Kapitel 27.7

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Kapitel 27.7

„Hast du dir die Regeln für solche Reisen überhaupt durchgelesen? Wenn ja, hätte ich dich gar nicht darauf hinweisen müssen", bemerkte er trocken und schüttelte den Kopf. „Niemand hat etwas davon mitbekommen, weil sie alle zu sehr mit sich selbst beschäftigt sind und sie genau wissen, dass sie nicht lauschen sollen", fuhr er fort.

Nanami seufzte. "Ich wusste, dass Ihr es nicht verstehen würdet", murmelte sie und spürte erneut, wie unwohl sie sich fühlte. "Zudem war von einem solchen Essen nirgendwo die Rede. Es ging immer nur um offizielle Essen und dort gab es auch nirgendwo ein Buffet", sagte sie und würde ihn am liebsten bitten zu gehen.

„Du hast deine Arbeit nicht gründlich erledigt, liebe Nanami. Es gibt tatsächlich auch für solche Essen Verhaltensregeln, die jedoch von den offiziellen stark abweichen", erklärte er. „Finde dich damit ab. Das Leben ist kein Ponyhof. Man kann nicht immer nur auf dich acht geben und sich nach dir richten."

"Ich habe zumindest meine Arbeit soweit gründlich gemacht, dass ich weiß, dass ich bei dieser Art von Essen nicht anwesend sein muss", sagte sie. "Und ich habe bereits gesagt, dass ich tun werde, was Ihr Euch wünscht. Es ist also unnötig diese Unterhaltung zu führen. Sie sorgt nur dafür, dass es mir noch schlechter geht. Ich würde Euch also bitten jetzt zu gehen."

„Du hast mir nichts zu befehlen", sagte Victor ernst. „Dir ist klar, dass die Diener gerne mit dir zu Abend essen wollen, oder?", fragte er spöttisch und kam auf sie wie ein gefährliches Raubtier zu.

Kurz vor ihr blieb er stehen und starrte sie an. „Was für Erinnerungen quälen dich, dass du dich so kindisch benimmst?"

"Ich werde, wie Ihr wünscht an den Essen teilnehmen", sagte sie noch einmal. "Aber ich werde mich nie wohlfühlen, solange ich gezwungen werde an einem leeren Tisch mit dem Essen zu beginnen und man mir dabei zusieht, wie ich mir das essen aussuche", erklärte sie mit versucht beherrschter Stimme. Sie spürte, wie ihr Magen schon wieder begann zu rebellieren und sie Mühe hatte, sich nicht zu übergeben.

„Und was würde dir helfen, dich wohler zu fühlen?", fragte er.

"Wie ich es bereits gesagt habe: Wenn man mir nicht das Gefühl gibt mich dabei zu beobachten, was ich mir aussuche und wenn ich nicht an einem leeren Tisch damit beginnen muss zu essen. Wobei das mittlerweile sowieso egal ist. Es wird Ewigkeiten brauchen, bis ich mich wieder halbwegs wohlfühlen werde und nicht jeden Moment damit rechnen muss, dass Ihr irgendwas auszusetzen habt", sagte sie, wobei sie am Ende schwer atmete und sich Richtung Bad wandte.

„Aha, also ist alles meine Schuld? Frag doch die Angestellten, ob sie etwas mitbekommen haben", meinte er spöttisch und kam auf sie zu, um sie am Arm festzuhalten.

Seine sturmgrauen Augen bohrten sich fast in sie, als er sie anstarrte. „Dann wirst du eben aussuchen, wenn die anderen sich bereits nehmen. Es dient lediglich dazu, dass du das bekommst, was du essen willst. Aber von mir aus, mach, was du willst."

"So wie Rosalinda bei Euch Narben hinterlassen hat, haben es meine Kindermädchen bei mir", sagte sie leise und wusste, dass sie ihm damit wahrscheinlich wehtun würde. Sie hatte allerdings das Gefühl, dass er gar nicht versuchte, sie zu verstehen. "Wenn es Büffet gab, hat sie mir beigebracht, wie ich mir mein Essen auszusuchen habe. Sie stand hinter mir und hat mich beobachtet. Ich habe einen Diener angewiesen das zu nehmen, worauf ich Hunger hatte und was mir schmeckt. In ihren Augen völlig falsch, also musste ich erneut aussuchen. Das ging drei Stunden. Entweder waren es nicht die richtigen Speisen oder es war zu viel oder zu wenig. Dann musste ich mich zum Üben an den leeren Tisch setzen. Habe ich einen Fehler gemacht, musste ich aufstehen und erneut von vorn mit den Übungen beginnen. Wenn ich Glück hatte bin ich während der Übungen irgendwann einmal dazu gekommen ein bisschen was zu essen, aber im allgemeinen war es fast immer völlig falsch. Wenn sie ganz schlechte Laune habe, durfte ich bis zum Frühstück gar nichts essen und da das Frühstück immer mit meiner Familie eingenommen wurde, konnte ich dort auch nicht viel essen, denn nach des Königs habe ich immer viel zu viel gegessen", brachte sie mühsam hervor. "Für mich war es ein Schlag heute von allen beobachtet zu werden und mich auch noch an einen leeren Tisch zu setzen. Es war, als hätte man mich zurück in die Zeit geschubst in der jede kleine Bewegung bestraft wird und dass ihr mich so angefahren habt, hat es nicht besser gemacht." Damit riss sie sich los und rannte ins Bad, weil sie sich nun doch übergeben musste.

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