Kapitel 14.4

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Kapitel 14.4

Er musste immer gegen sprechen und auf seiner Meinung pochen. Oder er schickte sie weg. Es war zum verrückt werden.

Wenigstens wusste Nanami nun, dass es sich nicht um sein altes Kindermädchen handelte, aber es machte die Situation nicht besser.

Nanami entschied sich dazu, etwas zu tun, was ihr wahrscheinlich das Leben schwer machen würde, doch sie würde es versuchen.

Langsam lief sie den Flur entlang und bat Torque leise, einige Geister, die Victor kannte, bei ihm im Zimmer zu versammeln. Sie selbst machte sich auf den Weg nach draußen. Dorthin, wo sie Victors Fenster erreichen würde. Allerdings würde sie so stehen, dass er sie nicht sah, wenn er hinausblickte.

Sehr viele kannte Torque nicht, aber er trieb zumindest drei weitere Geister auf. „Was habt Ihr vor, Prinzessin?", fragte er neugierig.

"Ich werde dafür sorgen, dass er euch sieht. Sieht und hört. Ob er daran glaubt oder nicht", sagte sie ernst. "Nutzt diese Zeit gut."

„Er betrinkt sich und schüttet gerade eine Menge Alkohol in sich hinein. Ganz sicher schiebt er es auf Wahrnehmungsstörung", bemerkte Torque nüchtern. „Wäre es nicht besser, Ihr würdet noch einmal hingehen? Wenn er betrunken ist, kann man leichter mit ihm reden."

Nanami seufzte. "Gut. Solange er nicht nüchtern ist, bringt das nichts", sagte sie. Zudem konnte sie diesen Zauber später anwenden. Es war ihre letzte Möglichkeit. Danach würde sie wohl gar nichts mehr machen können.

Vielleicht war er jetzt im betrunkenen Zustand gesprächiger. Wenn er jetzt schon betrunken war, hatte er nicht sehr viel gegessen, obwohl er im Speisesaal gewesen war. „Danke, Prinzessin. Ich bin mir sicher, dass Ihr es schaffen könnt, den Sturkopf zu knacken", sagte Torque aufmunternd.

Das sie selbst dabei war, aufzugeben, schien ihm gar nicht aufzufallen. Nanami würde es ihm aber auch nicht sagen, weshalb sie einfach nur nickte. Selbst, wenn sie ihn knacken konnte, wäre sie danach selbst noch fertiger als ohnehin schon.

„Wir sind bei Euch, Prinzessin", versprach Torque. „Wir selbst hatten nie viel mit ihm zu tun, daher glaube ich nicht, dass er auf uns hören würde. Im übrigen heult er gerade", meinte Torque verächtlich.

"Ich würde gern mitmachen, aber das interessiert sowieso niemanden", murmelte Nanami, die mittlerweile das Gefühl hatte, nur dazu da zu sein, um Victor das Leben schwer zu machen. Was wohl auch so war.

Sie fügte sich, während sie die Gänge erneut entlanglief und schließlich Victors Tür öffnete, ohne anzuklopfen.

Ohne seinen Kopf zu heben, saß der Prinz am Tisch und hatte diesen in seinen Armen vergraben. Dass er weinte, war gar nicht zu hören und er schien Nanamis Eintreten nicht einmal mitzubekommen.

„Weint ruhig mit ihm mit. Vielleicht hilft das", schlug Torque vor und blieb mit den drei anderen Geistern an der Tür stehen.

Nanami trat auf Victor zu und nahm ihn einfach in die Arme.

Das war ein Moment, indem er ihr leid tat. Gleichzeitig wusste sie, dass er für niemand anderes solche Gefühle empfand und das verursachte eine Leere in ihr, die sie irgendwie betäubte.

Sie spürte, dass er sich anspannte und sein Griff um die Flasche fester wurde. Plötzlich drehte er sich zu ihr um und nahm Nanami in seine Arme und legte seinen Kopf an ihre Schulter.

Das kam überraschend, doch sie ließ es zu. Zudem ließ sie ihre Hände über seinen Rücken wandern, um ihn sanft zu streicheln. Sie selbst schloss ihre Augen und genoss es, einmal wieder eine Umarmung zu spüren, auch wenn es Victor wohl egal war, wie es ihr ging.

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