Kapitel 12.11

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Kapitel 12.11

"Natürlich", bemerkte er arrogant. "Was denn sonst?" Der Schwarzhaarige wirkte nicht, als würde es ihn stören. Er schien es zu mögen, die Schwachstellen anderer herauszufinden und auch auszunutzen. Ob er Nanamis wirkliche Schwachstelle auch gegen sie verwenden würde?

"Und du denkst, dass ich es dir einfach so sagen werde?", fragte sie belustigt. "Als würdest du nicht bereits genug Schwachstellen von mir kennen", bemerkte sie. Da sie mittlerweile lag, beruhigte sich ihr Kopf wieder. Auch weil sie keine Magie mehr gegen den Alkohol anwenden musste. Das würde jedoch morgen wieder kommen.

"Es reicht, dich anzusehen, um zu wissen, was bei dir im Kopf passiert", erwiderte Victor ernst und tippte ihr gegen die Stirn.

"Ach so? Und was geht in meinem Kopf vor?", fragte sie belustigt.

"Du willst gerade etwas, was ich dir ganz sicher nicht geben werde, weil ich mich nicht verführen lasse", antwortete Victor gelassen. "Außerdem hast du Kopfschmerzen von deiner Trinkerei."

"Das zweite ist richtig", sagte sie grinsend. Allerdings hielt es sich in Grenzen. "Das andere: Werden wir sehen." Sie ließ es absichtlich wie eine Herausforderung klingen.

"Du bist schlecht im Lügen", behauptete der Schwarzhaarige und drehte sich um. "Lass dir nicht einfallen, mich mit Alkohol abzufüllen. Du wirst mich trotzdem nicht verführen können. Und jetzt schlaf deinen Rausch aus."

"Du bringst mich sogar noch auf Idee", bemerkte sie und setzte sich ein Stückchen auf, um sich aus dem Kleid zu schälen, da sie nicht schon wieder damit schlafen wollte. Dabei störte es sie nicht, dass er noch im Raum war.

Sie hörte sein belustigtes Schnauben. "Und du glaubst, ich lasse mich darauf ein?", fragte er, drehte sich zu ihr um und sah sie an. Ob ihm das, was er sah, gefiel, konnte Nanami nicht sagen. Zumindest war sein Blick nicht starrend oder merkwürdig.

Sie ließ sich davon jedoch kaum stören und zog sich schließlich so weit aus, dass sie nackt war und unter die Bettdecke rutschen konnte. "Und du glaubst, ich lass mich davon abhalten?", erwiderte sie eine Frage schelmisch.

"Wahrscheinlich nicht. Ist mir aber egal", meinte er schulterzuckend und fuhr sich durch die noch leicht nassen Haare. "Jedenfalls danke."

"Gern", erwiderte sie und kuschelte sich in ihre Decke. "Dir auch danke, dass du mich nicht gleich wieder in den Kerker gesperrt hast", sagte sie fast nüchtern, aber trotzdem dankbar.

"Ist wenigstens ein Ort, wo ich Ruhe vor dir habe und du nicht wieder etwas anstellst", erwiderte er trocken. Victor klang ernst, aber auch irgendwie belustigt und er wirkte, als würde das Eis zwischen Nanami und ihm zu bröckeln anfangen.

Nanami schnaubte. "Als wären die Dinge, die ich anstelle schlimmer als die, die du anstellst", neckte sie.

"Das, was du hier tust, ist weitaus schlimmer, weil du dich im Gebiet der Kriegsmagier befindest", bemerkte Victor nüchtern. "Mein Verhalten ist für sie normal."

Nanami zuckte die Schultern. "Na und. Wenn dann ist es nur gefährlicher für mich."

Sie sah, wie er die Hand zur Faust ballte. Scheinbar schien er langsam die Geduld zu verlieren. Anstatt sie jedoch anzuschreien, drehte er sich um, warf ihr aber noch einen Blick über die Schulter hinweg zu. "Glaube nicht, dass du im Kerker glücklich sein wirst. Ich werde Wege finden, die dich genug strafen werden. Zum Beispiel, wenn ich dich ankette, reize und dann einfach dort lasse."

"Du stehst auf solche Dinge", bemerkte sie belustigt, kam aber nicht umhin leicht zu erschaudern. Zudem breitete sich Gänsehaut auf ihrem Körper aus. Dass er sie in ihrem Zimmer ließ und ihr lediglich mit den Kerker drohte, war ein Fortschritt. Zumindest sah sie dies als solchen.

"Hast du ein Problem damit?", fragte er.

"Nicht wirklich", murmelte sie. Solange die Schmerzen nicht unerträglich wurden oder er herausfand wo sie empfindlich war, sollte es sie nicht stören.

"Gut", sagte er lediglich und ging zur Tür. "Wenn ich sage, dass du dich ausruhen sollst, tust du das auch. Und zwar die nächsten Tage", sagte er ernst.

"Bist du besorgt um mich oder willst du einfach, dass ich dich nicht nerve?", wollte sie wissen und war wirklich neugierig.

"Ich will nicht, dass du mich nervst", antwortete Victor, aber er klang, als wäre da noch mehr. Nur ließ er sich zu einer ausführlicheren Antwort nicht herab.

Das hatte Nanami auch nicht erwartet. Ihr gab der Unterton jedoch ein geborgenes Gefühl und sie freute sich darüber. "Wirst du die Reise wirklich absagen?", fragte sie, denn das hatte er angedroht.

Statt einer Antwort, zuckte Victor mit den Schultern. "So nehme ich dich sicherlich nicht mit", bemerkte er dennoch.

"Die Nebenwirkungen dauern nicht länger als einen Tag", versicherte sie. "Und ansonsten geht es mir gut."

"Sieht nicht danach aus. Und diskutiert nicht mit mir", sagte er ernst mit einem warnendem Ton. Ein letztes Mal sah er auf sie hinab und verschwand schließlich aus Nanamis Zimmer.

Diese lächelte fast schon selig, bevor sie sich mehr in die Decke kuschelte und leicht auf die Geister lauschte. War Madeleine noch hier? War sie froh, wie es gelaufen war und dass keiner ernsthaft verletzt war?

Die Geisterfrau war jedoch nicht da, dafür stand Torque im Zimmer. Wie immer ruhig und ohne jegliche Emotionen.

"War das wirklich eine gute Idee?", murmelte Nanami erschöpft.

„Was genau meint Ihr, Prinzessin? Victor zu retten?", erkundigte sich Torque. „Wenn Ihr mich fragt: Madeleine ist glücklich darüber und ihre Hoffnung ist neu erwacht. Es ist schön, sie wieder glücklicher zu sehen." Der Soldat machte eine kurze Pause. "Sie hofft, dass auch du irgendwann glücklich sein wirst. Mit dem Sturkopf. Zumindest bist du, laut ihr, bei ihm auf dem richtigen Weg."

"Ic habe Angst damit das Reich zu gefährden", flüsterte Nanami traurig. Ihre Entscheidung würde Konsequenzen haben.

"Nicht, wenn Ihr es schafft, das Eis zu brechen und zu ihm vorzudringen. Ihr habt heute ein großes Herz bewiesen, das ihm imponiert hat", sagte Torque.

"Es ist gut, wenn wenigstens einer Zuspruch gibt", seufzte Nanami erschöpft, bevor sie sich der Müdigkeit hingab.

Daher hörte sie auch nicht mehr, dass Torque meinte, dass sie mehr Zuspruch bekam, als sie erwarten würde.

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