•Marks Sicht•Es war bereits Nachmittag aber heute wollten wir die ganzen Fotos, die ich für den Heiratsantrag gedruckt hatte, im Arbeitszimmer aufhängen. Lena hatte dafür ein Deko-Fischernetz bestellt und kleine Wäscheklammern, ich hatte schon mal ein paar Nägel und einen Hammer geholt. Erstmal breiteten wir aber das Netz auf dem Boden aus. „Das sind so viele Bilder!", staunte sie wieder. „Und irgendwie sind alle besonders. Es gibt zu jedem eine Geschichte", meinte sie weiter und sah ein paar der Fotos nochmal an. „Da hast du Recht. Sollen wir die irgendwie sortieren oder machen wir einfach alle durcheinander, sodass man, egal wo man hinguckt, irgendwas neues sieht", fragte ich. „Ich bin für durcheinander aber du sortierst bestimmt lieber", meinte sie schmunzelnd. Ich war eigentlich immer der Ordentlichere von uns. „Bei Kunst kann auch ich meinen unglaublichen Ordnungswahn mal hinten anstellen", gab ich nur ironisch zurück woraufhin wir uns angrinsten. „Na komm, lass anfangen", sagte ich dann und so saßen wir kurz darauf auf dem Boden und verteilten Fotos auf dem Netz. Immer wieder hielten wir uns selbst auf, indem wir doch noch die ein oder andere Geschichte zu irgendeinem Foto erzählten. „Oh, das kenn ich noch gar nicht", meinte sie überrascht und sah sich das Foto genauer an. Es war eins aus Südafrika. Darauf saß ich mit Lena auf der Terrasse, neben uns noch Steff und Gentleman, und irgendjemand hatte ein Foto davon gemacht. „Ja ich wusste auch nicht so richtig warum das auf meinem Laptop war aber ich find's irgendwie schön. Die entspannte Stimmung sieht man schon fast", meinte ich. Sofort nickte Lena. „Ja, voll!", stimmte sie zu. So ging das fast drei Stunden aber dann war das Netz voller Fotos. „Jetzt muss es nur noch an die Wand", sagte ich. Also trugen wir das Konstrukt so vorsichtig es ging ins Arbeitszimmer. Ich nahm die Nägel und hämmerte einen in die Wand „Weißt du, wo hier die Leitungen sind?", wollte Lena leicht besorgt wissen. „Nicht hier", gab ich aber nur zurück. Steckdose und Lichtschalter waren an völlig anderen Stellen, das machte keinen Sinn, hier Leitungen dafür zu legen. „Soll ich trotzdem kurz die Sicherung raus machen?", wollte sie sichergehen. „Leni, die Kabel liegen von Steckdose und Lichtschalter eigentlich immer in möglichst graden Wegen in Richtung Sicherungskasten, also zum Flur. Hier ist kein Kabel", erklärte ich kurz und hatte damit auch Recht. Wenig später waren die Nägel in der Wand. „So, nimmst du die Seite? Dann hängen wir es jetzt auf", sagte ich und so taten wir das dann. Ein paar Fotos fielen bei der Aktion wieder ab aber dann hing das Netz und wir machten nur noch die letzten Bilder wieder fest. Dann traten wir Beide ein paar Schritte zurück und betrachteten unser Werk. „Sieht gut aus", sagte ich zufrieden. Verträumt lehnte Lena sich an mich, woraufhin ich die Arme um sie schloss. „Wir fangen langsam an, hier so richtig zu wohnen", stellte ich lächelnd fest. Ein leichtes Nicken war die Antwort. Ich legte einen Kleinen Kuss auf ihre Wange woraufhin sie sich zu mir drehte und mich richtig küsste. „Da sollen noch mehr Bilder kommen", murmelte sie. „Das finde ich auch. Am besten bis alle Wände voll sind. Nein, eigentlich einfach immer weiter", gab ich zurück. Ihr verliebtes Lächeln löste mal wieder so ein unglaubliches Kribbeln in mir aus. „Hör niemals auf mich so anzuschauen, ja?", bat ich sie verträumt. Mit einem kleinen Kichern küsste sie mich.
Am Abend kochten wir wieder zusammen und mittlerweile waren wir wirklich ein eingespieltes Team. Corona hatte uns total entschleunigt. Wir hatten so viel Zeit zusammen und genossen jede Sekunde. Gemeinsam frühstücken, den Tag fast immer zusammen verbringen, abends kochen, noch eine Runde mit Kiwi gehen und ins Bett. Das alles tat wahnsinnig gut und mittlerweile konnte ich mir auch überhaupt nicht mehr vorstellen ständig von Stadt zu Stadt zu reisen. Ich hatte fast Sorge, ob wir das überhaupt noch könnten, wenn der ganze Virus-Wahnsinn endlich vorbei wäre. Natürlich wollten wir wieder Konzerte spielen aber der ganze Stress drumherum war grade so weit weg wie noch nie zuvor. Auch ob ich es so lange von Lena getrennt aushalten würde wusste ich im Moment überhaupt nicht. Ich vermisste sie ja schon, wenn ich, sie oder wir Beide mal einen Tag im Studio waren. Irgendwie wollte ich mir aber auch gar keine Gedanken darüber machen. Schließlich war das noch eine Weile hin und die aktuelle Situation war keinesfalls besser oder wünschenswert. So einen Virus wünschte man keinem.
Habt ihr auch einen neuen Corona-Alltag?
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Der Weg des Lebens
FanfictionAlles beginnt mit einer Wanderung zu sich selbst gespickt mit Erinnerungen und neuen Gedanken. Was daraus entsteht ist bei Erreichen des Ziels jedoch noch immer fraglich. Eine Geschichte aus Sicht von Mark Forster. Auszug aus Teil 15: Sofort saß ich...