Kapitel 28.9

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Kapitel 28.9

"Vielleicht ist es ihnen aber egal, denn wenn ich tot bin, bin ich tot und keine Gefahr mehr, selbst wenn einer von ihnen dafür vielleicht ebenfalls stirbt", bemerkte sie. Bei ihnen hätten viele so gedacht. Wenn sie ihre Königin damit geschützt hätten, hätten sie eine solche Strafe durchaus in Kauf genommen.

Jedoch war sie die nächste Königin und wussten wahrscheinlich, wie sehr Victor das missfallen würde. "Was schlägst du dann vor?", fragte er sachlich.

"Ich habe keine Ahnung", gestand sie. "Noch ein Grund, warum ich mich nicht wohl fühle. Ich habe ständig das Gefühl vor irgendwelchen Problemen zu stehen, ohne eine Ahnung zu haben, wie ich sie vielleicht lösen kann", seufzte sie.

"Das ist ein großes Problem", meinte Victor und schien überfragt zu sein.

Nanami lächelte schief, bevor sie sogar leise lachte. "Irgendwie tut es mir gut, dass auch Ihr überfragt seid." Das hieß, dass sie zumindest nichts Offensichtliches übersah.

Die Mundwinkel des Prinzen zuckten, als würde er lachen wollen. "Ich bin nicht unfehlbar", bemerkte er trocken.

"Davon bin ich nicht ausgegangen", lachte sie leise. "Aber ich hatte die Befürchtung, dass ich mir einfach zu viele Sorgen machen und Ihr es als etwas abtut, das schnell zu klären ist", gestand sie etwas unwillig.

"Kann sein. Aber nicht immer", sagte er und klang ernst. So, als würde er sich zu viele Sorgen machen.

Nanami trat einige Schritte auf ihn zu. "Darf ich ... mich an Euch lehnen?", fragte sie, denn auch sie machte sich zu viele Sorgen. So sehr, dass sie schon wieder Kopfschmerzen bekam.

"Nur kurz. Ich muss bald gehen", sagte er und stellte sich so hin, dass sie es konnte.

Sofort umarmte Nanami ihn und schmiegte ihre Wange an seine Brust. Dabei entspannte sie sich zunehmend und wurde ruhiger. Die Nacht hatte sie gestresst und sie wusste nicht, wie lange sie brauchen würde, um sich wieder komplett zu beruhigen oder ob sie die Nacht überhaupt würde schlafen können. "Darf ich ... in der Nacht bei Euch im Zimmer schlafen?", fragte sie leise. "Es muss auch nicht in Eurem Bett sein."

"Nanami, bitte", stöhnte Victor verzweifelt. "Ich bin nicht der Mann, der ständig mit jemanden zusammen sein möchte. Ich brauche auch meine Pausen. Aber wenn es dir hilft, bleibe ich bei dir, bis du schläfst", versuchte er einen Kompromiss zu schließen.

"Das wäre sehr lieb von Euch", sagte sie ehrlich. Es würde ihr sicherlich helfen. Sie wusste, dass sie allein einfach zu viel Angst haben würde. Vielleicht wurde es irgendwann mit einer Wache besser, doch dieser musste sie erst vertrauen.

"Gut, dann lege dich jetzt hin und ruh dich aus. Komm bitte zum Mittagessen zu den Fürsten. Tanan wird dich hinbringen und vor deiner Tür Wache stehen", bat er und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.

Sie hatte nicht erwartet, dass sie zu den Fürsten kommen musste, doch sie nickte. "Wie Ihr wünscht", sagte sie und löste sich nur widerwillig von Victor. Sie musste sich tatsächlich ausruhen.

"Außer, du möchtest nicht. Es ist dir überlassen, wie du den Tag verbringst", sagte Victor und musterte sie eindringlich. "Ich zwinge dich nicht, zu kommen. Du kannst auch irgendwo essen gehen."

"Ich ... werde kommen", sagte sie schließlich. "Es ist meine Pflicht und dieser möchte ich nachgehen."

"Es ist nicht deine Pflicht", sagte er stirnrunzelnd. "Die Frauen dürfen beim Essen dabei sein, müssen aber nicht."

Nanami schüttelte leicht den Kopf. "Diese Reise ist unter anderem dazu da, das die Fürsten mich kennenlernen. Es wäre ihnen auch unhöflich gegenüber, wenn ich nicht komme", meinte sie. "Zudem möchte ich die Zeit nutzen, die ich mit Euch habe. Und wenn es nur beim Essen ist."

"Sie kennen dich doch schon", meinte Victor leicht belustigt. Es stand den Prinzessinnen und Königinnen durchaus zu, einem Essen nicht beizuwohnen, wenn es ihr nicht gut ging.

"Das schon", sagte sie und lächelte schief. "Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich es besser sollte. Und so schlimm ist es nicht."

"Na gut, dann ruh dich bis dahin gut aus. Bis später", sagte Victor und gab ihr noch einmal einen Kuss auf die Stirn.

"Bis später", sagte sie und löste sich ganz von ihm, damit sie sich zurückziehen konnte. Sein sanfter Kuss hatte ein Kribbeln auf ihrer Stirn hinterlassen, das ihr durchaus sehr gut gefiel.

Nun hatte sie Zeit, sich auszuruhen und zu erholen. Sicherlich würde Lilly sie rechtzeitig wecken, damit sie sich umziehen und zum Essen gehen konnte.

Die Frage war allerdings, ob sie überhaupt schlafen konnte. Sollte sie vielleicht die Kräuter nehmen, die Kaze für sie zusammengestellt hatte?

Während sie noch darüber nachdachte, griff sie instinktiv zu der Tasche, um sich die entsprechenden Kräuter in die Tasse zu legen.

Da das Tablett mit dem warmen Wasser noch dastand, war es eine gute Möglichkeit, diesen jetzt zuzubereiten. Allerdings klopfte Lilly an und öffnete die Tür nur einen kleinen Spalt. "Wenn Ihr etwas braucht, Tanan und ich sind vor Eurer Tür", informierte sie die Prinzessin, ohne hineinzusehen.

"Ich würde gern ein paar Stunden schlafen", sagte sie. "Bitte weck mich, damit ich rechtzeitig zum Mittagessen gehen kann", informierte sie Lilly und schielte an ihr vorbei. Dort erblickte sie tatsächlich Tanan.

"Natürlich", sagte Lilly und schloss dann die Tür, damit Nanami ihre Ruhe haben konnte.

Diese nahm den Tee und trank ihn in einem Zug leer, bevor sie sich ins Bett legte und darauf hoffte, dass der Trank schnell wirkte.

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