Kapitel 2.3

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Kapitel 2.3

Auf der Schwelle zu seinem Flügel blieb er stehen und warf ihr lediglich einen Blick über die Schulter hinweg zu. „Richtig. Ich werde mich für sie und meine Schwester rächen. Und du wirst an meiner Seite stehen und dem Untergang deiner Leute zusehen, bevor du ebenfalls das Zeitliche segnest", sagte er, bevor er einfach die Tür vor ihrer Nase schloss.

Nanami rutschte das Herz in die Hose. Er wollte sie quälen, das wurde ihr in diesem Moment bewusst. Victor hatte vor, ihre Familie vor ihren Augen zu töten.

Zitternd wandte sie sich um und lief durch die Gänge, bevor sie nach draußen stolperte. Dort hielt sie jedoch nicht an, sondern lief weiter. Einfach einen Weg entlang, als könne sie einfach wegrennen.

Nur würde ihr das wohl nicht gelingen. Nicht nach König Erics Worten, dass die Wachen aufpassen würden.

Es war ihr jedoch im Moment egal. Sie wollte einfach weg vom Schloss und irgendwo hin, wo sie wieder zur Ruhe kommen konnte.

Da sie die Erlaubnis hatte, die Stadt zu besuchen, kam ihr das gerade recht. Auf die fragenden Blicke der Stadtbewohner reagierte sie nicht. Nanami wurde auch nicht angesprochen.

Es war unwahrscheinlich, dass man sie für eine Prinzessin hielt. Das Kleid passte viel mehr zu einem Adligen. Zudem war sie nicht besonders herausgeputzt und ihre Haare waren offen. Etwas, was der Adel eher selten tat. Zumindest bei ihnen und auch hier schien es so zu sein.

Sie lief solange, bis sie einen Bereich betrat, der alles andere als prunkvoll wirkte.

Die Häuser waren heruntergekommen und dunkel. Einige wiesen sogar fehlende Türen oder Fenster auf. Zusätzlich stank es entsetzlich. Kinder spielten mit dem Müll, der auf den Straßen lag und wirkten kränklich.

Nanami wurde langsamer und langsamer, bis sie fast stehenblieb. Das hier sah grauenhaft aus. So etwas gab es bei ihnen zuhause nicht. Wieso wurde der Müll nicht richtig entsorgt und warum trugen die Kinder keine warme Kleidung? Es war immerhin sehr kühl. Ihr machte das nicht viel aus, auch wenn ihr Kleid sehr dünn war, doch den Kindern musste es kalt sein.

War das nur ein Bereich oder gab es noch mehr davon? Die anderen Straßen hatten sehr nobel und sauber ausgesehen.

„Wer bist du?", fragte plötzlich ein kleiner Junge mit einem kaputten Ball in der Hand, als er an ihr vorbeirannte. Anscheinend gab es hier niemanden, der sie besuchen kam.

Die junge Prinzessin lächelte. „Ich heiße Nana", sagte sie, da sie ihm ihren richtigen Namen nicht nennen wollte. „Und wer bist du?"

„Maurice", sagte der Junge, der sie eindringlich musterte. Sein zerrissenes Hemdchen schien ihm keinen ausreichenden Schutz zu geben, denn er fror. Zudem trug er keine Schuhe. Genau wie die meisten anderen in diese, Bereich. „Was machst du hier? Hierher kommt normalerweise niemand."

„Wirklich? Warum denn?", fragte Nana, die sich wirklich Sorgen um die ganzen Kinder machte. Hatten sie denn nichts, wo sie sich wärmen konnten? Sie würden krank werden.

„Weil wir Abschaum sind", kam es wie aus der Pistole geschossen. Wahrscheinlich hatte man es ihnen eingebläut.

Nanami blinzelte. Wer kam denn auf sowas?

„Wer sagt das?", fragte sie und holte aus ihrer Tasche ein Brötchen hervor, dass sie sich beim Essen heimlich eingesteckt hatte. Das tat sie schon, seitdem sie ein Kind war. Es half ihr, über die Stunden zu kommen, in denen es kein offizielles Essen gegeben hatte. Ihr Vater hatte sehr darauf geachtet, dass seine Kinder nicht zu viel aßen. Nur war es für Nanami immer zu wenig gewesen, weil sie ständig ihre Gaben nutzte.

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