Kapitel 6

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Kapitel 6

Am nächsten Morgen erwachte Nanami mit einem verweinten Gesicht und Rückenschmerzen. Sie hatte schlecht geschlafen und war noch immer müde. Zudem war die Sonne gerade erst dabei, aufzugehen und wahrscheinlich war noch niemand wach. Trotzdem stand sie auf, zog sich an und verließ ihr Zimmer, um in den Garten zu gehen. Sie wollte den Sonnenaufgang beobachten.

Wenigstens hatte es aufgehört zu regnen und die Natur würde ihr viel Kraft schenken.

Auf den Fluren waren einige Diener unterwegs und verneigten sich vor ihr und grüßten sie. Ansonsten wurde Nanami in Ruhe gelassen.

Plötzlich näherte sich ihr eine Gestalt von hinten.

Nanami spürte einen stechenden Schmerz in ihrem Rücken und stolperte keuchend nach vorn, bevor sie sich umdrehte. Doch bevor sie das konnte, spürte sie einen Stich in ihren Arm, dann in ihre Schulter und in ihre Brust. Ein Schrei verließ ihre Lippen. Die Prinzessin weitete die Augen, als sie bemerkte, dass eine Gestalt in einem schwarzen Umhang immer und immer wieder auf sie einstach. Wie in einem Rausch. „Was ... soll ... das?", brachte Nanami keuchend hervor, während sie versuchte, sich dem Angriff zu entziehen. Ihre Magie floss sofort schützend durch ihren Körper, doch sie hielt diese zurück, um nur die lebensbedrohlichen Verletzungen zu heilen, da der Fremde immer weiter auf sie einstach. So lange, bis sie am Boden lag. Niemand war da und niemand schien ihre Schreie zu hören.

Dann beugte sich der Fremde vor, schnitt ihre Kehle durch und suchte eilig das Weite. Nanami blieb in ihrem Blut liegen und kämpfte dabei, die Wunde an ihrem Hals zu heilen, während sie spürte, dass der Blutmangel ihr langsam die Sicht raubte.

Warum kam keiner und half ihr? Wo waren alle hingegangen? Hatten sie es vielleicht gesehen und sogar gutgeheißen?

Plötzlich spürte Nanami, dass sie jemand berührte und gleichzeitig fluchte. Obwohl sie beinahe ohnmächtig war, konnte sie Victors Stimme hören, wie er sich aufregte.

Seine Hand legte sich an ihre Kehle und er versuchte tatsächlich, den Schnitt soweit zu heilen, damit das Blut nicht mehr umher spritzte. Auch spürte Nanami, dass er heilende Magie in sie leitete. Diese war jedoch bei weitem schwächer als ihre eigene.

Sie wollte sagen, dass er ihr nicht helfen brauchte, dass sie es allein schaffte, doch sie konnte nicht. Ihr Körper war bereits dabei, die Wunde am Hals zu heilen, doch da auch ihre inneren Organe Schäden davongetragen hatte, gab es viele Baustellen. Der Schnitt am Hals war soweit geheilt, dass er sie nicht mehr töten würde, doch das war nicht für die anderen Stiche so. Vor allem an denen, die ihre Beine lähmten und ihre Wirbelsäule erwischt hatte. Das sie noch immer erschöpft war, dauerte alles viel zu lange. Ihr Blick war auf die Wand gerichtet, während sie sich auf die Wunde an ihrem Hals konzentrierte, die sich schloss.

Sie spürte, dass Victor sie hochnahm und mit eiligen Schritten den Flur entlanglief. Hätte Nanami ihn angesehen, hätte sie gesehen, wie besorgt, aber auch wütend er war.

Er brüllte etwas, was sich anhörte wie: „Öffnet die Tür!", und trat gleichzeitig gegen eine.

„Es geht schon", japste Nanami, die es geschafft hatte, ihre Halswunde zu heilen. Doch aus den ganzen Stichen quoll noch immer Blut.

„Ach ja?", fragte Prinz Victor spöttisch. „Soll ich dir dein Blut zum Trinken geben?", erkundigte er sich und klang von der Situation alles andere als begeistert.

Kaze öffnete die Tür und ließ sie herein. Mit einem Blick auf Nanami keuchte er. „Was ist geschehen?", fragte er und Victor murmelte, dass er das nicht wusste. „Die Prinzessin kann sich selbst heilen, doch sie braucht Stärkung in Form von Essen."

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