Kapitel 15.3

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Kapitel 15.3

„Wenn du etwas willst, ist es Arbeit. Und in mein Arbeitszimmer kommt außer mir auch niemand", behauptete Victor mit funkelnden Augen. „Aber gut, meinetwegen. Mach, was du willst."

„Ich möchte nichts von Euch", sagte sie ernst. „Ihr müsst nicht lesen, wenn Ihr nicht wollt, daher ist es keine Arbeit."

„Nanami, lass das", bat er eindringlich. „Warum hast du überhaupt geheult?", wollte er nach einer eindringlichen Musterung wissen.

„Ich war auf einer Beerdigung", flüsterte sie und ließ die Schultern hängen.

„Achso. Passiert", meinte er gleichgültig.

Nanami kämpfte erneut mit den Tränen und verlor, als ihr eine davon die Wange hinabrollte. „Mich nimmt es mit", flüsterte sie.

„Klar, du bist auch eine Frau", erwiderte Victor und zuckte mit den Schultern. Wie es aussah, war es ihm wirklich egal, dass Leute beerdigt wurden. Vielleicht hatte er wirklich kein Herz mehr, solange er nüchtern war.

Nanami fuhr sich über die Augen. „Sie war die erste neben deinem Vater, die mich mochte", flüsterte sie erschöpft.

„Ist doch kein Wunder. Du bist ein Heilmagier. Die mögen wir nicht", behauptete Victor, hob aber seine Hand, um ihr eine Träne von der Wange zu streichen.

„Vielleicht habt Ihr Recht und ich bin es gar nicht wert, gemocht zu werden", flüsterte sie niedergeschlagen.

„Sag ich doch schon die ganze Zeit", meinte er kopfschüttelnd und zog sie plötzlich in seine Arme. „Und trotzdem bist du ganz nett. Nervig wie die Pest, aber nett."

Nanami versteifte sich für einen Moment, bevor sie sich wieder entspannte. Die Umarmung kam unerwartet und half ihr dabei, die Gefühle zu verarbeiten. „Danke", murmelte sie, da er noch nie gesagt hatte, dass er sie wenigstens ein bisschen nett fand.

Seine Umarmung dauerte nicht lange und er ließ sie wieder los. „Auch wenn du nicht willst, du solltest dich an unsere Gegebenheiten anpassen und versuchen, sie in gewisser Weise zu akzeptieren", sagte er ernst. „Ich verstehe, dass es hier ganz anders ist und du nicht mehr über den Männern stehst. Aber so ist unsere Hierarchie. Finde dich damit ab, dann machst du es dir ein bisschen leichter", fuhr er fort und sah ihr in die Augen. „Ich sage nicht, dass du mit allem einverstanden sein musst, aber du solltest trotzdem zumindest versuchen, dich ein wenig umzugewöhnen."

„Das wäre wesentlich einfacher, wenn mir irgendjemand erklären würde, was von mir erwartet wird", murmelte sie. Bisher war es immer im Sinne von: Das ging jetzt, aber nicht sobald sie Victors Frau war. Das war nur überhaupt nicht hilfreich. „Zudem läuft das Schloss nebenbei." Durch ihre Geister war sie so gut wie immer auf dem neusten Stand, brauchte keine langen Unterhaltungen und konnte im Grunde alles Wichtige in wenigen Stunden abhandeln. Den Rest war ihr langweilig.

„Eric hat dir sicherlich gesagt, dass du dich um alles, was im und um das Schloss herum passiert, zuständig ist. Das ist eine große Verantwortung", erklärte Victor und schien nicht mehr ansatzweise so verärgert zu sein, wie zuvor. „Du bist für die Menschen, die hier arbeiten, zuständig. In deinem Arbeitszimmer sind Ordner, in denen deine Tätigkeiten niedergeschrieben sind."

Nanami zuckte die Schultern. „Gelesen und das mache ich schon, seitdem ich drei Tage hier bin", murmelte sie. „Aber aktuell geht es noch über Eric, nicht über dich, daher landen die Dokumente auch nicht bei dir. Zudem sind das keine Dinge, die wirklich viel Arbeit bedeuten. Nicht für mich."

„Du wirst ja wohl irgendwelche Freizeitbeschäftigungen haben", bemerkte Victor mit hochgezogen Augenbrauen. „Oder bist du so einfältig und langweilig?"

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