Kapitel 19.4

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Kapitel 19.4

„Ja, das sagte er bereits", meinte Nanami und seufzte. „Gut, dann gehen wir eben jetzt, während er trainiert."

Kaze nickte und meinte, dass er einen Mantel holen würde. Da er kein Magier war, konnte er sich sonst nicht gegen die Eiseskälte schützen.

Nanami nickte und nahm sich selbst einen Mantel und Schuhe aus dem Schrank. Lilly war zwar da, doch sie konnte sich selbst anziehen.

„Ihr müsst es nicht anziehen, wenn Ihr nicht wollt", bemerkte Kaze, als er zurückkam. „Prinz Victor ist nicht dabei, also könnt Ihr sein, wie Ihr möchtet."

„Damit ich mir danach eine Strafpredigt anhören darf?", fragte Nanami schnaubend, dachte aber wirklich darüber nach, den Mantel wegzulassen oder zumindest die Schuhe.

„Ihr habt Euch früher nicht darum geschert, sondern getan, was Ihr wolltet", meinte der Heiler schulterzuckend.

Nanami seufzte. „Er meint es nur gut", sagte sie, weil sie wusste, dass er wohl dachte, dass sie sich erkälten würde. Trotzdem entschied sie sich dafür den Mantel und auch die Schuhe hierzulassen. Kaze hatte recht. Victor war nicht dabei.

„Er zwingt Euch seinen Willen auf", bemerkte Kaze kopfschüttelnd. „Alles muss nach seinem Willen laufen, weshalb es ganz gut ist, wenn ihm jemand die Stirn bietet", erklärte er auf dem Weg hinaus.

„Wenn ich es nicht verstanden hätte, hätte ich es auch nicht gemacht. Er möchte nicht, dass ich krank werde", sagte sie. „Immerhin ist es seltsam ohne Schuhe rauszugehen. Das ist mir durchaus bewusst."

Der Heiler grinste. „Er schert sich nicht um das Wohlergehen anderer, sondern versucht nur, seine Gewohnheiten anderen aufzuzwingen."

„Das kann man in beide Richtungen sehen", meinte Nanami. „Wenn ich gelernt hätte, dass es wichtig ist draußen in der Kälte einen warmen Mantel und Schuhe zu tragen, damit man nicht krank wird, würde ich wohl auch versuchen andere dazu zu bringen, das zu tun."

Während sie das Schloss verließen und durch die Stadt gingen, meinte Kaze, dass es vielleicht einfach eine Angewohnheit von ihr gewesen war. „Zumindest habt Ihr es zuhause auch getan."

„Ich weiß nicht, ob es nur eine Angewohnheit ist", murmelte sie und konzentrierte sich auf den Boden unter ihren Füßen. Dieser fühlte sich sehr gut an. Besser als mit Schuhen. „Vielleicht war das bei uns üblich."

„Das müsst Ihr König Eric oder Prinz Victor fragen. Sie haben Euch und Eure Schwestern gesehen", meinte er, als er in eine Seitengasse abbog, die zum Problemviertel führte.

Die seltsamen Blicke der Stadtbewohner waren dabei deutlich spürbar, denn scheinbar war der Heiler tagsüber niemals in dem Gebiet.

Nanami war sich jedoch nicht so sicher, ob die Blicke nicht vielleicht auch einfach ihr galten. In dem Kleid und so ganz ohne Mantel wirkte sie nicht wirklich, als würde sie hierhergehören.

Sollte sie aber bereits zuvor so hier gewesen sein, würden sich die Menschen sicherlich nicht so wundern, da sie Nanami bereits gesehen hatten.

Als sie die Gasse erreichten, sah sie, dass der Schnee ziemlich hoch war. Es war so gut wie unmöglich, die Türen zu öffnen, doch jemand hatte scheinbar versucht, einen Weg zu finden.

Nanami sah sich um und versuchte in den zugeschneiten, halbzerfallenen Häusern etwas zu erkennen, das ihre Erinnerungen in Schwung brachte.

Sie sah die Straße entlang und zu einem Haus, das einsam und allein am Ende des Weges stand. Ihr Herz wurde plötzlich schwer und ihr kamen die Tränen, obwohl sie nicht genau wusste, warum.

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