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•Marks Sicht•

Und dann kamen die Wochen, in denen wir mal hier, mal da waren. Beide auf Promo oder Lena im Studio. Ich hatte das Gefühl Lena häufiger in Zeitschriften zu sehen oder in Interviews zu hören, als persönlich aber wahrscheinlich hatte sie das selbe bei mir. Unser WhatsApp Chat wurde immer voller und voller, abends telefonierten wir meist mehrere Stunden, wenn mir nicht zu müde waren und heute waren wir endlich mal wieder im selben Hotel, diesmal in München. Leider kam ich aber erst am Abend wieder ins Hotel. Ich beeilte mich aber, mich umzuziehen und zu ihrem Zimmer zu kommen. In der Zwischenzeit schrieb sie mir eine Nachricht nach der anderen, dass sie wartet, mich vermisst, ich mich beeilen soll und so weiter. Darüber konnte ich nur den Kopf schütteln. Es ging mir ja genauso aber es ging ja nicht schneller dadurch. Schließlich klopfte ich endlich bei ihr und noch bevor ich meine Hand wieder ganz zurückgenommen hatte, sprang die Tür auf. Lena packte mich am Kragen, zog mich rein und fiel mir beinahe um den Hals, während sie ihre Lippen auf meine drückte. Ich konnte grade noch die Tür hinter mir zustoßen und musste etwas in den stürmischen Kuss lachen. „Ich hab dich auch vermisst", schmunzelte ich, als wir uns lösten. „Ich warte schon seit einer Stunde hier und hab nichts zu tun... eventuell... bin ich ziemlich ungeduldig, wenn es darum geht, dich wiederzusehen", gab sie zu und küsste mich direkt wieder, bevor ich einen blöden Spruch dazu machen konnte. Kaum trafen sich aber unsere Lippen wieder hatte ich sowieso alles vergessen. Endlich konnte ich meine Arme wieder richtig um sie schlingen und sie spüren. Telefonieren reichte einfach nicht, auch nicht mit Bild. Für einige Zeit genossen wir es einfach uns wieder zu haben und vergaßen völlig die Zeit.

Irgendwann bestellten wir Essen aufs Zimmer und erzählten uns gegenseitig, was die letzten Tage so passiert ist. Es tat gut wieder ihre Stimme zu hören. „Bleibst du hier heute Nacht?", fragte sie später, als wir zusammengekuschelt auf dem Bett saßen und Lena eine Serie angemacht hatte. „Glaubst du, ich geh jetzt einfach und leg mich ein paar Zimmer weiter alleine ins Bett?", fragte ich schmunzelnd. „Ich hoffe nicht", gab sie lächelnd zurück. Ich gab ihr einen sanften Kuss woraufhin sie sich einfach auf mich legte und zufrieden seufzte. Ich schmunzelte und legte die Arme wieder um ihren Körper.

Solche Tage oder Abende waren leider eine Seltenheit in den nächsten Wochen und meistens musste einer von uns auch innerhalb der nächsten paar Tage wieder weg, wenn nicht sogar am nächsten Morgen. Nach dem Release von Lenas Single ‚Don't lie to me' wurde es auch nicht grade häufiger bis mich eines Tages ein Anruf von Lena erreichte, die grade in LA war. Für mehrere Job-Termine hatte die Reise leider sein müssen und es war ja auch nur für ein paar Tage aber es gab so oft solche ‚paar Tage' in letzter Zeit, dass sie eigentlich nicht wirklich hatte fliegen wollen. Umso mehr verwunderte mich der Anruf. Bei ihr müsste es schon recht spät sein. Schnell nahm ich also den Anruf entgegen. „Leni, ist alles gut?", fragte ich direkt. Sie seufzte. „J-ja eigentlich schon", gab sie zurück. „Okay... wieso rufst du dann an?", wollte ich interessiert wissen. „Stör ich?", stellte sie die Gegenfrage. „Nein! Wirklich nicht! Abgesehen davon, dass ich sie mir genommen hätte, hab ich eh grad Zeit", sagte ich sofort. „Ich vermiss dich", gab sie zu. Ich seufzte, hatte das schon erwartet. Ab und zu hatte es solche Telefonate schon gegeben. Von beiden von uns, auch wenn ich sie manchmal getarnt hatte, weil ich nicht so zugeben wollte, wie sehr sie mir oft fehlte. „Ich dich auch", gab ich also ehrlich zurück. „Irgendwie wollte ich deine Stimme hören", sagte sie dann. „Ach du", seufzte ich, wusste nicht so richtig, was ich tun könnte. Meine Brust zog sich schmerzhaft zusammen, als ich ein leises Schluchzen hörte, sie wollte wohl nicht, dass ich es mitbekam aber mir war sofort klar, dass sie weinte. Wegen mir? Weil ich nicht bei ihr sein konnte? „Nicht weinen, Leni, bitte", sagte ich leise, auch wenn ich wusste, dass das nicht viel bringen würde. „Man, ich... ich will gar nicht weinen", murmelte sie. „Kann ich irgendwas für dich tun, Leni? Dir ne Schokolade zuschicken", versuchte ich sie ein bisschen aufzumuntern. Sie kicherte tatsächlich kurz. „Am liebsten ja aber bis die hier ist, bin ich wieder zurück", sagte sie dann. „Siehst du, wir haben uns bald wieder", gab ich also zurück. „Und dann? Für wie lange?", wollte sie wissen. „Zwei Wochen, Leni. Es sind mehr als ein paar Tage, wo ich nur Tourproben habe und du nur letzte Studioarbeiten", erklärte ich. „Gut...", sagte sie nur. Bis dahin waren es noch vier Tage. Ich hatte nur wenige Termine, die mich davon abgehalten hatten, mit zu fliegen nach LA und wir hatten sie auch nur nicht verlegt, weil es eben diese zwei Wochen dann gab. Vielleicht hätte ich mitfliegen sollen. „Leni... soll ich zu dir kommen? Ich könnte es bis morgen schaffen", sagte ich dann ein bisschen unüberlegt. „Wie denn? Du hast Termine. Ich... ich komm schon klar... es ist nur... ich hab mich heute ein paar Stunden mit Steffi getroffen und am Anfang echt mit ihr gesprochen, wie mit einem Interviewer", erklärte sie. Das kannte ich leider auch. „Genau das war das erste, was ich selber wahrgenommen habe, bevor ich die Pause gemacht hab letztes Jahr", fügte sie dann an. „Leni, das ist normal... leider. Aber solange du es merkst, ist alles gut, ja? Die Leute, die diese Pause mit dir durchgestanden haben, du hast selbst gesagt, sie spiegeln dich authentisch, dann werden sie dir sowas sagen und dann ist alles okay", versuchte ich sie zu beruhigen. „Ich weiß ja, aber... ich fühl mich so zurückgeworfen, dabei weiß ich ja eigentlich, dass alles okay ist", sagte sie. „Leni, ich versteh dich. Du erinnerst dich halt daran, wie es dir letztes Mal ging, als dir sowas aufgefallen ist aber es geht dir besser jetzt. Hoffe ich zumindest. Natürlich muss man sowas verarbeiten und sich damit befassen aber das hast du ja letztes Jahr wohl gut geübt. Denk reflektiert darüber nach und werd nicht panisch oder so. Es ist alles gut, ja?", redete ich weiter. „Ja... danke, Mark. Das musste ich wohl mal hören", gab sie ruhig zurück. Ich lächelte. „Dafür bin ich ja da", sagte ich nur. „Und das scheint gut so zu sein, ich hab dich lieb", seufzte sie. „Oh wow, also ich liebe dich", scherzte ich. Sie lachte sofort. „Ich dich auch", gab sie direkt zurück. „Dann schaffst du die drei Tage?", fragte ich noch. „Ja... danke, Mark", wiederholte sie. „Hey, du kannst immer anrufen, das weißt du", gab ich nur zurück. „Ja, ich weiß und es tut echt gut das zu wissen. Ich muss langsam schlafen", sagte sie dann. „Na dann, gute Nacht kleine Fee", lächelte ich. „Danke, und du hab noch einen schönen Tag und pass auf dich auf", gab sie zurück. „Mach ich, ich liebe dich", war das letzte was ich sagte. „Ich dich auch", erwiderte sie noch bevor wir auflegten. Sie schien einfach mal einen Rat gebraucht zu haben. Das gab es auch schon als wir noch nicht zusammen waren und es tat gut zu wissen, dass wir das immer noch konnten.

Habt ihr schon mal jemanden so vermisst, dass ihr ihn/sie nur angerufen habt, um mal wieder die Stimme zu hören?

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