Kapitel 12.9

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Kapitel 12.9

"Ja, das mag sein und trotzdem liebt sie ihren Sohn", widersprach Nanami. "Genau so, wie Ihr ihn liebt."

"Ich habe nie behauptet, ihn nicht zu lieben", erwiderte Eric ernst und seine Augen funkelten. "Manchmal muss man jedoch jemanden, den man liebt, gehen lassen, um weiterzukommen."

"Ich bin immer noch der Meinung, dass umbringen der einfachste Weg ist und zu viele Opfer zurücklässt", sagte sie nüchtern und beendete die Heilung.

"Danke", sagte Eric und fühlte sich scheinbar neu gestärkt. Er hielt Nanami die Flasche mit dem scharf riechenden Schnaps hin.

Diese nahm sie an und trank einen Schluck. Das Brennen in der Kehle beruhigte sie irgendwie. "Vielleicht hat das Victor wachgerüttelt", sagte sie nachdenklich und runzelte die Stirn.

"Ich glaube nicht mehr daran. Der Hurensohn wird es nie lernen", meckerte Eric sichtlich angetrunken. "Alle Hoffnung ist vergebens", sagte er und riss Nanami die Flasche aus der Hand, um einen riesigen Schluck zu nehmen.

"Wenn Ihr aufgebt, ist das in Ordnung, aber ich habe noch nicht aufgegeben", sagte sie ernst. Madeleines Verzweiflung trieb sie dazu, es weiter zu versuchen, auch wenn sie glaubte, dass sie daran kaputt gehen würde.

Es war möglich, dass Eric nur so reagierte, weil er zu viel getrunken hatte. Bei beiden Männern wirkte der Alkohol völlig anders. Wahrscheinlich würde Eric im nüchternen Zustand doch noch nicht aufgeben wollen. "Danke für die Heilung. Du solltest dich ausruhen", sagte der König mit dem Blick auf die Flasche gerichtet. Was in seinem Kopf vorging, konnte Nanami nicht ahnen. Entweder schmiedete er einen Plan, wie er seinen Sohn loswurde oder er bereute das, was er getan hatte.

"Werde ich", versicherte Nanami. Sie würde allerdings Victor mitnehmen, damit Eric nicht auf die dumme Idee kam, ihn doch noch umzubringen, ohne dass sie es merkte.

In seinem Zustand war das möglich, weshalb sie lieber vorbeugen sollte.

Also kehrte sie dorthin zurück, wo Victor lag und betrachtete ihn nachdenklich. Sie würde den Spies umdrehen müssen, doch wie sollte sie Victor in ihr Zimmer bekommen?

Der Prinz lag im Schnee und war mit einer leichten Schneedecke bedeckt. Sicherlich konnte er sich mit seiner Magie vor der Kälte schützen, doch das schien er nicht zu wollen. Ruhig und flach atmend lag er mit geschlossenen Augen da und er sah aus, als würde er schlafen.

Nanami lachte leise. "Hast du aufgegeben?", fragte sie fast belustigt und überlegte, ob sie ihn am Bein mit sich ziehen sollte. Über den Innenhof würde sie direkt zu ihrem Zimmer gelange und vielleicht würde niemand sie sehen.

Der Prinz öffnete ein Auge halb und schnaubte. „Sehe ich aus, als würde ich aufgeben? Ich genieße lediglich das Gefühl, einmal nichts zu tun oder zu denken."

"Du siehst aus, als würdest du darauf warten zu erfrieren", bemerkte sie belustigt, bevor sie sein Bein griff. Sie hatte keine Lust ihn zu ziehen, also sorgte sie dafür, dass er sich wieder bewegen konnte. "Ich kann deinen ganzen Körper für einige Zeit lahmlegen, wenn dir das so gut gefällt."

„Halt die Klappe", fuhr er sie an, bewegte sich aber in den ersten Sekunden nicht. Dann seufzte er und richtete sich langsam auf. Dass sie ihn duzte, schien er entweder nicht zu bemerken oder zu ignorieren. Aber darin war er sowieso gut.

Nanami seufzte. Er hatte wirklich nichts gelernt.

Bevor Victor aufstand, blieb er im Schnee sitzen und sah in den Himmel. Er dachte scheinbar über etwas nach. „Du stinkst nach Alkohol", bemerkte er, während er aufstand und sich anschließend den Schnee abklopfte. „Wie es aussieht, bekommt er dir nicht gut."

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