Kapitel 31.2

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Kapitel 31.2

"Vorausgesetzt, Ihr möchtet es", sagte Clarissa hastig. "Vielleicht möchtet Ihr auch lieber eine Eurer Schwestern einsetzen."

"Ich bin kein großer Freund von Kindermädchen", gestand Nanami. "Aber da mir von Euch nur Gutes zu Ohren gekommen ist, möchte ich es gern versuchen", erklärte sie und schloss für einen Moment ihre Augen, um ihre Magie zu sammeln.

"Ich bin kein gewöhnliches Kindermädchen", erklärte Clarissa und rückte ihre Haube zurecht. "Ich bin in erster Linie Hebamme, die auf die werdende Mütter aufpasst und ihnen mit Rat und Tat zur Seite steht, wenn sie etwas wissen wollen. Natürlich übernehme ich auch Dienste, wenn Ihr krank seid, aber für die Kindererziehung seid Ihr selbst verantwortlich."

"Da würde ich mir auch nicht reinreden lassen", schmunzelte Nanami. Zur Geburt hätte sie jedoch trotzdem gern eine ihrer Schwestern hier. Aber noch war es nicht so weit.

Nanami öffnete ihre Augen und sah sich um, bevor sie leise und enttäuscht seufzte. Nur die Schemen waren da.

Dabei bemerkte sie, wie Clarissa sie musterte. "Versteht mich nicht falsch, ich war damals Victors und Katjas Kindermädchen und habe auf sie aufgepasst, wenn ihre Eltern nicht da waren. Außerdem habe ich Zeit mit ihnen verbracht, um mit ihnen die Welt zu entdecken, wenn Madeleine es nicht konnte."

Nanami nickte. Sie konnte nicht sagen, dass Madeleine ihr einiges von Clarissa erzählt hatte. Katja war leider nicht so gesprächig gewesen. Das kleine Mädchen vermisste Nanami etwas, obwohl sie eher selten miteinander gesprochen hatten.

Meistens hatte Katja gespielt und vor sich hin gesungen. Selbst als Geist war sie fröhlich und spielerisch. "Wenn es also etwas gibt, bei dem ich Euch helfen kann, lasst es mich wissen. Es war Victors Idee, mich hierher zu holen, doch er wollte keine Fremden an das Kind und seine Frau lassen", sagte sie vorsichtig.

Erneut schloss Nanami die Augen und lächelte. "Es ist ... überraschend", gestand sie leise. "Ich fühle mich hier unglaublich wohl und das ausgerechnet wegen Victor." Leicht schüttelte sie den Kopf. "Hätte man mir das am Tag meiner Ankunft gesagt, hätte ich gelacht."

Clarissa schmunzelte. "Er ist ... eigenartig, aber wenn man ihn näher und seine Beweggründe kennt, weiß man, warum er so ist, wie er ist", sagte sie lächelnd. "Ihr wisst selbst, dass er andere gerne abschreckt, um in Ruhe gelassen zu werden. Das wird sich wohl auch nie ändern."

Nanami lachte. "Gut, dass ich mich nie abschrecken lassen habe", sagte sie und setzte sich wieder auf, um ein paar kleine Übungen zu machen.

"Möchtet Ihr meine Hand nehmen, und ein paar Schritte wagen?", fragte Clarissa voller Eifer.

Nanami war sich etwas unsicher. "Ich weiß nicht, ob Ihr mich halten könnt, wenn ich falle", sagte sie entschuldigend und bewegte lediglich ihre Beine, um die Muskeln zu stärken. "Würdet Ihr mir etwas über Victor erzählen? Als er noch klein war?"

"Ich sehe nicht so aus, aber glaubt mir, ich kann Euch halten", lächelte Clarissa und hielt ihr die Hände hin, damit sie sich hochziehen konnte. "Was würdet Ihr gerne wissen?"

Zögerlich griff Nanami danach. Sie wusste nicht, ob es gut war, sich so zu überanstrengen, aber sie wollte gern zumindest stehen, wenn sie zu ihren Schwestern kam. Darum zog sie sich auch langsam nach oben. "Ich weiß nicht", sagte sie angespannt, weil es gar nicht so leicht war und ihre Füße schmerzten.

"Ganz langsam", beruhigte Clarissa sie. "Macht, so wie Ihr Euch wohlfühlt. Es ist lediglich ein Vorschlag", fuhr sie fort und beobachtete Nanami genau.

"Es ist ... schwer und tut weh", gestand sie, wollte sich aber zumindest etwas auf den Beinen halten, um zu sehen, wo die Probleme lagen. Jedoch konnte sie selbst mit Hilfe nur wenige Sekunden stehen, bevor sie sich wieder zurück aufs Bett setzen musste. Ihr traten vor Schmerzen sogar Tränen in die Augen.

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