Kapitel 8.4

2.2K 151 9
                                    

Kapitel 8.4

Das gefiel Nanami gar nicht. Ob sie wohl die Reise zu ihrer Freundin schaffen würde? Dort konnte man sich um sie kümmern.

Nanami ließ von ihrem Arm ab. "Bitte nicht erschrecken", bat sie. "Ich werde meine Hand auf Eure Augen legen."

Obwohl Nanami sie gewarnt hatte, kam sie anscheinend nicht umhin, sich zu erschrecken. Wahrscheinlich hatte sie schon lange keiner mehr dort berührt. Der Frau fiel vor Schreck das Essen aus der Hand.

Nanami griff danach, um es zu fangen und ließ damit von ihren Augen ab. "Entschuldigt", sagte sie schuldbewusst. Sie hatte der Frau keine Angst machen wollen.

Auch diese entschuldigte sich mit der Begründung, dass sie, seitdem sie blind war, oft Angst hatte, dass jemand vor ihr stand und ihr weh tun wollte. „Wisst Ihr, mein Mann war nie sehr liebevoll ..."

"Das tut mir sehr leid", sagte Nanami mitfühlend und betrachtete für einen Moment das Gebäck. Vielleicht war eine Suppe besser für die Frau geeignet. Schnell aß es Nanami selbst, bevor sie noch einmal darum bat, ihre Hände auf die Augen der Frau legen zu dürfen. Jedoch wartete sie dieses Mal auf ihr Einverständnis.

„Darf ich Eure Hände darauf legen? Ich erschrecke mich sonst wieder", gestand die Frau leise.

"Ja, natürlich", stimmte Nanami zu und legte ihre Hände in die der Frau, damit diese entscheiden konnte.

Langsam legte sie Nanamis Hände auf ihre Augen und seufzte für einen kurzen Moment zufrieden. „Jetzt weiß ich, dass Ihr es seid", sagte sie lächelnd.

Nanami nutzte die Gelegenheit und kontrollierte die Augen der Frau. "Da kann ich wohl nicht so viel machen, aber vielleicht ist es mir möglich, dass Ihr zumindest wieder Schemen sehen könnt."

Sanft streichelte die Frau über Nanamis Hände. „Das braucht Ihr nicht. Meine Zeit ist bald gekommen, mich in den Himmel zu begeben", sagte sie leise.

"Aber bis dahin sollt Ihr es trotzdem so angenehm wie möglich haben", meinte Nanami ebenfalls sanft. Dennoch ließ sie von ihren Augen ab. "Habt Ihr eine Kochstelle, dann bereite ich Euch eine Suppe zu", sagte sie, da sie einige Dinge dabei hatte.

„Ja, aber die ist schon lange aus. Ich finde nicht mehr die Kraft dazu, sie anzumachen", erwiderte die Frau und blieb ruhig sitzen. Allerdings beugte sie sich vor und tastete nach dem Gebäck, das ihr zuvor heruntergefallen war.

Nanami holte ein neues hervor und reichte es ihr. "Darum kümmere ich mich", versicherte sie. Es würde nicht so schwer werden, den Ofen anzubekommen und eine Suppe zu kochen.

„Ich danke Euch", flüsterte die Frau und begann, das Gebäck zu essen. Dabei blieb sie auf dem Stuhl sitzen und schien zu lauschen. „Wie geht es Prinz Victor und König Eric?", erkundigte sie sich beiläufig.

Dass sie scheinbar wusste, dass Nanami etwas mit den beiden zu tun hatte, wunderte sie kaum. Wenn Kaze sie schickte, musste sie zumindest diesen kennen. "Es geht beiden gut", sagte sie fast schon liebevoll. Vor allem, wenn sie an Eric dachte, der ein wirklich guter Schwiegervater werden würde.

„Das ist gut. Wisst Ihr, ob sie die Heilmagierin bereits geholt haben? Ich hoffe sehr, dass dadurch der Krieg beendet wird. Die jüngeren Generationen brauchen eine Zukunft, die nicht aus Töten besteht", seufzte die Frau und entschuldigte sich, weil sie sich noch nicht vorgestellt hatte. Ihr Name war Clarissa.

"Ja, das haben sie schon", meinte Nanami und wusste, dass man das Schmunzeln in ihrer Stimme hören konnte. "Allerdings scheint es, als würden sich der Prinz und sie nicht so gut verstehen."

MagierkriegeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt