Kapitel 28.3

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Kapitel 28.3

Sobald Victor die Tür öffnete, starrte ihnen ein älterer Mann mit langem Spitzbart entgegen. Seine braunen Augen musterten die beiden von oben bis unten, bevor er nickte. "Ich habe Euch erwartet", sagte er mit dunkler Stimme.

"Nein, wirklich?", fragte Victor spöttisch und es wirkte zuerst, als könnte er den Mann nicht leiden, doch er lächelte, als er ihm die Hand gab. "Koran, schön, dich wiederzusehen", sagte er zum Fürsten, der ebenfalls lächelte und sich dann an Nanami wandte.

Diese neigte in einer Geste, die ihren Stand deutlich machte, den Kopf. "Es freut mich sehr, Euch kennenzulernen", sagte sie höflich. Er war ihr irgendwie sympatisch, obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum.

"Ihr seid Nanami Sansa von Schimmerfels, nicht wahr?", fragte Koran und rieb sich seinen Spitzbart. Seine dunklen Knopfaugen ließen ihn wie eine Maus erscheinen, was seine grauen Haare noch mehr unterstrich. "Sehr hübsche Frau."

Nanami war nicht sonderlich überrascht, dass er gefragt hatte. Allerdings war ihr klar, dass jeder der Fürsten sie kannte. Dennoch nickte sie leicht. "Danke für Euer Kompliment", sagte sie und ließ sich nicht anmerken, ob es sie störte oder nicht. Es war ihr im Grunde egal. Nur Victors Komplimente waren ihr wichtig.

"Setzt Euch", bat Koran und schob Victor und Nanami zu einer gemütlichen Sofaecke, auf der sie sich niederlassen sollte.

Auf dem Glastisch standen bereits Tee und Gebäck, aber auch ein Ordner, über den die Männer wohl sprechen würde. Allerdings begann die Unterhaltung der beiden eher mit einigen Fragen, wie es ihnen ergangen war. Victor erzählte etwas von der Front, der Fürst etwas von der Stadt.

Dabei neckten sie sich auch gegenseitig, als würden sie eine gemeinsame Vergangenheit teilen. Sie wirkten auch irgendwie sehr vertraut und Nanami erkannte, dass Victor mit dem Fürst, der ungefähr in Erics Alter war, viel offener, liebevoller umging. Als wäre er sein Vater und nicht Eric.

Sie schwieg die ganze Zeit, solange sie nicht angesprochen wurde. Allerdings hörte sie genau zu, während sie an ihrem Tee nippte. Es war sehr entspannend die beiden so zu sehen.

"Turna sollte bald eintreffen. Es gab ein Problem auf der Strecke", bemerkte Koran, während er an seinem Tee nippte. Turna war ein Fürst einer anderen Stadt, die sie nicht besuchen würden, doch der Fürst würde gerne dabei sein, weshalb er den Weg auf sich nehmen würde.

Victor nickte, denn es war nicht untypisch. Gerade im Winter gab es wohl einige Probleme mit den Wegen.

Nanami war neugierig darauf, auch diesen Fürsten kennenzulernen. Es war etwas anderes sie zu sehen, als über sie zu lesen. Zudem gefiel es ihr, wie entspannt Victor wirkte.

Es schien, als würde ihm die Reise sehr gut tun, auch wenn er arbeitete. Wahrscheinlich kam er mit den anderen Menschen weitaus besser zurecht als mit denen im Schloss.

Möglicherweise lag es auch nur daran, dass sein Vater dort noch das Sagen hatte.

Irgendwie tat Nanami das leid, aber sie konnte nichts ändern. Zudem fühlte sie sich im Schloss wohl.

Während sich die Männer unterhielten, blieb der Ordner auf dem Tisch liegen.

Plötzlich klopfte es einmal energisch und gleichzeitig wurde die Tür geöffnet. Ein junger, hochgewachsener Mann mit sorgfältig zurückgekämmten, blonden Haaren trat ein. Er schien in Victors Alter zu sein.

Der Prinz stand auf und grüßte ihn mit einem kräftigen Handschlag. "Turna. Nicht großartig verändert, nicht wahr?"

Daraufhin lachte der junge Fürst und fuhr sich arrogant über seine Haare. "Nur geringfügig", erwiderte er grinsend, woraufhin Victor ihn neckte und fragte, ob seine Frau daran schuld war. Turna nickte und erblickte Nanami, auf die er sich zubewegte, ohne auf Koran, der sich ihm genähert hatte, zu achten.

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