Kapitel 20.12

1.4K 91 6
                                    

Kapitel 20.12

Er kam zurück und sah auf sie hinab. „Genau. Dann hätte ich mir auch keine Gedanken darum machen müssen, ob ich dich kennenlernen will oder nicht", fauchte er. „Es war reine Zeitverschwendung, mich überhaupt mit dir abzugeben."

Nanami blieb am Boden sitzen. „Weil ich nicht so bin oder dein kann, wie Ihr es erwartet."

„Alles, was ich verdammt noch mal wollte, war dich kennenlernen. So, wie du bist", zischte Victor sie an. „Egal, wie du davor warst. Du warst verdammt nervig, aber trotzdem irgendwie nett. Als du dein Gedächtnis verloren hast, habe ich es als Chance gesehen, dich neu kennenzulernen und neu anzufangen!" Seine Stimme wurde um einige Oktaven höher. „Aber nein, du willst dich ja anpassen und nicht die wahre Nanami zeigen!"

„Ich hatte nie die Gelegenheit so etwas wie ein eigenes Selbst zu entwickeln", knurre sie frustriert. „Ich habe noch nie Dinge getan die ich wollte. Du kannst niemanden kennenlernen, den es nicht gibt."

„Richtig. Daran mal gedacht, dass wir eventuell zusammen die wahre Nanami rausfinden können? Nein", antwortete er verächtlich. „Und weißt du was? Es ist mir egal. Ich werde mich nicht mehr darum bemühen, ein Verhältnis zu dir aufzubauen. Hoffentlich verecke ich auf dem scheiß Schlachtfeld!" Mit diesen Worten ließ er sie einfach stehen und verließ seinen Flügel.

Nanami erhob sich träge. Es ging ihm nicht schnell genug und sie war ihm zu kompliziert. Das waren die ersten Dinge, die ihr im Kopf herum gingen. Wenn er wirklich Interesse daran gehabt hätte, sie kennenzulernen, hätte er wohl nicht so schnell aufgegeben.

Er hatte doch angefangen sie kennenzulernen. Zumindest in den wenigen Momenten, wenn sie getan hatte, was sie wollte. Was bisher nicht oft gewesen war.

Vielleicht war Victor auch einfach so, dass er schnell aufgab, wenn es nicht funktionierte. Dafür gab es wohl auch verschiedene Gründe. Oder es steckte mehr dahinter. Aber das war auch egal.

Er wollte sie nicht wirklich kennenlernen, wenn er so schnell aufgab. Oder der Alkohol ließ ihn so reagieren und empfindlich werden.

Er wollte sie nicht und das war es, was sie am meisten schmerzte. War ihm überhaupt bewusst, dass seien Gegenwart das einzige war, was sie wollte? Dass es ihr eiger Wille war, Zeit mit ihm zu verbringen? Sie hatte sich sogar Rrics Aufforderung zu gehen widersetzt. Aber das würde sie nicht wider tun. Sollte er der Meinung sein, dass es wasser war, wenn sie ging, dann würde sie sich dieses Mal beugen. Sich zu fügen schmerzte weniger als etwas zu wollen, dass man ohnehin nie erreichen konnte. Fremde Erwartungen nicht zu erfüllen war sie gewohnt, aber eigene Erwartungen zu haben, die sie nicht erfüllen konnte hinterließen ein Loch in ihrem Herzen.

Es hätte ein schöner Abend werden können, wenn sie nicht über dieses Thema in der Stadt gesprochen hätten. Und wenn Victor nicht plötzlich so abweisend gewesen wäre. Zwar konnte sie es noch einmal versuchen, doch er schien nicht, als würde er überhaupt noch etwas wollen.

Er würde morgen ins Kriegsgebiet reisen und vielleicht nicht wieder kommen. Es war sogar möglich, dass er absichtlich böse geworden war, um ihr einen möglichen Abschied zu erleichtern, falls er nicht zurückkehrte.

Nanami wusste es nicht und sie konnte es nicht ertragen noch länger in diesem Bereich zu sein. Sie würde ihn nicht wieder betreten.

Morgen würde sie die neuen Leute einweisen, mit Eric die Schlittschuhe abholen gehen und wahrscheinlich ein letztes Mal damit auf dem See fahren. Ohne Victor würde es nur halb so viel Spaß machen, das war ihr bewusst. Danach würde sie Briefe schreiben und womöglich sah sie keinen von ihnen wieder. Dabei hatte sie den König und auch Heiler sehr in ihr Herz geschlossen. Aber sie hielt es einfach nicht mehr aus.

MagierkriegeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt