alles haben
ein wenig
Nafina
ein wenig"

Es klang einfach wie eine unfassbar schlecht übersetzte Anleitung gemischt mit einem Rezept. Und nicht nur wir, auch die beiden mussten so sehr darüber lachen, dass sie abbrachen. So setzte sich der Abend mit noch ein paar mehr komischen Liedern fort. Überhaupt gab es noch so viel zu lachen, dass der Abend gar nicht mehr enden wollte. Natürlich merkte ich auch ab und zu, dass der ein oder andere Blick auf Lena und mir lag. Aber meiner lag ja auch ständig auf ihr.

Dann war es langsam soweit: Das neue Jahr stand vor der Tür. Wir alle hatten uns vor die Tür begeben, Alec und Steff verteilten Sekt und dann waren es nur noch ein paar Sekunden. Ich hatte einen Arm um Lena gelegt und der Moment war einfach perfekt. Ich würde mit ihr ins neue Jahr gehen und hoffentlich noch in so viele weitere. „Frohes neues Jahr!", riefen wir dann alle gleichzeitig. Bevor wir dann alle in eine große Umarmung vielen stießen wir kurz an. Dann richteten sich unsere Blicke in den bunten Nachthimmel. „Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als mit dir ins Jahr zu starten", brachte ich schließlich über die Lippen und war unfassbar glücklich darüber, dass ich ihr das sagen konnte. Sie lächelte mich nur an. „Ich kann mir nichts schöneres vorstellen, als mit dir durchs Jahr zu gehen", gab sie dann zurück. Ich spürte, wie meine Augen feucht wurden. Eigentlich war ich nicht nah am Wasser gebaut aber ich war so glücklich und ich konnte so viel in ihren Augen sehen. Bevor ich eine Träne verlor küsste ich sie lieber. „Awww!", tönte es von den anderen, weshalb wir uns recht schnell wieder lösten. Die Blicke zu spüren war seltsam. Trotzdem waren wir glücklich.

Erst nach weiteren Stunden merkte ich langsam eine gewisse Müdigkeit aufkommen. Wir waren mittlerweile wieder reingegangen und auch Lenas Augen wurden immer kleiner. „Müde?", fragte ich sie leise. Nur widerwillig nickte sie. Wir beide wollten nicht gehen. Niemand von uns wollte das. Es tat so gut, endlich alle wieder zu sehen. Ich legte erstmal einfach mein Jackett um ihre Schultern, weil ich wusste, dass sie fror, wenn sie müde wurde. Eine Weile blieben wir noch aber irgendwann hatte sie sich an meine Schulter gelehnt und schlief schon fast ein. „Leni, nicht einschlafen", sagte ich sanft zu ihr. „Ich will nicht gehen", gab sie zu. „Ich auch nicht", seufzte ich. „Leute, es ist ja schon fast halb fünf!", stellte Moses plötzlich fest. Wir alle wussten, dass es langsam Zeit war zu gehen. „Wir sollten einfach alle nach Hause, dann ist wenigstens keiner der erste, der geht", meinte Tillmann nach ein paar Minuten, in denen wir alle es nur hinauszögerten zu gehen. „Wahrscheinlich hast du recht", stimmte ich ihm zu und auch Peddy nickte. „Ihr habt euch ja noch", zwinkerte Steff dann zu Lena und mir. „Ich will euch aber alle ganz bald wiedersehen", bestimmte Lena. „Aber sowas von!", meinte Alec. Schließlich umarmten wir uns alle noch hundert mal und verließen erst kurz vor fünf den Raum. Jeder stieg in sein Taxi, Lena und ich in eins. „Es war echt schön", seufzte sie mit geschlossenen Augen, als wir losgefahren waren. „Ja, das war es", stimmte ich ihr zu und hauche einen Kuss auf ihren Scheitel. Sie lächelte sofort wieder und das war alles was ich wollte. „Schläfst du?", fragte ich leise, als wir in die Straße meiner Wohnung fuhren. Ein leises Grummeln kam zurück, was mich etwas schmunzeln ließ. Sie war noch wach aber eigentlich wollte sie schlafen. „Wir sind gleich da", sagte ich dann noch. Mühsam entfernte sie sich etwas von mir und rieb sich die Augen als wir rechts ran fuhren. Ich zahlte das Taxi und wir stiegen aus. Sofort legte ich wieder einen Arm um sie und brachte sie rein in die Wohnung. Ich hatte fast schon Angst, sie würde einfach umfallen und einschlafen. Tatsächlich schafften wir es aber noch uns zumindest bettfertig zu machen. „T-Shirt", murmelte sie müde und hielt mir nur die Hand hin, woraufhin ich ihr schmunzelnd eins meiner Shirts gab. Dann krochen wir ins Bett. „Komm her", bat ich leise, woraufhin sie sich direkt an mich kuschelte und ich die Arme um sie legte. „Gute Nacht", flüsterte ich noch aber da schlief sie wohl schon.

Kennt ihr das? Wenn ihr einfach nicht gehen wollt, weil es so schön ist? Ich finde Konzerte sind solche Momente.

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