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•Marks Sicht•

Ein paar weitere Tage später war ich dann also auf dem Weg in die Stadt. Ein Juwelier, den ich aus meiner Schulzeit kannte, konnte mich so halb privat trotz momentan geschlossenen Läden in sein Geschäft lassen. Mit Maske natürlich aber ich konnte ja schlecht einen Ring im Internet bestellen. Schon ein bisschen aufgeregt parkte ich mein Auto in der Nähe und lief zu dem Juwelier. Es war seltsam durch diese doch ziemlich leeren Straßen zu laufen. Die meisten Geschäfte hatten momentan geschlossen und es war demnach auch kaum jemand unterwegs. „Marek!", lange nicht gesehen. Allein dass er mich immer noch so nannte ließ mich lächeln. Wenn jemand mich Mark nannte, den ich von früher kannte und der mich damals Marek genannt hat, war immer direkt klar, dass die Assoziation zu mir als Mark Forster größer war als die zu mir als altem Freund oder Bekannten. „Basti! Lange nicht gesehen und doch wiedererkannt", gab ich fröhlich zurück ehe wir uns mit Ellenbogen begrüßten. „Komm rein, schau dich um!", öffnete er die Tür und so trat ich ein in den Laden voller Edelmetalle. „Verlobung also, ja?", erkundigte er sich. Ich nickte nur. Er wusste nicht mit wem, das hatte ich ihm nicht verraten aber so vertraut wie er mir direkt wieder vorkam überlegte ich, es doch zu tun. Erstmal sah ich mir aber ein paar Vorschläge von ihm an. Philipp und ich waren an der Frage gescheitert ob Silber oder Gold. Die meisten Verlobungsringe waren irgendwie silber aber der Großteil ihrer eigenen anderen Ringe war golden. „Wenn sie mehr goldene Ringe trägt, dann würde ich dabei bleiben. Nur weil das für Verlobungsringe aus irgendwelchen Gründen seltener ist, solltest du dich nicht irritieren lassen", gab Basti zu bedenken. Ich nickte zustimmend. „Also packe ich die silbernen weg?", wollte er sichergehen. „Ja...", meinte ich nur und so nahm er ein paar Ringe zur Seite kam aber direkt mit einigen anderen wieder. Einer fiel mir sofort ins Auge. Vorsichtig nahm ich ihn in die Hand und sah ihn mir mal genauer an. Er war gold, eher zart, hatte eine Art V-Form an der Stelle, an der 5 funkelnde Steinchen eingefasst waren. „Ja der ist echt schön", meinte auch Basti. „Das v-förmige erinnert mich ein bisschen an ein Herz, find ich", gab er noch zu bedenken. Tatsächlich hatte ich auch daran gedacht. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dieser Ring würde sich perfekt um ihren Finger legen. Er könnte genau so in ihrer Schmuckschatulle stecken. „Ich glaube... der ist es", sagte ich dann. Basti lächelte. „Okay... hast du eine Gravur im Kopf? Das ist schwer, weil der so schmal ist aber ich kriege das hin. Also hast du was?", fragte er. Tatsächlich hatte ich eine Weile darüber nachgedacht aber so richtig was eingefallen war mir nicht. „Ich hab ja die letzten Wochen und Monate auch n bisschen was mitbekommen", begann Basti dann vorsichtig. Erwartungsvoll sah ich ihn an. „Lena oder?", fragte er dann nur lächelnd aber vorsichtig. Nein sagen konnte ich ja schlecht und wollte ich auch gar nicht. Mir war ja bewusst, dass es eh jeder wusste also nickte ich nur mit dem verliebten Grinsen, dass ich mir nicht verkneifen konnte wenn ich an sie dachte. „Hast du nicht n Song für sie geschrieben?", wollte er als Nächstes wissen und brachte mich damit auf eine Idee. „Ja! Genau! Meinst du... also... ‚Heute Morgen Übermorgen' wäre als Gravur... gut genug?", fragte ich dann. Er lächelte nur. „Es sind deine Worte und wenn du sie fühlst, dann graviere ich sie dir in den Ring", sagte er nur. Ja, ich fühlte diese Worte. Ich hatte selten etwas ehrlicheres gesungen als das. „Ich denke ja...", stimmte ich also zu. „Du denkst?", fragte Basti nach. „Nein! Nein ich war mir nie sicherer!", korrigierte ich sofort was ihn lachen ließ. „Alles klar! Also graviere ich dir die drei Worte da rein. Such dir hier noch eine Schriftart raus und dann schreib mir einmal genau auf, was du haben willst also mit Anführungszeichen oder Komma oder sonst was", bat er. Als ich mich dann irgendwann entschieden hatte stand also alles fest. „Ich hab ja momentan nicht so viel zu tun also... ein paar Stündchen brauche ich schon noch aber heute Nachmittag kannst du ihn wahrscheinlich schon abholen wenn du magst", erklärte  Basti dann. „Gerne, danke dass du das für mich machst. Hast's ja wahrscheinlich auch nicht so leicht grade", bedankte ich mich. „Ja... Corona macht's einem nicht leicht. Also... wenn du noch wen kennst der Ringe oder sonst was brauchst... leite gerne weiter", scherzte er bitter. Ich seufzte. Die Lage war einfach für alle beschissen. „Sobald jemand fragt bekommt er deine Adresse, versprochen", gab ich also nur zurück. Wir verabschiedeten uns dann erstmal und ich fuhr zum Studio. Lena hatte heute ein Mini-Fotoshooting, somit könnte ich am Nachmittag noch den Ring abholen und dann nach Hause fahren und kochen. Irgendwie genoss ich es, dass alles im Moment so ruhig war. Man hetzte nicht mehr von A nach B und kam nirgends richtig an, sondern man nahm sich gerne den Moment mehr, weil man wusste, dass jede einzelne Sekunde wertvoll war. Mit diesen Gedanken saß ich im Studio und schrieb die ein oder andere Zeile ehe ich später den Ring abholte, einkaufen fuhr und dann nach Hause. Lena war noch nicht da, weshalb mir Zeit blieb den Ring rauszuholen und ihn nochmal zu mustern. Das glänzende Gold, die funkelnden Steine, die drei Wörter der Gravur. Ich hatte das Gefühl, er wäre perfekt. Damit würde ich ihr den Antrag machen. An ihrem Geburtstag in zwei Wochen. Noch war ich nicht allzu arg aufgeregt und sehr überzeugt von meiner Idee. Wie das kurz davor sein würde wusste ich noch nicht aber ich dachte auch nicht darüber nach.

Wie findet ihr den Ring?

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