Kapitel 9

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Kapitel 9

Es vergingen mehrere Tage, in denen Nanami viel in ihrem Zimmer verbrachte, wenn sie nicht gerade draußen in der Stadt war, um denjenigen zu helfen, die krank waren.

Wo Victor war, interessierte sie nicht mehr. Sie konnte seine Gegenwart im Moment einfach nicht ertragen und wollte sich ablenken. Zudem brauchte Eric ihre Hilfe. Sie trafen sich wieder zum Abendessen und irgendwie hatte sie es geschafft, ihn dazu zu überreden, dass sie ihn am Abend massierte und mit ihrer Magie entspannte.

Er war viel offener, als sie erwartet hatte und er schien es zu genießen, verwöhnt zu werden. Auch er sprach nicht über Victor, doch er machte sich scheinbar Gedanken darum, was los war. Bisher hatte er jedoch nicht gefragt, sondern hoffte womöglich, dass Nanami von selbst damit kam.

Allerdings würde sie ihn damit nicht belasten. Es war eine Sache zwischen ihr und Victor. Wenn es ihr nicht gelang, an ihn heranzukommen, war sie hier falsch. Nanami konnte nicht einmal sagen, ob sie Fortschritte machte und unterbrach auch Madeleine immer, wenn sie etwas über Victor sagte. Im Moment wollte sie diesen einfach nur ignorieren und seine Anwesenheit, wenn er denn da war, verdrängen.

Das schienen beide zu akzeptieren, weshalb das Leben weiterging, ohne den Prinzen noch zu erwähnen. Wobei Madeleine sehr niedergeschlagen wirkte und scheinbar die Hoffnung verlor.

Wenn er da war und seinen Vater zur Besprechung lud, sagte Eric überhaupt nichts mehr, sondern nickte dem Diener, der ihm die Botschaft ausrichtete, einfach zu. Was gesprochen wurde, erfuhr niemand. Auch nicht Nanami, da Madeleine den Männern zuhörte, aber da diese nichts von Victor hören wollte, behielt die Geisterfrau es wohl auch für sich.

"Kannst du mir am unteren Rücken eine Massage geben, Nanami?", erkundigte sich Eric beim Abendessen. "Ich glaube, ich habe mir einen Nerv eingeklemmt."

"Ich werde mich darum kümmern", versprach sie und versuchte sich an einem Lächeln. Es war aufgesetzt und gespielt, obwohl sie sich große Mühe gab, es echt aussehen zu lassen. Sie mochte Eric, doch im Grunde hatte sie aufgegeben. Sie würde tun, was sie konnte und was man sie ließ. Nicht mehr.

Die Idee eines Selbstmordes, der in ihr gekeimt war, hatte sie verworfen. Als Geist würde sie noch weniger tun können und wäre zum Zusehen verdammt.

"Hast du im Übrigen deine Freundin informiert?", fragte der König beiläufig, während er sich seiner Suppe widmete. Schon seit einigen Tagen aß er weniger, als würde es ihm nicht mehr schmecken.

"Ja, ich habe sie informiert und warte auf ihren Brief", sagte sie und hoffte sehr, dass alles gutging. Aber der Geist, den sie geschickt hatte, war noch nicht zurückgekehrt.

"Wärst du bereit, mit mir dorthin zu fahren, damit ich sie kennenlernen kann? Vielleicht können wir auch ein oder zwei Menschen mitnehmen", schlug er vor.

"Ja, natürlich. Ich würde mich sehr freuen, mit ihr zu sprechen", sagte sie lächelnd und hoffte vielleicht die kleine Familie mitzunehmen. Das Kleinkind brauchte eine bessere Lebensmöglichkeit.

Es ging ihr zwar besser, aber es war definitiv kein Ort, um aufzuwachsen.

Eric seufzte leise und schob den Teller von sich. "Ich denke, da es zwischen dir und Victor wohl ... eine Auseinandersetzung gegeben hat, ist die Reise von euch wohl auch hinfällig", murmelte er erschöpft.

"Welche Reise?", fragte sie, da sie davon noch gar nichts wusste. "Wenn es meine Pflicht ist, werde ich sie antreten."

"Als Prinz und Prinzessin solltet ihr die Städte und Dörfer besuchen, damit sie dich kennenlernen und wissen, wer das nächste Königspaar ist. Das war schon immer so", erklärte Eric und fuhr fort, dass sie Victor zwar vom Namen her kannten, er sie aber noch nie besucht hatte. Das tat meist nur der König mit seiner Frau.

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