Kapitel 6.3

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Kapitel 6.3

„Euch trifft keine Schuld", sagte sie, wusste aber, dass sie nicht nur erschöpft, sondern auch schicksalsergeben klang. Selbst, wenn er sie zurückbringen würde, wusste sie nicht, was geschehen würde. Ob er Victor wirklich töten würde? Das würde ihn leiden lassen, das wusste sie.

„Doch. Ich habe gehofft, dass eine Frau ihn zur Vernunft bringen wird. Wenn er gezwungen wird, verstehst du?", sagte Eric leise und traurig. „Ich habe ihm absichtlich den Vorschlag gebracht, sich mit einer Frau der Heilmagier zu vermählen, in der Hoffnung, dass sie ihn zum Umdenken bringen kann", erklärte der König und fuhr fort, dass er Nanami dadurch Leid zugefügt hatte. „Ich hätte ihn viel früher töten sollen. Das werde ich nicht länger hinauszögern."

„In mir sträubt sich alles dagegen, aber im Moment verspüre ich nicht einmal mehr die Kraft, Euch zu widersprechen", gestand sie. Sie hatte auf dem Schlachtfeld einiges gesehen, doch nie so etwas wie das gerade eben.

Sanft wuschelte Eric durch die wunderschönen Haare der Prinzessin. „Das ist in Ordnung. Du hast dein Bestes getan", versicherte er und seufzte. „Es tut mir leid. Ich wünschte, es hätte ein anderes Auskommen gegeben."

Nanami genoss seine Berührung. Wenn er nicht so alt wäre und sein Zepter nicht bald abgeben würde, hätte sie auch kein Problem damit gehabt, ihn zu heiraten. Er war ein gütiger Herrscher. „Darf ich mich noch ein paar Tage ausruhen? Bis ich wieder laufen kann?"

„Natürlich", sagte Eric und trat von ihr zurück. „Ich werde deiner Familie einen Brief zukommen lassen, um sie vorzubereiten."

Nanami nickte schwach. „Wäre Victor auch nur ein wenig wie Ihr, wäre es mir eine Ehre, Ihn zu heiraten", sagte sie leise und machte sich Sorgen um die Zukunft.

„Als er noch klein gewesen war, war er mir sehr ähnlich. Hat sich immer Sorgen gemacht und wollte es allen recht machen", sagte Eric wehmütig. „Ich hatte so sehr gehofft, dass du es hinbekommst, ihn wieder zu richten. Aber da kann man nichts machen."

„Zumindest nicht in vier Tagen", sagte sie. „Dazu ist er schon zu tief in seinem Hass versunken", seufzte sie und fragte Eric dann, wie Victor das mit ihrer Hand gemacht hatte. Sie wollte noch immer wissen, wie die Schiene funktionierte.

„Er kann Fäden durch eine Finger leiten und nach Belieben aushärten lassen, als Seil benutzen oder ... andere Dinge tun", erklärte Eric und meinte, dass er deshalb sehr gefährlich war, weil niemand die Fäden sehen konnte. „Er kann im Prinzip jeden wie eine Marionette bewegen."

„Also lag ich zumindest in diesem Punkt fast richtig", sagte sie und wusste, wie gefährlich diese Gabe war. Im Krieg sicherlich ein Vorteil, der sehr gefährlich war.

„Warum?", erkundigte sich Eric bei ihr.

„Ich habe mich mit ihm über seine Gabe unterhalten", sagte sie leise und erzählte auch von den Momente im Musikzimmer.

Erneut seufzte Eric und klang gequält. Frustriert fuhr er sich über sein Gesicht. „Es reicht. Er übertreibt und ich habe wirklich genug."

Nanami fragte sich, warum er so reagierte. Sie hatte angenommen die Tatsache, dass er ihr beim Klavierspielen geholfen hatte, war ein Fortschritt. Aber vielleicht irrte sie sich da.

Wahrscheinlich wiegte das, was vor kurzem erst geschehen war, schwerer als so ein kleiner Fortschritt. „Es freut mich, dass du wenigstens versucht hast, ihn aus seiner Reserve zu locken, Nanami."

„Ich mochte seine Gegenwart, als er mir geholfen hat", gestand sie. Es hatte zwar immer etwas Gefährliches, aber auch Anziehendes. War sie deshalb so sehr von ihm fasziniert? Obwohl sie Angst vor ihm hatte, verspürte sie das Bedürfnis, ihm hinterherzulaufen. Sie war wirklich verrückt und lebensmüde.

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