Kapitel 9.2

2.1K 154 0
                                    

Kapitel 9.2

"Es tut mir leid, ich möchte dich nicht damit belasten", entschuldigte sich der König und richtete sich leicht auf, ließ sich aber wieder auf die Liege fallen. "Es ist besser, es so schnell wie möglich hinter sich zu bringen, bevor ich mich doch noch anders entscheide ..."

"Erlaubt mir, es noch einmal auf der Reise zu versuchen", bat sie. "Als letzten Versuch. Vielleicht ... Besitze ich doch noch etwas Kraft." Warum sie diesen Vorschlag vorbrachte, wusste sie nicht genau. Victor bedeutete ihr nichts, doch Eric zu erleben, wie er den Sohn tötete, den er liebte, würde ihr das Herz herausreisen. Sie wollte nicht, dass es soweit kam.

Es war egal, wie attraktiv und anziehend Victor war. Sein Charakter war abscheulich und abstoßend. "Du hast ein gutes Herz, Nanami. Verschwende es nicht für ihn. Er wird nie wieder so sein, wie er einmal war. Ich habe die Hoffnung aufgegeben. Eigentlich habe ich gehofft, dass er sich in der Zeit ein bisschen verändert, aber das hat er nicht", gestand Eric und streckte sich ein bisschen, um wohl zu testen, ob sein Rücken besser war. Das schien er zu sein, weshalb er Nanami dankbar zulächelte.

Diese ließ von ihm ab. "Gebt Ihn noch nicht auf", bat sie und ihr kamen die Worte ihrer Mutter in den Sinn. Kein Elternteil sollte seine Kinder überleben.

„Es ... tut mir leid, dass ich dich überhaupt mit hineingezogen habe", sagte er und rang sichtlich nach Worten. „Jemand wie du verdient ein gutes Leben. Eines, was die Kriegsmagier dir wohl nicht bieten können, nachdem bei euch die Frauen sehr hochrangig stehen."

"Mir reicht ein Mann, der mich mag", winkte Nanami ab. "Der mich vielleicht auch respektiert. Aber ich muss nicht mit ihm auf einer Stufe stehen."

Stumm starrte Eric auf einen Punkt an der Wand. „Ich hatte gehofft, dass er sich für dich interessiert und dich mag. Man kann es nicht erzwingen, aber es wäre schön gewesen, wenn es über die Zeit hinweg gekommen wäre", erklärte er und rutschte von der Liege herunter. „Aber ich will dich nicht weiter aufhalten. Danke für die Massage, sie hat sehr gut getan."

"Ich werde jetzt in die Stadt gehen", sagte sie leise. "Nicht ins Viertel. Nur, damit Ihr Euch keine Sorgen macht."

„In Ordnung. Pass auf dich auf", bat Eric.

Nanami nickte, lächelte und verließ das Zimmer, um sich auf den Weg in die Stadt zu machen. Wie immer in einem leichten Kleid, obwohl es mittlerweile sehr kalt draußen war und ihr Atem sogar schon kleine Wölkchen bildete.

Hier kam die Kälte viel schneller und heftiger als bei ihr Zuhause. Es war eine schöne Abwechslung, ab und zu die Schneeflocken tanzen zu sehen.

Wie immer war die Stadt ziemlich voll, doch Nanami sah, wie die Händler ihre Stände bereits abbauten und sich auf den Weg nach Hause machten.

Das störte sie jedoch nicht und sie ging einfach umher, um die Leute zu beobachten. Mittlerweile war sie sogar bekannt und wurde ab und an gegrüßt, auch wenn wohl niemand wusste, wer sie war. Dennoch blieb ihre leichte Kleidung in den Köpfen der Leute. Auch ihre Hilfsbereitschaft, denn sie hatte schon vielen Händlern geholfen, wenn es Probleme gegeben hatte.

Nicht alle waren begeistert gewesen, da sie die Hilfe einer Frau ablehnten, doch Nanamis Hartnäckigkeit hatte sich scheinbar ausgezahlt.

Die Frauen, die Einkäufe erledigten, packten ihre Waren sorgfältig ein und machten sich auf den Weg nach Hause.

Nanami mochte das hektische Treiben in der Stadt sehr und schlenderte durch die Stände, bis sie Victor in der Menge erkannte und erstarrte.

Die Leute um ihn herum wichen zur Seite aus, sodass sich eine Gasse bildete, wenn er lief.

MagierkriegeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt