Kapitel 19.9

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Kapitel 19.9

„Bis Morgen", sagte sie noch, bevor sie den Raum verließ und auf Victors Flügel zusteuerte. Ob er wirklich schlief? Sie würde nicht klopfe, wenn sie zu ihm ins Zimmer ging, damit sie ihn nicht weckte.

Lilly folgte ihr zwar, wie es sich gehörte, doch sie blieb vor Victors Flügel stehen.

Dort war es sehr ruhig. Genau wie zuvor, als er gebadet hatte, doch das Wasserplanschen fehlte.

Nanami bewegte sich langsam und lauschte, während sie auf sein Zimmer zuging, um ganz leise und vorsichtig zu Tür zu öffnen.

Tatsächlich lag Victor in seinem Bett. Die Decke soweit über sich gezogen, dass lediglich seine schwarzen Haare heraus lugten. Aber er hatte auch einen Arm außerhalb der Decke, der fast auf dem Boden hing.

Nanami trat nah an ihn heran, lauschte aber immer auf seine Regung. Dann streckte sie vorsichtig die Finger nach seinem Arm aus. Nur ganz sanft berührte sie ihn, um zu sehen, ob alles in Ordnung war.

Bevor sie sich versah, hatte er ihr Handgelenk gepackt und sie so gedreht, dass sie mit dem Rücken zu ihm stand und sich nicht wehren konnte. Es ging alles so schnell, dass sie nicht reagieren konnte, doch plötzlich spürte sie seinen heißen Atem an ihrem Nacken. „Was willst du hier?", knurrte er und sie spürte, dass er sich beherrschte. War er etwa aufgewacht und hatte in ihr einen Feind gesehen, der ihn angreifen will?

Nanamis Herz klopfte heftig und Erleichterung machte sich in ihr breit. Es ging ihm gut. Das war alles, was sie wissen wollte.

Ihre Beine gaben nach und ein erleichterter Laut verließ ihre Lippen. „Ich wollte nur sehen, ob es Euch gut geht", brachte sie irgendwie krächzend hervor.

Sein Griff wurde sofort weicher und er ließ sie los, bevor er sich wieder auf dem Bett niederließ. „Natürlich geht es mir gut", sagte er ernst. „Gibt es dir das Recht, einfach so in mein Zimmer zu kommen?"

„Ich wollte Euch nicht wecken", gestand sie. „Ich wollte nur sehen, ob es Euch gut geht", wiederholte sie. „Dann wäre ich sofort wieder gegangen."

„Mir geht es gut!", wiederholte Victor müde und gähnte laut.

„Entschuldigt, dass ich Euch geweckt habe", sagte sie und senkte den Kopf. Dann trat sie von ihm zurück. „Ich hoffe Ihr könnt wieder einschlafen", flüsterte sie, während sie sich langsam auf den Weg zur Tür machte. Jetzt fühlte sie sich schlecht, dass sie ihn geweckt hatte.

Sie spürte seinen Blick in ihrem Rücken. „Jetzt, nachdem du mich geweckt hast? Der Schlaftrank war völlig umsonst. Dann kann ich auch gleich wachbleiben", bemerkte er trocken. „Trotzdem danke, dass du nach mir gesehen hast."

Nanami hielt zögerlich inne. „Ich könnte Euch ... massieren. Das hilft beim Einschlafen", bot sie an, wusste jedoch, dass er es wohl ablehnen würde.

„Massieren?", fragte Victor und zog die Augenbrauen nach oben. „Kommt nicht in Frage. Dazu tut die Haut momentan noch zu weh. Sie muss sich erst erholen."

„Es wird nicht weh tun", versprach sie. Irgendwie hatte sie das Gefühl zu wissen, was sie tun musste.

Der Prinz schnaubte verächtlich und starrte sie an. „Ich warne dich. Sollte es wehtun, wirst du diese Nacht nicht überleben", drohte er sichtlich missmutig.

Nanami lächelte schief. „Wäre kein Verlust", sagte sie und kam langsam auf ihn zu. Sie sah es als Einladung.

Dabei entging ihr nicht, wie er ihren Bewegungen folgte. Wie ein Raubtier, das verwundet war und wartete, sich zu wehren.

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