Kapitel 34.4

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Kapitel 34.4

Schließlich bog Victor auf einen Sandpfad ab und lenkte sein Pferd so, dass er neben ihr ritt. "Wie gehts deinen Beinen?", fragte er.

"Muskelkater", meinte sie leise. "Ansonsten gut", versicherte sie. So wie sie die letzten Tage ihren Körper selbst getrieben hatte, war deutlich zu sehen, dass sie zwar erschöpft war, aber körperlich wieder völlig in Ordnung.

"Okay", erwiderte Victor und schwieg dann wieder. Tanan ritt ein Stück hinter ihnen, doch als Victor eine Handbewegung machte, kehrte er um.

Nanami folgte dem Wächter mit ihrem Blick. In letzter Zeit war er eine sehr angenehme Begleitung gewesen und sie fragte sich, warum Victor ihn wegschickte. Das machte sie irgendwie unruhig.

Um sich abzulenken, sah sie sich um. Es war wirklich weit weg, aber auch irgendwie schön. So ganz konnte sie sich noch nicht entscheiden.

Nach einigen Minuten, hielt der Prinz wieder an. Sie hatten eine Fläche erreicht, auf denen ein paar Bäume standen. Ansonsten gab es viele Büsche und es wirkte verwildert.

"Hier müssten die Bäume und Büsche mitsamt Wurzeln entfernt werden, bevor die Fläche aufgeschüttet wird. Allerdings hast du hier viel mehr Platz und bist nicht eingeschränkt", sagte Victor und reichte ihr erneut Dokumente, die einen Bauplan enthielten. Scheinbar hatte er sich bereits einige Gedanken darüber gemacht.

"Habt Ihr das die letzten Tage gemacht?", fragte sie leise und betrachtete die Dokumente. Sie hatte eigentlich vor gehabt, diese Dinge selbst zu machen, um sich abzulenken. Jetzt war es im Grunde schon alles fertig. Sie musste sich also etwas anderes suchen, mit dem sie sich wirklich ablenken konnte, denn an dem Bau an sich würde sie nicht viel zu tun haben.

"Nein. Die waren schon vor langer Zeit mal geplant", antwortete er. "Wenn du eine der Flächen haben willst, kannst du damit tun, was du willst. Du wirst schon selbst Hand anlegen müssen", fuhr er fort.

Das beruhigte sie irgendwie. Dann konnte sie sich frei entfalten. "Dann würde ich gern diese hier nehmen", sagte sie, denn damit konnte sie ein bisschen mehr machen, als mit der anderen.

"Von mir aus", sagte er und holte einen Stift aus seiner Tasche, um etwas aufzuschreiben. Dann reichte er ihr ein Stück Papier. "Damit gehört es offiziell dir."

"Danke", sagte sie und lächelte. Dieses Mal jedoch herzlicher.

"Wie geht es Euch?", fragte sie schließlich und kämpfte das Gefühl nieder, das in ihr aufstieg. Es war nicht schön und machte sie unruhig.

"Gut. Und selbst?", fragte er und räumte den Stift wieder weg, bevor er sich zu seinem Pferd begab.

Nanami zögerte kurz. "Körperlich ganz gut", wich sie aus. Sie wusste nicht genau, was sie sagen sollte. Seelisch ging es ihr einfach schrecklich.

"Aber?", fragte er.

"Es tut mir leid", flüsterte sie und senkte ihren Blick. "Ich wollte Euch nicht dazu bringen, wegzurennen", flüsterte sie und kämpfte mit den Tränen. Sie hatte nicht vor gehabt, ihn so zu treffen.

"Schon gut", sagte er lediglich und hielt beim Aufsteigen inne.

Nanami biss die Zähne zusammen und kämpfte um Fassung. Seine Worte und die gefühlte Gleichgültigkeit, trafen sie hart. Sie schluckte leise und wandte sich ihrem Pferd zu, schwieg aber.

Seine Worte hielten sie jedoch auf, als er meinte, dass er nie geglaubt hätte, seine Mutter und Schwester noch einmal sehen zu können. Es war unwirklich für ihn gewesen und er hatte nicht gewusst, ob Nanami ihn hereinlegen und mit einer Illusion manipulieren wollte. Doch als er Madeleines Berührung und ihre Worte gehört hatte, war ihm klar geworden, dass er nicht der Mann war, den seine Mutter haben wollte.

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