Kapitel 1.2

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Kapitel 1.2

Nanami seufzte und brach das Gespräch ab. „Herein", sagte sie stattdessen und hoffte sehr, dass Madeleine Recht hatte.

Lilly trat ein und brachte ihr ein silbernes Tablett. Auf diesem stand eine Schüssel mit Suppe sowieso Brot, frisches Obst und Speck mit Eier. Die Kammerzofe stellte das Essen auf dem runden Tisch ab und verbeugte sich noch einmal. „Wenn Ihr wünscht, wasche ich Euch danach und ihr könnt eine Weile schlafen."

„Danke, ich denke, das kann ich allein, wenn ihr für mich ein Bad fertig macht", sagte sie lächelnd und fragte sich, ob die spärliche Portion an der aktuellen Situation lag, ob der Hof sehr sparsam war oder man sie einfach nur nicht zu sehr verwöhnen wollte.

Ihre ungestellte Frage wurde relativ schnell beantwortet, denn es kamen zwei weitere Dienstmädchen herein. Beide trugen Tabletts, die verschiedene Speisen aufwiesen. Auch diese wurden auf dem Tisch abgestellt und Lilly nickte ihnen zu. „Danke. Ihr könnt gehen", wies sie die beiden an, die sich mit einer Verbeugung zurückzogen. Dann wandte sich Lilly wieder an Nanami. „Es ist meine Aufgabe, Euch zu waschen."

„Ich bin lieber allein im Bad", sagte sie und lächelte höflich. Sie war sowieso nie allein, doch im Bad wollte sie sich mit den Geistern unterhalten.

„Ich werde Euch hinführen, wenn Ihr gegessen habt", sagte Lilly freundlich, aber nicht zufrieden und stellte sich neben der Tür auf.

„Es tut mir leid, Nanami. Aber die Regeln lauten, dass die Königin und Prinzessin nicht allein baden sollten. Falls etwas passiert", erklärte Madeleine. „Es ist nicht böse gemeint, aber die beiden Positionen sind trotz allem sehr wichtig. Vor allem nach meinem Tod."

Obwohl Nanami sie hörte, sprach sie nicht und widmete sich lieber dem Essen. Dieses wurde von ihr mit Magie akribisch untersucht. Nur das, wo sie sich sehr sicher war, dass nichts drin war, aß sie. Das andere rührte sie nicht an. Zu groß war die Angst.

Allerdings schien alles in Ordnung zu sein. Zumindest mit dem Essen. Nichts war vergiftet, aber sie kannte einige Speisen nicht, da es das bei ihr nicht gegeben hatte.

Langsam aß Nanami, fühlte sich aber durch Lillys Anwesenheit nicht sonderlich wohl. Sie wollte sich mit Madeleine unterhalten. Das ging jedoch nicht, solange das Dienstmädchen da war.

Auch die Geisterfrau wollte anscheinend reden. Wer wusste schon, wie lange sie schon nicht mehr mit jemanden gesprochen hatte. Ob sie Nanami helfen konnte, sich hier zurecht zu finden?

„Ist es möglich, noch ein bisschen Zeit für mich zu haben?", fragte Nanami höflich an Lilly gewandt. „Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich bin es wirklich nicht gewohnt, so ... belagert und beobachtet zu werden."

„Wie Ihr wünscht. Solltet Ihr Euer Bad wünschen, es ist zwei Zimmer weiter. Ihr könnt es durch diese Tür erreichen", erklärte Lilly und zeigte auf eine Tür, die anscheinend zu einem weiteren Zimmer führte.

„Vielen Dank", meinte Nanami mit einem dankbaren Nicken, bevor sie sich langsam dem Essen widmete. Ihr Magen war noch immer nicht ganz so begeistert, weil die vergangenen Stunden ihn murren ließ.

Taktvoll zog sich Lilly zurück und ließ sie allein.

Kaum war diese gegangen, seufze Nanami. „Entschuldige, dass ich Euch nicht geantwortet habe", murmelte sie leise in Madeleines Richtung.

„Es muss dir nicht leidtun. Ich weiß, dass die Menschen mich nicht hören können. Wobei ich manchmal denke, dass Vic es kann", sagte sie gedankenverloren und spielte mit einer Haarsträhne.

„Ich könnte ... ihm helfen, Euch zu sehen. Aber dazu müsste ich eine Verbindung mit ihm aufbauen", gab Nanami leise zu. Diese Dinge waren nicht so einfach, da sie auf Gefühlen basierten. Etwas, was Nanami erst noch erkunden musste.

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