Kapitel 12.4

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Kapitel 12.4

Nanami nickte. "In Ordnung", stimmte sie zu, damit er sich keine Sorgen machte, auch wenn sie es selbst nicht sonderlich mochte. Dennoch verstand sie, warum das nötig war.

„Zudem gehen wir morgen zu den Schneiderinnen, damit du wärmere und angemessenere Kleidung für die Reise bekommst", fuhr er fort und stand auf.

"Was bedeutet angemessenere?", fragte Nanami überrascht. Ihre Kleider waren edel, aber nach dem Standard ihrer Heimat. Waren sie nicht gut genug oder ging es um wärmere Kleidung?

„Wärmere Kleidung. Der Winter hält Einzug", konkretisierte der König. „Außerdem solltest du dich den Untertanen nicht so freizügig zeigen."

"Ich verstehe", meinte Nanami nachdenklich. "Allerdings brauche ich die warme Kleidung nicht sonderlich dringend. Als ich in der Stadt war, habe ich bemerkt, dass mein Körper wieder normal arbeitet. Es ist mir nicht mehr kalt."

Eric räusperte sich und meinte, dass die Kriegsmagier nicht viel darüber wussten, wie die Körper der Heilmagier arbeiteten. Deshalb sollte Nanami sich möglichst angemessen bekleiden. „Du bist bereits mit deinen Haaren und deiner Augenfarbe sehr auffällig."

"Also geht es mehr darum, dass ich nicht so sehr auffalle?", fragte sie unschlüssig. "Oder dass ich nicht zu ... seltsam wirke?"

„Ich würde dich nicht seltsam nennen", erklärte Eric, wies sie aber darauf hin, dass andere es tun könnten. „Es passt nicht zu einer Prinzessin, freizügig herumzulaufen. Das verleitet die Männer dazu, dich anzufassen."

"Ich verstehe", sagte sie nachdenklich. "Ich nehme an, dass es hier als unangemessen gilt, wenn eine Frau zu viel Haut zeigt?"

Der König nickte.

"Schade, ich zeige gern, was ich habe", gestand sie. "Bei uns ist das nichts Ungewöhnliches. Aber bei uns sind die Männer auch nicht so ... dominant?"

„Richtig. Wir mögen es nicht, wenn Frauen anderen Männern zu viel Haut zeigen. Es lässt sie wie Huren und Schlampen wirken, auch wenn sie keine sind", sagte Eric ernst. „Was in den eigenen vier Wänden ist, ist wieder etwas anderes. Aber nicht in der Öffentlichkeit."

"Also am besten hochgeschlossene, lange Kleider", murmelte Nanami zu sich selbst und machte sich damit eine geistige Notiz. Sie würde trotzdem eine Lösung finden, etwas reizender auszusehen, als die anderen Frauen. Sie mochte die Moder der hiesigen Adelsdamen nicht.

„Lange Kleider, die kein Dekolleté zeigen", konkretisierte Eric nachdenklich. „Sie müssen nicht bis zum Hals gehen."

"Solange ich sowas nicht zu oft tragen muss", murmelte sie, nahm es aber so hin. Ihr blieb sowieso nichts anderes übrig.

„Bei den offiziellen Auftritten", beharrte Eric und ging zur Tür. „Pass auf dich auf. Wir sehen uns beim Essen."

"Bis heute Abend", erwiderte sie und fragte sich, ob Victor in dieser Beziehung mit sich sprechen lassen würde. Wahrscheinlich nicht.

Nanami machte sich fertig und verließ dann ihr Zimmer, um in die Stadt zu gehen.

Dort war es noch ziemlich voll, aber niemand achtete wirklich auf Nanami. Jeder schien beschäftigt zu sein, doch ab und an konnte sie einen Blick auf sich spüren. Wahrscheinlich, weil sie keine Schuhe trug.

Aber es war ihr egal. Sie lief durch die Stadt und verschwand dann in einer Gasse, die sie zum Problemviertel bringen würde.

Hier war es, genau wie am Vormittag, still und leer. Wer nicht musste, ging nicht nach draußen. Selbst die Kinder, die sonst gerne draußen waren, hielten sich mit ihren zerrissenen Kleider lieber drinnen auf.

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