Kapitel 8.14

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Kapitel 8.14

Der Prinz hob eine Augenbraue. „Ich habe kein Interesse an dir, an einem Gespräch oder deiner Gegenwart. Fahr von mir aus zur Hölle", bemerkte Victor.

"Ich weiß, dass es Euch nicht interessiert, aber ich bin hier, weil Euer Vater das so möchte. Sollten wir nicht versuchen, das Beste daraus zu machen, damit Euer Vater nicht enttäuscht wird?", fragte Nanami und blieb weiterhin ruhig. "Immerhin werden wir heiraten. Ob es Euch gefällt oder nicht. Ich glaube nicht, dass einer von uns beiden mitsprechen darf."

Victor schnaubte verächtlich. "Da hast du völlig Recht: Wir haben es nicht zu entscheiden. Trotzdem ist es mir egal, ob er enttäuscht sein wird oder nicht. Ich würde lieber einen Hund heiraten, als einen Heilmagier", bemerkte er herablassend. "Lass mich verdammt nochmal in Ruhe. Sonst finde ich andere Wege, dich von mit fernzuhalten", drohte Victor und Nanami bemerkte, dass er sich nur mühsam beherrschte.

"Warum habt Ihr so eine Abneigung gegen Frauen?", wollte sie leise wissen und klang enttäuscht. Was sie auch war. Wahrscheinlich würde sie Erics und Madeleines Wunsch nie nachkommen können.

"Frauen sind sentimental und überschütten jeden damit", erklärte Victor ernst. "Das kann ich nicht gebrauchen. Auch nicht, wenn sie sich einschleimen. Sie sollen tun, was man ihnen befiehlt und sonst nichts."

"Das heißt Eurer Meinung nach, haben wir kein Recht auf einen eigenen Willen?", fragte sie und richtete ihren Blick an die Decke.

Ein spöttisches Lachen von Victor erklang. "Ihr könnt gerne euren eigenen Willen haben. Wenn Männer, die sich dann nach euch richten, das so wollen: Bitte. Aber ich werde mir das nicht antun", knurrte er und ihm war anzusehen, dass er gar nicht hier sein wollte.

"Warum wollt Ihr Euch unbedingt rächen?", fragte sie leise. "Was erwartet Ihr, was danach geschieht?"

"Ich will all die scheinheiligen Gesichter auslöschen", knurrte Victor und ihr war klar, dass sie einen wunden Punkt erwischte.

"Und was erwartet Ihr Euch davon, wenn Ihr es geschafft habt?", fragte sie, weil sie nicht verstand, was es ihn brachte.

"Genugtuung. Ich bringe die Heilmagier um und werde mich an ihren verzweifelten Gesichtern laben, wenn sie um ihre Geliebten kämpfen!", schwor der Prinz mit funkelnden Augen.

"Und dann?", fragte sie. "Wenn sie nicht mehr sind?" Nanami konnte sich nicht vorstellen, was es ihn brachte, außer am Ende zu bemerken, dass niemand mehr übrig war, der ihm wichtig war.

Victor zuckte mit den Schultern. "Nichts und dann. Wenigstens bin ich dann diese Heilmagier endlich los", sagte er gleichgültig.

"Euer Vater hat nicht mehr lange zu leben", sagte sie unvermittelt und konnte nicht verhindern, dass sie traurig klang. Nanami wusste, dass es am Alter lag und sie so gut wie nichts daran ändern konnte.

Der Prinz verengte die Augen und schnaubte. "Und? Glaubst du, dass du mich mit deiner Sentimentalität beeindrucken kannst?", fragte er und er wirkte nicht, als würde ihn die Nachricht schocken.

"Nein, aber Ihr solltet es zumindest wissen. Das Schicksal des Landes wird wohl eher in Euren Händen liegen, als Ihr es erwartet", murmelte sie und spürte eine tiefe Traurigkeit in sich. Dass sie diese unbewusst an Victor vermittelte, war ihr gar nicht klar.

Verärgert knurrte er und starrte sie wütend an. Vermutlich, weil er glaubte, sie wollte ihn mit ihren Gefühlen manipulieren. "Ich bin dafür gewappnet, das Land zu übernehmen", informierte er sie kurz und knapp.

"Das habe ich nie bezweifelt", sagte sie ruhig. "Ich weiß, Ihr könnt mich nicht leiden, aber ständig davon auszugehen, dass ich Euch irgendwie schaden will, bringt Euch genauso wenig etwas, wie mir. Es waren lediglich Fakten, Prinz."

Erneut schnaubte Victor spöttisch. "Du hast völlig Recht: Ich kann dich nicht leiden. Ihr Heilmagier mit eurem heiligen Getue wollte bloß Frieden und Liebe auf der Welt stiften und die Kriegsmagier zu handzahmen Puppen machen", bemerkte er, wobei er das Wort "Liebe" ihr regelrecht entgegenspuckte.

"Was ist falsch daran, sich nach Liebe und Frieden zu sehnen? Liebe ist ein schönes Gefühl", behauptete sie und klang schwärmend.

Das entlockte dem Prinz lediglich ein Würggeräusch. "Mach dich nicht lächerlich", befahl er ihr verächtlich. "Wenn man alles, was man eigentlich liebt, verliert, weiß man erst, dass Liebe einem nur schadet."

"Noch habt Ihr nicht alles verloren", sagte sie ernst. "Und ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr Euch nicht gern daran zurückerinnert, als Ihr geliebt worden wart."

"Das ... geht dich nichts an", fauchte Victor und stieß sich vom Türrahmen ab. "Was mal war ist längst vorbei." Mit diesen Worten machte er auf dem Absatz kehrt und Nanami hörte, wie er sich entfernte. "Und lass deine Sentimentalität, genau wie deine verfluchte Magie, bei dir!", rief er noch.

Nanami schloss die Augen. Es gelang ihr nicht, ihre Gefühle unter Kontrolle zu bringen und sie schickte ihm diese unbewusst, während sie davon heimgesucht wurde. Zerstörte Hoffnung, Angst, Trauer und Sehnsucht. All das wütete in ihr und sie schaffte es kaum, richtig zu atmen.

Plötzlich spürte sie, wie die Fäden nachließen. Wahrscheinlich hatte Victor einfach genug und konnte es nicht ertragen, sie weiterhin zu spüren.

Das sorgte aber nicht dafür, dass die Gefühle nachließen. Nanami nutzte die neu gewonnene Freiheit und rollte sich zusammen. Würde sie es jemals schaffen, an Victor heranzukommen?

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