Kapitel 2.4

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Kapitel 2.4

Nanami schielte auf die Arbeitsflächen, wo mehrere Tassen mit dreckigem Wasser standen, bevor sie ihre Magie ungesehen in diese Richtung lenkte und das Wasser darin reinigte. Was die Familie dann damit anfing, war ihr überlassen. Aber es würde hoffentlich ein bisschen helfen.

Von ihrem Tun bekam die Familie nichts mit. Sie sprachen ein Gebet, in dem es darum ging, dass der Krieg beendet wurde und Prinz Victor endlich wieder wie früher sein würde. Anscheinend waren seine Eltern nicht die einzigen, die sich das wünschten.

Das machte Nanami nur noch mehr Druck. Sie wusste nicht, ob sie all den Hoffnung entsprechen konnte oder nicht.

Als die Leute endlich zu essen begannen, widmete sich die Frau wieder Nanami. „Es tut mir leid, unterbrochen worden zu sein. Wir werden umziehen können, sobald König Eric einen Platz für uns gefunden hat. Genau wie für die anderen", erklärte sie.

„Schön, dass wenigstens er sich um euch kümmert", sagte sie und war froh darüber, dass Eric schon davon wusste. Das machte einiges einfacher.

Die Frau nickte und berichtete, dass König Eric sich seit geraumer Zeit darum kümmerte, dass sie wöchentlich Lebensmittel bekamen. Allerdings konnte er nur so viel von den königlichen Vorräten geben, ohne dass es zu sehr auffiel. „Versteht mich nicht falsch. König Eric ist ein hervorragender Mann. Königin Madeleine hat ihn so verändert. Seit Prinz Victor die Menschen, die um das Ende des Krieges gebeten hatten, verbannt hatte, schickt König Eric wöchentlich Hilfe, ohne dass sein Sohn es weiß." Bevor sie weitersprach, löffelte die Frau ihre Suppe und schenkte den Kindern erneut einen Schöpflöffel nach. „Es ist nicht viel, was er so geben kann, ohne sich zu verraten. Aber er versucht für die Leute hier Dörfer und andere Städte zu finden, in denen sie leben können. Was nicht sehr einfach ist, weil wir Abschaum in den Augen des Prinzen sind."

„Ich hätte eine andere Option für euch. Ich kann sie vielleicht mit König Eric besprechen", schlug sie vor. Sie wollte dich nicht verraten, weshalb sie möglichst vage blieb. „Gibt es bei euch Kranke oder Verletzte, die Heilung brauchen?"

Plötzlich wurden die beiden Erwachsene unruhig und sahen sich an. „Sagten Sie nicht, Sie sind auf Durchreise?", fragte die Frau zögernd anstatt auf Nanamis Frage zu antworten. Es schien, als wäre sie verwundert, dass Nanami mit dem König etwas besprechen konnte. Durchreisende hatten nur selten Audienzen und dann auch nur, wenn sie wirklich wichtig waren.

Nanami lächelte. „Nur in dieser Gegend", sagte sie abwinkend. „Ich möchte gern, bevor ich wieder gehe, zumindest eine gute Tat vollbringen."

Allerdings schwiegen die beiden Erwachsenen nun. Als würden sie sich nicht wohlfühlen, so viel erzählt zu haben. Ob sie wohl Angst hatten, dass es negative Auswirkungen haben würde? Bei Victor konnte Nanami sich sicher sein.

Sie seufzte leise. „Danke für Eure Zeit", sagte sie und bewegte sich auf die Tür zu. „Ich möchte Euch nicht weiter stören." Sie würde schon allein jemanden finden, der ihre Hilfe annahm.

„Passen Sie gut auf sich auf", bat die Frau, stand aber nicht mehr auf.

Nanami neigte den Kopf. „Sie auch." Damit verließ sie das Haus.

Sie fühlte sich erschlagen. Alles war so anders als sie erwartet hatte.

Die Menschen schienen Angst vor Victors Zorn zu haben. Wenn selbst sein Vater lieber aus dem Hintergrund helfen wollte, sagte das einiges aus. Vielleicht war es besser, zurückzugehen und sich erst einmal hinzulegen. Seit sie aufgebrochen waren, hatte sie nicht geschlafen und am nächsten Tag wollte Eric mit ihr und Victor die Besprechung abhalten.

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