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•Marks Sicht•

Eine Ewigkeit verbrachten wir damit uns Wohnungen am Laptop anzusehen. Irgendwann zwischendrin bestellten wir essen, schauten aber weiter. Irgendwie machte es Spaß unsere Vorstellungen immer klarer vor uns zu sehen. Wir würden zusammenziehen. Eigentlich hatte ich damit gerechnet, irgendwie Angst zu haben, mit ihr diesen Schritt zu gehen. Bis jetzt freute ich mich aber einfach nur. Irgendwie wusste ich, dass wir dem Anderen dennoch die Freiheit geben würden, die er brauchte. Wenn sie weg wollte, würde ich sie ziehen lassen, weil ich mir verdammt sicher war, dass sie wiederkommen würde. Keine Ahnung, woher ich diese Sicherheit nahm. Ich vertraute ihr seit Jahren so vieles an und sie hatte mir noch nie auch nur den kleinsten Grund dazu gegeben, dieses Vertrauen anzuzweifeln. Wahrscheinlich lag es daran. „Mark? Hörst du mir zu?", riss Lena mich aus meinen Gedanken. „Hm?", gab ich überrascht zurück. „Ich hab gesagt, ich möchte dann aber mein eigenes Schlafzimmer. Wir müssen ja nicht ständig zusammen einschlafen", sagte sie, woraufhin mir jegliche Gesichtszüge entglitten. Zum Glück fing sie sofort an zu lachen. „Nur ein Witz", lachte sie. „Du... Du kleines Biest", stieg ich in ihr Lachen ein und hielt sie fest, um sie durchzukitzeln. Ihr lautes Lachen brachte so eine Wärme mit sich. Ich wollte es am liebsten einfangen und mir immer anhören, wenn ich traurig war. „Mark... ich kann nicht mehr", brachte sie japsend hervor und versuchte ihr Lachen zu unterdrücken. Schmunzelnd zog ich sie fest an mich und drückte meine Lippen auf ihre Wange, was sie nochmal kichern ließ. Plötzlich sahen wir uns in die Augen und es war still. Ich konnte mich einfach nicht von dem Anblick ihrer wunderschönen, braunen Augen lösen. „Warum musst du morgen wieder weg?", fragte sie irgendwann leise. „Wahrscheinlich aus dem selben Grund wie du", gab ich nur zurück. „In 8 Tagen hast du Geburtstag und wir haben eine knappe Woche für uns. Und wir müssen nicht weg", versuchte ich ihr Mut zu machen. Sie wirkte so traurig. „Ich weiß... Ich vermiss dich nur jetzt schon. Morgen bin ich irgendwo im Hotel und muss die ganze Zeit an dich denken", seufzte sie. Ein Schauer jagte mir über den Rücken. Sie war so ehrlich und ich kannte dieses Gefühl, dass sie beschrieb so gut. Ohne sie einschlafen war das Schlimmste. „Wir schaffen das schon. Lass uns jetzt nicht dran denken. Eigentlich sollten wir längst schlafen", gab ich zurück. Noch immer sahen wir uns an, mittlerweile nicht mehr ganz so vertieft in die Augen des Anderen. Dennoch lag mein Blick auf ihr. Sie seufzte. Schmunzelnd umarmte ich sie. „Ich will dich auch nie mehr loslassen", sagte ich leise, traute mich kaum es auszusprechen. Dabei war es die Wahrheit. Sie verstärkte kurz die Umarmung, ehe wir uns lösten und sie mir einen Kuss gab. „Ich liebe das wenn du sowas sagst, weil ich weiß, wie schwer dir das manchmal fällt. Irgendwie hab ich dann immer das Gefühl es ist dir richtig wichtig", meinte sie. „Und ich liebe dich", gab ich nur zurück, wollte nicht unbedingt weiter darüber reden. „Ich dich auch", lächelte sie glücklich. Dann gingen wir aber wirklich langsam ins Bett.

„Meinst du meine... meine Schwester würde zu meinem Geburtstag kommen?", fragte sie plötzlich, als wir schon einige Zeit still im Bett gelegen hatten. Irgendwie hatte ich schon geahnt, dass sie noch grübelte und deshalb nicht schlief. „Bestimmt. Sobald wir ihre Adresse oder sowas haben, kannst du sie ja einfach fragen", schlug ich vor. „Und... und wenn sie nicht kommen will?", fragte Lena plötzlich verunsichert. „Dann musst du ihr noch ein bisschen Zeit geben. Aber ich glaube nicht, dass sie die braucht. Sie ist deine Schwester und du hast ihr ja nichts getan. Wieso sollte sie dich nicht kennenlernen wollen?", fragte ich also. Sie zuckte nur mit den Schultern. „Hör auf an dir zu zweifeln", flüsterte ich ihr ins Ohr und gab ihr einen kleinen Kuss auf die Schulter. „Ich geb mir Mühe", gab sie zurück und meinte das natürlich mit einem kleinen Schmunzeln. „Dann kannst du ja jetzt schlafen, hm? Sonst musst du morgen so viel Kaffee trinken", sagte ich leise und mit dem selben Schmunzeln. Ein leises Kichern verließ ihre Lippen, ehe sie sich nochmal richtig in meine Arme kuschelte und die Augen schloss. „Gute Nacht, kleine Fee", flüsterte ich noch und gab ihr einen letzten Kuss auf den Scheitel. „Gute Nacht. Ich überleg mir noch einen Spitznamen", meinte sie nur noch leise. Diesmal kicherte ich noch kurz ehe wir schließlich wirklich ruhig wurden und einschliefen.

Am Morgen wurden wir viel zu früh vom Wecker geweckt. Für Frühstück und eine Dusche war noch Zeit aber dann mussten wir Sachen packen und zum Bahnhof. Acht Tage würden wir uns nicht sehen und das war viel zu lange. Ich hatte keine Ahnung wie wir das bei irgendeiner Tour anstellen sollten. „Maaaaark?", frage Lena beim Kofferpacken. Ich sah sie nur fragend an und hatte ein Schmunzeln auf den Lippen, weil ich wusste, dass sie irgendwas von mir wollte. „Bekomm ich deinen Pulli?", fragte sie mit ihrem Hundeblick. Sehr gerne gab ich ihr also meinen dunkelblauen Pullover, den sie sofort einpackte. „Was machst du dann damit?", fragte ich mit einem kleinen Lächeln. Ich konnte es mir denken aber ich wollte genau die leichte Röte auf ihren Wangen sehen, die sie jetzt drauf hatte. „Der riecht halt nach dir", murmelte sie. Ich schloss meinen Koffer und umarmte sie nochmal richtig. „Wir telefonieren ganz viel, ja?", fragte ich. Sofort nickte sie. Eine ganze Weile standen wir so da und ich vergrub meine Nase in ihren Haaren, um ihren Duft aufzusaugen. Ich konnte sie verstehen, der Geruch eines so vertrauten Menschen, gab einem irgendwas besonderes. Ein Gefühl von zu Hause. Ein Klingeln unterbrach uns dann aber. „Bella", murmelte Lena als wir uns lösten. Ich nickte und trug ihr unsere Koffer hinterher in den Flur. Und so ging's für uns beide wieder los. Acht Tage Promotion.

Der Geruch von zu Hause... kennt ihr das?

Der Weg des LebensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt