Kapitel 18.4

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Kapitel 18.4

Während sie schrieb, wiederholte Victor immer wieder die Reihenfolge, um sie sich zu merken.

Nanami war recht langsam, doch es gelang ihr nach und nach das vollständige Lied aufzuschreiben. Danach begann sie, es selbst auf der Harfe noch einmal zu spielen, um mögliche Fehler zu finden.

Sie machte ihre Sache gut und nach einiger Zeit spielten die beiden miteinander. Victors Spiel war noch nicht klar, da es einige Zeit brauchte, dir Noten zu verinnerlichen, aber es hörte sich trotzdem ganz nett an.

Lilly brachte in der Zeit ein Tablett mit heißer Schokolade und etwas zu Essen für Nanami, ohne die beiden zu stören.

Obwohl die Prinzessin sie bemerkte, sagte sie nichts und konzentrierte sich nur auf das Spielen. Dabei erinnerte sie sich daran, wie sie es gelernt hatte. An eine junge Frau, die versuchte, es ihr beizubringen. Die Bilder waren verschwommen und unklar, doch sie lösten Gefühle in ihr aus, die sie nicht ganz deuten konnte. Als würde sie die Frau mögen und gleichzeitig eine gewisse Distanz spüren.

Von ihren Gefühlen schien Victor jedoch nichts zu merken, denn er spielte mit ihr weiter.

So lange, bis das Lied flüssig klang. Erst dann legte Nanami eine Pause ein, um die heiße Schokolade zu trinken. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass sie sich zwischendrin auf den Sessel gesetzt hatte, weil ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten.

Auch Victor machte eine Pause und sah hinaus. „Wir gehen nachher raus", informierte er Nanami und schien in Gedanken. „Erinnerst du dich an etwas?"

„Ich erinnere mich an eine ... Frau, die mir das Harfespielen beigebracht hat", gestand Nanami. „Aber die Gefühle zu ihr sind seltsam. Irgendwie ... Ich möchte sie und doch irgendwie habe ich mich unwohl gefühlt."

„Bei der Frau oder die Erinnerungen selbst?", erkundigte sich Victor und wandte sich zu ihr um.

„Ich glaube bei der Frau", sagte sie stirnrunzelnd. „Sie wirkte recht jung. Wenn ich das so im Größenverhältnis betrachte", murmelte sie und versuchte, sich an die Bilder zu erinnern. Es wurde jedoch nur noch schlimmer.

„Seltsam. Sonst ist bei euch doch alles heilig und toll", murmelte er und klang spöttisch.

Nanami zuckte die Schulter. „Wenn Ihr das sagt, muss es wohl so sein", bemerkte sie, wobei sie nicht ganz so spöttisch klang wie er, aber trotzdem ebenfalls einen ähnlichen Ton hatte.

Seufzend fuhr er sich über die schwarzen Haare. „Trink deine Schokolade aus und iss. Danach gehen wir raus."

Das ließ sich Nanami nicht zweimal sagen und leerte die Schokolade, bevor sie schnell ein bisschen was aß. Sie wollte so schnell wie möglich nach draußen.

Jedoch hielt Victor sie an. „Erst die Stiefel", erinnerte er sie daran und öffnete die Tür, damit Lilly mit braunen, gefütterten Stiefeln hineinkommen konnte.

Nur widerwillig gehorchte Nanami und zog die Stiefel an. Sie fand es irgendwie ganz nett, dass er wohl an sie dachte und nicht wollte, dass sie sich erkältete. Gleichzeitig war es auch seltsam, weil sie das Gefühl hatte, keine Stiefel zu brachen. „So fertig", sagte sie, als Lilly ihr auch noch einen Mantel reichte.

Mit einer Handbewegung scheuchte Victor die Kammerzofe schließlich weg und meinte, sie solle für ein heisses Bad sorgen, wenn Nanami wieder reinkam.

Er schien sich wirklich zu sorgen, was Nanami ein sehr gutes Gefühl gab.

„Gehen wir jetzt?", fragte sie hoffnungsvoll. Ob er wohl auch einen Mantel tragen würde?

„Ja", erwiderte Victor und führte sie die Flure entlang zu einer Tür, die hinaus in den Garten führte. Er trug lediglich seine Magieruniform, zu der bereits ein Mantel gehörte. Der Garten lag allerdings unter einer dicken Schneedecke verborgen, sodass Nanami die Schönheit davon nicht sehen konnte.

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