Kapitel 27.6

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Kapitel 27.6

Ein Angestellter des Gasthauses kam auf das Paar zu und verneigte sich. „Darf ich Euch auftischen, Prinzessin?", fragte er höflich.

Nanami neigte den Kopf. "Sehr gern", antwortete sie und würde das Essen genießen.

„Bitte folgt mir und sagt, was Ihr gerne möchtet", bat der Angestellte.

Victor folgte ihm und erklärte Nanami, dass sie sich vom Buffet aussuchen sollte, was sie aß, der Angestellte würde es ihr dann servieren.

Fast hätte sie gesagt, dass sie sich auch selbst nehmen konnte, doch sie wusste, dass sich das nicht gehörte. Also lächelte sie leicht und betrachtete sich die Speisen. Vieles davon kannte sie nicht, weshalb sie um wenig bat, das sie probieren konnte. Sie war neugierig auf die lokalen Spezialitäten.

Erst, als sie sich gesetzt hatte, begann der Mann, ihr die Speisen zu servieren. Die mitgereisten Leute konnten sich danach nehmen. Sie warteten geduldig, bis Nanami vor einem Teller mit verschiedenen Speisen saß.

Nun war es an ihr zu warten. Eigentlich war es unlogisch, da sie ihr Essen dann kalt essen musste. Immerhin würde sie nicht anfangen bis alle anderen am Tisch waren. Zumindest hatte sie es so gelernt. Trotzdem sagte sie nichts.

"Fang an. Du musst hier nicht warten", sagte Victor klar und deutlich, während er neben ihr saß.

Nanami seufzte. "Das ist so unhöflich", murmelte sie, nahm aber bereits einen Bissen. Sie kam nicht so ganz klar damit, weil sie es selbst nicht mochte.

"Ist es nicht. Du darfst zuerst aussuchen und dann anfangen. Die anderen müssen warten. Und jetzt beschwer dich nicht, sondern iss", befahl Victor warnend.

Nanamis Blick war alles andere als freundlich, bevor sie sich ihrem Essen widmete. Ihr war der Hunger komplett vergangen, denn das erinnerte sie viel zu sehr an das Essen mit ihrer Familie. Daher musste sie sich auch Mühe geben, um sich nicht zu übergeben.

Sie hasste es, wenn die anderen nicht am Tisch saßen und sie hasste es zu warten sobald sie fertig war. Viel lieber aß sie mit allen anderen zusammen, dann fühlte sie sich nicht so komplett allein. Dass Victor gar nichts aß, machte es nicht besser.

Allerdings musste sie zu ihrem Erstaunen gar nicht lange allein essen. Kaum hatte sie die ersten Bissen heruntergeschluckt, saß die halbe Belegschaft bereits am Tisch. Genauso wie der Wirt, der sich mit Victor über einige geschäftliche Dinge unterhielt.

Wie es aussah, wussten die Männer und Diener von Victor genau, wie effizient sie beim Aussuchen der Speisen vorgehen mussten. Die restlichen Leute begaben sich nur wenige Minuten später zu Tisch.

Anfangs war es relativ ruhig, doch dann begannen sie aufzutauen. Die Männer tauschten Witze und Erzählungen aus, die Frauen tuschelten miteinander und versuchten Nanami, in ihren Kreis zu ziehen, indem sie die Prinzessin über Kleider und das Rollschuhlaufen ausfragten. Somit war die Prinzessin wenigstens nicht allein.

Trotzdem hatte Victors Kommentar gereicht, dass sie es nicht genießen konnte. Zu sehr hatte er damit die Erinnerungen hochgeholt und das Essen lag schwer in ihrem Magen. Dennoch versuchte sie wenigstens, sich höflich zu unterhalten.

Sie empfand es als persönliche Kränkung und wahrscheinlich war Victor nicht einmal klar, wie sehr sie sich dadurch vorgeführt fühlte. Es war einfach unglaublich unhöflich ihr gegenüber gewesen. Sie würde ihn darum bitten das nächste Mal allein speisen zu dürfen. Dann musste sie sich wenigstens nicht dazu zwingen etwas hinunterzuwürgen.

Zumindest aß sie nicht so schnell, dass ihr Teller leer wurde, bevor die anderen abgegessen hatten. So musste sie nicht wählen, ob sie warten wollte oder sich noch einmal etwas hinunterquälen.

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