Kapitel 10.3

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Kapitel 10.3

"Ich rede von Victor", murmelte sie und nickte. Sie war dankbar dafür, dass Lilly sie waschen wollte. Das würde ihr sicher gut tun.

Diese begann, Nanamis Körper sanft mit dem Schwamm zu waschen. „Prinz Victor hat schon sehr früh geäußert, dass er, wenn er verheiratet ist, sich keiner anderen Frau widmen wird", erzählte die Kammerzoffe langsam. „Zumindest, als er noch klein gewesen war. Ich nehme an, er hält sich daran und hat Angst, durch eine Bindung sein Ansehen zu verlieren", murmelte Lilly, nahm Nanamis Arm und hob ihn sanft nach oben, um sie ausgiebig zu säubern. „Manchmal ertränkt er seinen Kummer, nicht mit Gefühlen umgehen zu können, in Alkohol. Dann geht es ihm ein oder zwei Tage schlecht und er ist wieder der eiskalte Prinz."

"Kein Wunder, dass sein Körper so durcheinander war", murmelte Nanami, die froh darüber war, dass Lilly ihr so half. Allein würde sie es wohl niemals schaffen.

Ihre Gedanken kreisten um Victor. Sie hörte immer mehr Dinge von ihm, die ihr Hoffnung machten und gleichzeitig wusste sie nicht, was sie davon halten sollte.

Während Lilly sie wusch, ließ sie das schmutzige Wasser aus dem Holzzuber und ließ neues ein. Somit sollte eine gründliche Reinigung garantiert werden. „Ihr sagtet, er fasst Euch nicht an, sondern fesselt Euch?", fragte sie und schüttelte eine großzügige Portion von Eukalyptus in das frische Wasser.

"Ja, mit seiner Gabe", murmelte Nanami und atmete tief ein, während sie noch immer das Wasser genoss. Es tat ihr sehr gut und sie hatte das Gefühl, ihre Nase würde endlich wieder frei werden.

Lilly winkte ab. „Das macht er mit jeder Frau", behauptete sie ernst. „Er liebt Fesselspiele und wenn Frauen wehrlos sind. Bei den neuen macht er das auch, um herauszufinden, wie weit er gehen kann und wie weit sie so etwas zulassen. Dann sortiert er sie gnadenlos aus", fuhr sie fort. „Das heißt, wenn eine überhaupt nicht damit klarkommt, wird er sich nicht um sie kümmern. Im Laufe der Zeit haben viele gelernt, wie man ihm gefallen sollte."

"Mich stört es nicht", gestand Nanami. "Ich bin sowieso meist passiv. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er damit mehr wollte, als mich einfach nur aus seiner Nähe wegschaffen." Nanami fragte sich, wie Victor wohl wirklich war. Was mochte er an einer Frau und was nicht?

„Es gibt Tage, da ist er sehr fordernd und verlangt sehr viel von einer Frau. Passivität ist bei ihm nicht erwünscht. Selbst wenn er sie fesselt", sagte sie und es klang, als würde sie aus Erfahrung sprechen. „Dann gibt es die Tage, in denen er viel trinkt. Wenn er das tut ... ist er so zahm und sanft wie ein Schmetterling. Der Alkohol verändert ihn völlig", seufzte sie, während sie Nanami eine Fußmassage gab.

"Ich kenne es nur so, dass Alkohol die aggressive Seite steigert", gestand die Prinzessin und wollte wissen, ob Lilly ihr Vorschläge geben konnte, was sie tun könnte. Wenn er Passivität nicht wünschte, was dann?

„Bei vielen steigert es die Aggressivität. Bei ihm hat es die gegenteilige Wirkung", sagte Lilly, die anscheinend genau wusste, wie man Füße massierte. „Er mag aktive Frauen, die ihn verwöhnen, selbst wenn sie gefesselt sind. Sie sind immer wieder anders gefesselt. Manchmal lässt er die Fäden auch völlig weg", erklärte sie nachdenklich. „Es kommt auf seine Laune drauf an. Fakt ist jedoch, dass er kein liebevoller Liebhaber ist. Eher rau, wild und ungehemmt."

Nanami seufzte. "Das ist zwar gut zu wissen, hilft mir aber leider so gar nicht", gestand sie niedergeschlagen. Wobei sie es vielleicht einmal mit Alkohol probieren sollte. Vielleicht half das.

„Wenn Ihr mich um Raf fragt ... Ihr seid seine zukünftige Frau und solltet Euch nicht kleinkriegen lassen. Ihm die Stirn bieten, um den wahren Prinz Victor kennenzulernen", sagte Lilly und sah zu Nanami auf. „Natürlich nur, falls es Euch interessiert. Ihr seid nicht gezwungen, es zu tun. Allerdings haben wir mitbekommen, dass er mit aufmüpfigen Frauen kaum umgehen kann. Sie sind seine Schwachstelle."

"Das hab ich auch schon bemerkt", murmelte Nanami, die sich bei Lilly für ihre Hilfe bedankte. Sie wollte gern wieder aus der Wanne und sich hinlegen. Irgendwie freute sie sich auf Reise und wollte schnell wieder gesund werden.

Mit Lilly Hilfe schaffte Nanami es, aus dem Zuber zu steigen. Sofort schlang die Kammerzoffe ihr ein Handtuch um den schmalen Körper. „Welches Kleid möchtet Ihr anziehen?", erkundigte sie sich, während sie Nanamis Haut sanft abtupfte.

"Ich werde mich wieder hinlegen", murmelte sie. "Also erst einmal keines oder ein ganz leichtes", sagte sie und fühlte sich plötzlich wieder sehr müde.

„Ich werde Euch Euer Schlafkleid bringen", sagte Lilly sofort. „Kaze hat mich gebeten, Euch wieder in Euer Krankenzimmer zu bringen."

Nanami nickte. Sie war ganz gern dort und im Moment war es auch ruhig um sie herum. Keine Geister und somit auch keine Stimmen, weil sie nicht genügend Kraft besaß, diese zu hören. Es war so angenehm, dass sie ihre Krankheit fast sogar genoss.

Lilly verschwand in Nanamis Schlafzimmer und holte das gewünschte Kleid. Dann half sie ihr, es anzuziehen. „Braucht Ihr Hilfe beim Laufen? Das Krankenzimmer ist nur ein paar Zimmer weiter", bemerkte Lilly. Es war ganz praktisch, dass sozusagen fast alles in einem Flügel vorhanden war.

"Ich würde es gern allein probieren wollen", bat Nanami, die sich jedoch schon jetzt an einer Wand festhielt. Sie wollte trotzdem testen, wie sehr sie ihren Körper belasten konnte. Darum setzte sie sich auch langsam in Bewegung.

Ihre Kammerzoffe blieb dicht an ihrer Seite, um eingreifen zu können, sollte etwas sein.

Nanami tastete sich langsam vor und ging Schritt für Schritt voran. Langsam, aber ausdauernd.

„Ihr macht das gut", sagte Lilly bewundernd. „Ihr seid wirklich stark."

"Im Moment bin ich völlig fertig", gestand sie seufzend und war froh, wenn sie endlich wieder im Bett lag. Zum Glück war es nicht mehr weite und sie trat endlich ins Zimmer.

Kaze war bereits da und kam sofort auf sie zu. „Alles in Ordnung?", fragte er sichtlich besorgt und hielt ihr stützend den Arm hin.

"Ja, ich bin nur müde und wollte meinen Körper etwas einschätzen", sagte sie und nahm den dargebotenen Arm an.

Vorsichtig brachte der Heiler sie wieder an das Bett und half ihr, sich bequem hinzulegen. Er half ihr sogar, die Beine nach oben zu heben, damit sie sich nicht anstrengen musste.

"Danke", murmelte Nanami und war daraufhin schon wieder eingeschlagen, weil ihr Körper die Ruhe brauchte.

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