Kapitel 12.8

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Kapitel 12.8

Nanami ließ sich auf ihrem Bett nieder und griff nur halbherzig zu. Eigentlich nur, weil sie ihre Kräfte aufstocken wollte, um bald wieder in die Stadt zu gehen. Doch das Essen lag ihr schwer im Magen, während sich immer wieder Tränen in ihren Augen sammelten, die sie hartnäckig wegblinzelte.

Torque, der vor ihrem Zimmer als Wache gestanden hatte, flog durch die Wand. „Kann ich Euch irgendwie helfen?", fragte er und wirkte besorgt.

"Nein, ich glaube nicht, dass mir irgendjemand helfen kann", gestand sie. "Aber Ihr könntet schauen, was der König und sein Sohn treiben. Damit ich ... vorbereitet bin." Sie ging davon aus, dass Eric ihre Heilkünste brauchen würde.

„Wie Ihr wünscht, aber ich soll auf Euch aufpassen", sagte er und klang widerwillig.

"Mir passiert schon nichts", sagte sie murmelnd, spürte aber, dass sie unruhig wurde. Würde Eric seinen Sohn wirklich töten?

„Sicher?", fragte Torque und sah zweifelnd auf die Schnapsflasche.

Diese wurde von Nanami geöffnet und sie nahm einen großen Schluck. "Ja", seufzte sie und kämpfte gegen den Drang an, nachzusehen.

„Ich glaube, um Euch mache ich mir mehr Sorgen als um die Hoheiten", gestand der Soldat, flog aber zum Fenster, um nachzusehen. Dort war jedoch niemand zu sehen.

Nanami schnaubte und nahm noch einen kräftigen Schluck. "Eric wird versuchen Victor zu töten", sagte sie tonlos. "Das habe ich in seinen Augen gesehen."

Ihre Worte schienen den Soldaten eher kalt zu lassen. „Was solls. Prinz Victor verdient es nicht, das Reich weiterzuführen. König Eric wird nur gut daran tun, es endlich hinter sich zu bringen", meinte er sichtlich gleichgültig.

Nanami kamen Tränen. "Er tut mir so leid", sagte sie mit rauer Stimme und nahm noch einen kräftigen Schluck.

„Mir auch. Victor war seine einzige Hoffnung", sagte Torque, klang aber nicht, als würde es ihm leidtun, dass der Prinz sein Leben ließ.

Nanami erhob sich und schwankte sogar leicht. Was aber weniger dem Alkohol, als ihrer generellen Verfassung zuzuschreiben war. Sie konnte nicht anders, als hinauszugehen und zu sehen, was vor sich ging.

„Bleibt bitte hier, Prinzessin", bat Torque sie besorgt. „Ihr seht nicht gesund aus", sagte er eindringlich und schien sie festhalten zu wollen.

In dem Moment kam Madeleine durch die Schlossmauern geflogen und schluchzte verzweifelt. Tränen rannen an ihrer Wange hinab. „Er tut es wirklich", weinte Victors Mutter.

Sie hatte auch nichts anderes erwartet.

Das war auch der Grund, warum sie nicht auf Torque hörte und sich auf den Weg machte, die beiden zu suchen. Es gab andere Möglichkeiten. Eric musste ihn nicht umbringen. Obwohl Nanami so etwas hasste und eigentlich dagegen war, hatte sie sich genug Mut angetrunken, um sich einzumischen und Victor eine Lektion zu erteilen, die ihn vielleicht mehr traf, als der Tod.

„Lass es nicht zu", schluchzte Madeleine und zeigte ihr aufgeregt den Weg nach draußen. Sie führte die junge Prinzessin direkt in den Innenhof, in dem die beiden Männer waren.

Beide waren verletzt, doch Eric nicht so schwer, wie sie erwartet hatte. Victor hingegen hing bereits halb leblos am Arm seines Vaters, der ihn in die Luft hielt und zudrückte. Kein Laut verließ seine Lippen mehr.

Nanami rutschte das Herz in die Hose. "Nicht", hauchte sie. "Hört auf", sagte sie etwas fester. "Aufhören", schrie sie panisch.

Eric schien sie zu hören, denn er wandte seinen Kopf nur leicht zu ihr. „Verschwinde, Nanami. Er hat es nicht anders verdient", sagte er harsch. Es war das erste Mal, dass Eric so brutal war. Erst jetzt sah Nanami seine Stärke, wenn er sogar stärker als Victor war.

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