Kapitel 23

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Kapitel 23

Es vergingen mehrere Tage, bis sie ihn endlich wiedersehen konnte.

Schon am Morgen kündigte Eric an, dass Victor im Laufe des Tages eintreffen würde. Mitsamt den Truppen, die Eric losgeschickt hatte, um ihm zu helfen.

Nanami starrte ständig ungeduldig aus dem Fenster und wünschte sich, dass diese Sache nie geschehen wäre. Sie hatte wirklich Angst über seine Reaktion.

Als sie ihn und die Truppen erblickte, musste sie sich sehr zusammenreisen, um nicht sofort loszurennen. sie würde warten müssen, bis er in der Krankenstation war. Oder in seinem Zimmer. Je nachdem, wo man ihn hinbrachte. Sie wollte ihn möglichst allein vorfinden.

Als er mit seinen Männern in den Innenhof ritt, wirkte er, als wäre nichts geschehen. Wären da nicht der Verband an seinem Arm und einer, der um seinen Kopf und sein Auge reichte. Das waren Anzeichen, dass er verletzt war. Aber er schien keine Probleme zu haben, zu reiten.

Allerdings war sein Abgang vom Pferd alles andere als elegant und Nanami erkannte, dass Eric hinaus kam, um ihn zu begrüßen. Sie unterhielten sich nur kurz und und tatsächlich nahm der König seinen Sohn für einen Moment in den Arm.

Dann ließ er von ihm ab und ließ ihn ziehen. Eric selbst kümmerte sich um seine Truppen und die Pferde, die erschöpft aussahen.

Nanami folgte Victors Weg so, dass er sie nicht sehen konnte. Wo ging er hin? Würde er ihr den Kopf abreißen, wenn sie sofort zu ihm kam? Sie hielt es einfach nicht mehr aus.

Ihr entging nicht, dass sein Gang steif war und nicht so schnell wie sonst. Eigentlich sollte er zu Kaze gehen, doch den ersten Weg, den Victor einschlug, war nicht zu seinem Zimmer oder zur Krankenstation, sondern wieder nach draußen.

Nanami folgte ihm. Sie wollte sehen, was er tat. Wollte er vielleicht an das Grab seiner Mutter?

Genau das schien er zu wollen, denn er trat in den kleinen Friedhof hinter dem Schloss. Dieser war in einem eigentlich wunderschönen Garten angelegt worden und beherbergte die verstorbenen Könige.

Victor ging an das Grab, das mit Abstand das schönste war. Dort waren Madeleines und Katjas Namen eingraviert worden und es lagen sogar Blumen darauf. Das war wohl eine Anweisung des Königs, dass täglich welche gebracht wurden, auch wenn das Wetter schlecht war.

Der Prinz kniete sich langsam hin und schien zu beten und zu den beiden Frauen zu reden.

Nanami blieb im Schloss und beobachtete ihn. Hatte er vielleicht sogar gehofft, sie im Himmel wiederzusehen?

Möglich war es, nachdem er sogar gesagt hatte, dass er hofft, auf dem Schlachtfeld zu verrecken.

Es vergingen einige Minuten, bis Victor sich schwerfällig aufrichtete und sich wieder nach drinnen begab. Er sah müde, erschöpft und nicht aus, als würde er irgendetwas tun wollen.

Nanami hielt es einfach nicht mehr aus, weshalb sie sich schnell durch die Gänge bewegte, um zu ihm zu gelangen.

Als sie in den selben Gang einbog wie er und ihn sah, traten ihr die Tränen in die Augen. Sie lief auf ihn zu. Bevor er reagieren konnte, schloss sie ihn in ihre Arme. "Ich hab dich so vermisst", sagte sie erleichtert und legte ihre Wange an seine Brust.

„Na...", begann er, doch seine Stimme brach ab und er zischte. Wahrscheinlich vor Schmerzen. „Ich brauche ein wenig Ruhe", räusperte er sich. „Wir reden später."

Nanami löste sich leicht von ihm. "Tut mir leid", sagte sie und blickte zu ihm hoch, bevor sie ihm einen leichten Kuss auf die Lippen gab. "Ich bin nur so froh, dass Ihr endlich wieder da sein", erklärte sie. Sie versuchte dabei krampfhaft ihre Magie zurückzuhalten. Nanami war bewusst, dass Victors Verletzungen nicht leicht zu heilen war und sie musste wegen des Kindes aufpassen.

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