Kapitel 4

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Kapitel 4

Am nächsten Morgen erwachte Nanami und erhob sich langsam. Sie fühlte sich noch immer schwach und ausgehungert, weshalb sie sofort nach dem Essen suchte.

Dabei bemerkte sie, dass sie die Geister wiedersehen konnte, was sie irgendwie beruhigte. Als sie jedoch nach dem Essen griff, bemerkte sie rote Spuren an ihren Handgelenken.

Woher kamen sie nur? Von Victors hartem Griff?

Draußen regnete es in Strömen, sodass ihr Fenster ein Stück weiter zugezogen worden war, damit es nicht hineinregnete.

„Madeleine, dein Sohn macht mir Angst", murmelte sie leise und nahm sich dann etwas zu Essen.

Der Geist saß auf der Fensterbank und starrte hinaus. „Ich weiß. Es tut mir leid."

„Ehrlich gesagt hätte es mir besser gefallen, wenn er mich bestraft hätte", sagte sie seufzend. „Dann wüsste ich wenigstens, was auf mich zukäme."

Madeleine schüttelte den Kopf. „Das bringt er nicht fertig, auch wenn er es will", gestand der Geist und schwebte zu ihr hinüber, um sich neben sie aufs Bett zu setzen.

„Aber er kann meine Familie trotzdem töten", flüsterte sie und rieb sich leicht die Handgelenke.

„Das kann er", bestätigte Madeleine, die einen Blick auf die roten Stellen warf. „Wie Eric jedoch sagte, versucht Vic, dich einzuschüchtern, um dich loszuwerden. Er hofft, du verschwindest, damit er es nicht tut", erklärte Madeleine langsam. „Klingt seltsam, aber Vic hat einen kleinen Funken in sich, der ihn aufhält, es sofort zu tun."

„Würde er meine Familie verschonen, wenn ich verschwinden würde?", fragte sie leise und hoffnungsvoll.

„In gewisser Weise. Gleichzeitig hat er gesagt, dass er Angst vor dir hat", bemerkte Madeleine seufzend.

„Wann hat er das gesagt?", fragte Nanami überrascht und leerte den ersten Teller. Dass das Essen bereits kalt war, störte sie nicht.

„Als er letzte Nacht zu mir gesprochen hat", sagte die Geisterfrau und erklärte, dass Victor trotz allem alle umbringen könnte, auch wenn Nanami verschwand. „Er ist nach außen hin ein kalter Barbar, doch tief in ihm liegt sein gebrochenes Herz. Täglich spricht er zu mir, betet, dass er mit mir sprechen könnte, um nach Rat zu fragen. Vic ist durch dich verwirrt."

„Ich würde ihm gern die Möglichkeit geben, aber er wird mich niemals in sein Herz lassen. Selbst Erics Verbindung zu mir ist noch zu schwach und dabei mag er mich", murmelte Nanami und leerte auch den zweiten Teller.

Nachdenklich sah Madeleine ihr dabei dazu. „Gib nicht auf, du bist erst zwei Tage hier, Nanami. So etwas braucht Zeit. Ich danke dir, dass Eric mich ein bisschen gesehen hat." Ihr war anzusehen, dass sie an Nanami glaubte und hoffte, dass sie es schaffte, sich in Victors Herz zu schleichen.

„Normalerweise reicht das für viel, viel mehr", grummelte sie und war unzufrieden mit sich selbst.

„Vielleicht ist es wegen der Situation. Es ist neu für dich, hier zu sein. Bitte versprich mir, dass du meinen Sohn nicht aufgibst", bat Madeleine eindringlich. „Dass er draußen zugehört hatte, hat gezeigt, dass er an die alten Zeiten denkt."

Nanami wurde blass und ließ das Essen fallen. „Er hat zugehört?", fragte sie stotternd. Das gefiel ihr gar nicht.

„Er hat dich singen gehört und konnte nicht mehr weggehen, bis du eingeschlafen bist", erzählte seine Mutter und lächelte.

Erneut schauderte Nanami. Ihr gefiel das wirklich gar nicht. „Verstehe", murmelte sie leise und leerte nun doch den Teller, bevor sie sich erhob. „Ich sollte jetzt rausgehen und schauen, ob Lilly irgendwo ist. Sie weiß, wo ich erwartet werde."

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