Kapitel 20.10

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Kapitel 20.10

„Mag sein, aber im Grunde ist es nicht so viel anders. Wenn ich nicht bin, wie man mich haben will, werde ich abgeschoben", bemerkte sie und erinnerte ihn damit an seine Worte.

„Richtig. Wir alle spielen eine Rolle, weil man einen nicht akzeptieren kann, wie man ist", meinte er schulterzuckend. „Es gibt nur wenig, die so sind, wie sie sind. Alle anderen spielen eine Rolle."

„Damit wäre dann auch geklärt, dass ich auch hier nicht sein kann, wie ich bin. Ihr werdet also nie die richtige Nanami kennenlernen", sagte sie. Für sie war damit das Thema beendet.

„Alles klar, wie du meinst. Dabei wäre es interessant gewesen, ob wir uns so besser verstehen oder nicht", sagte er und schien nicht weiter interessiert zu sein. Er öffnete die Tür und schob sie unsanft hinein. „Zweiter Stock. Dort leben die Handwerker, die in der Stadt zuständig sind."

„Ich habe Euch verärgert", bemerkte sie nüchtern, ging aber seinem Befehl nach.

„Ich habe dein Gedächtnisverlust lediglich als einen Neuanfang zwischen uns gesehen", meinte er schulterzuckend und nickte nach oben. „Ich wollte dich anders kennenlernen und dass du mich ein wenig anders kennst. Egal. Geh jetzt. Hole zehn neue Männer."

„Kommt Ihr nicht mit?", fragte sie leise und hoffnungsvoll. Sie hatte ihm bereits gezeigt, wie sie sein konnte, doch langsam kamen die Erinnerungen zurück und sie bekam Angst.

„Ich denke, du brauchst mich nicht. Ich vertraue deinem Urteil. Ansonsten werfe ich sie wieder raus. Sollte es Probleme geben, komme ich", antwortete er.

„Wartet Ihr hier?", wollte sie zögerlich wissen. Das war alles neu für sie. Wie würden die Männer mit ihr umgehen?

„Ja", sagte Victor und lehnte sich gegen die Wand.

Nanami nickte. Das gab ihr zumindest ein leichtes Gefühl von Sicherheit. Sie rechnete damit, dass man ihr gegenüber nicht sonderlich hilfreich oder zuvorkommend sein würde.

Trotzdem begab sie sich nach oben und ging direkt auf denjenigen zu, der sich wohl um alles kümmerte. Noch immer hatte sie ihren Ordner dabei. Zudem auch Zettel um sich Notizen zu machen. Sie sollte die Personalien aufnehmen und musste sich auch irgendwie ein Bild davon machen, was es überhaupt für Persönlichkeiten gab. Ob die Leute überhaupt wussten, dass sie zum Schloss gehörte? Sie würde es ihnen nicht unter die Nase reiben.

Vielleicht würde sie so jedoch auf mehr Schwierigkeiten stoßen, wenn man sie nicht anerkannte. Sicherlich glaubten die Männer ihr dann noch weniger.

„Wie kann ich helfen?", fragte der ältere Mann mit rauer Stimme, während er an seiner Zigarre zog und den Rauch kunstvoll ausblies.

„Ich suche nach Küchenjungen und Handwerkern", erklärte sie und versuchte es erst einmal irgendwie geschäftlich abzuwickeln. Vielleicht gab es doch nicht so viele Probleme.

„Wo sollen sie eingesetzt werden?", fragte er und musterte Nanami.

„Schlossküche", bemerkte sie mit einem Lächeln.

„Wer schickt Euch?", fragte er.

Im Grunde schickte sie niemand wirklich, doch das konnte sie wohl nicht sagen. „Prinz Victor", sagte sie deshalb. Immerhin wartete er unten.

Die Stirn des Mannes furchte sich. „Seit wann ist er für den Bereich wieder verantwortlich? Das sollte doch seine Zukünftige übernehmen", bemerkte der Mann nachdenklich.

Nanami rieb sich die Nasenwurzeln. „Ja. Deshalb bin ich ja hier. Aber er schickt mich trotzdem."

Nachdenklich rieb der Mann sich seinen langen Bart. „Seid Ihr die neue Frau?", wollte er wissen.

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