Kapitel 4.2

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Kapitel 4.2

Bevor sich Nanami jedoch weiter Gedanken machen konnte, eilte Lilly bereits auf sie zu. „Prinzessin Nanami!", sagte sie und keuchte. Anscheinend war sie die ganze Zeit gerannt. Ihre Bäckchen waren leicht rot und sie schwitzte. „Ich habe Euch überall gesucht", erklärte Lilly und beruhigte sich. „König Eric will mit Euch sprechen."

Nanami neigte den Kopf. Sie war noch nicht angezogen und im Nachthemd unterwegs. Was sie weniger störte. „Ich werde mich sofort umziehen gehen", sagte sie lächelnd.

Zustimmend nickte Lilly, drängte Nanami jedoch. Als wäre es sehr wichtig, dass sie sich beeilte.

Das tat sie auch und es dauerte nicht lange, da war Nanami angezogen und folgte Lilly in Richtung Eric.

Dieser wartete in Speiseraum auf sie. Er saß am Tisch und frühstückte, als die Wachen die Tür öffneten und Nanami hereintreten konnte. „Guten Morgen, Nanami", sagte er und nickte auf den Platz, auf dem sie gestern gesessen hatte.

„Guten Morgen", grüßte sie zurück und lächelte leicht, während sie sich niederließ. „Verzeiht meine Verspätung, ich war bei Eurem Sohn."

Überrascht hob er eine Augenbraue. „Und? War er gestern bei dir?", fragte er und wirkte neugierig.

„Ja, war er", meinte Nanami und zupfte automatisch an ihren Ärmeln, um die roten Stellen zu verdecken. Gestern war sie einfach viel zu erschöpft gewesen, um diese zu heilen und auch heute fühlte sie sich noch nicht danach. Zudem war es nicht nötig. Sie würden von allein vergehen.

Jedoch waren Eric die Stellen nicht entgangen. „Ich nehme an, er war alles andere als freundlich", seufzte er zerknirscht. „Dieser Mann ist sturer als Granit", grummelte er und rieb sich nachdenklich das Kinn. „Was hast du bei ihm gemacht?"

„Er meinte, ich lebe, das reicht", seufzte sie leise und lächelte dann. „Ich habe ihm vorgesungen."

Zu ihrer Überraschung schlug Eric so hart auf den Tisch, dass das Geschirr klirrte. „Dieser Hirnochse", fluchte er. „Wann wird er es endlich lernen, sich wieder zu öffnen?"

„Es wird Zeit brauchen", meinte Nanami beruhigend. Nach diesem Morgen hatte sie zumindest das Gefühl, dass es möglich war. Er schien auf sie sogar sehr empfindlich zu reagieren. Immerhin hatte sie ihn bereits nach zwei Tagen zum Weinen gebracht. Das war schneller gegangen, als sie erwartet hatte.

Eric verschränkte seine Hände und legte sein Kinn darauf ab. Wütend starrte er vor sich hin. „Ich glaube, es ist besser, alles abzublasen. Ich werde veranlassen, dass du zurück zu deiner Familie kommst."

Das kam sehr überraschend, da sie doch erst seit zwei Tagen hier war. So gern sie es wollte, so große Angst hatte sie, dass der Krieg deshalb weiter geht.

Nanami schüttelte leicht den Kopf. „Ich bin hier, um den Krieg zu beenden", sagte sie leise. „Dafür bin ich bereit alle Arten von Opfern zu bringen, die es benötigt", erklärte sie ernst.

Eric winkte ab. „Ich werde den Krieg beenden und dir den Vertrag mitgeben", sagte er und stand auf. „Ich lasse es nicht mehr zu, wie Victor alles und jeden ins Unglück stürzt." Dass er damit die Drohung aussprach, von der er am Vortag gesprochen hatte, war deutlich.

Nanami erhob sich ebenfalls und trat auf ihn zu. Dann legte sie sanft eine Hand auf seine. Es war ihr zu wider ein Menschenleben zu opfern, obwohl es noch nicht nötig war. „Bitte gibt mir einen Monat", bat sie leise und eindringlich.

Der König schüttelte den Kopf. „Nein, Nanami. Ich habe dir mehrere Monate gegeben. Bis zur Hochzeit. Aber ich lasse es nicht mehr zu, dass er anderen weh tut, weil er selbst verletzt ist. Allen voran dir", sagte er, wobei er sehr traurig klang. Wahrscheinlich war Nanami seine letzte Hoffnung gewesen, weil sie Madeleine so ähnlich war. In der Hoffnung, er würde dadurch wieder auftauen.

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