Kapitel 15.2

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Kapitel 15.2

Also wartete Nanami, bis sie eine Stelle fand, an der sie einsetzen konnte. Sie spielte auf dem Klavier mit und verlor sich bald schon in der Musik.

Jeder hing wohl den Gedanken nach, denn das Zusammenspiel harmonierte perfekt. Der Prinz passte sich sogar an ihren Rhythmus an und schien es gar nicht zu bemerken.

Das sorgte dafür, dass Nanamis Gedanken einmal einfach nur schön waren. Sie dachte an nichts, was ihr irgendwie Sorgen bereitete und fühlte sich rundum wohl.

Anfangs stand Victor mit dem Rücken zu ihr, drehte sich aber im Laufe der Zeit zu ihr mit geschlossenen Augen um. Wie lange sie gemeinsam spielten, war fraglich. Doch als die Sonne ihre goldenen Strahlen in das Musikzimmer warf, hörte Victor langsam auf. Er hatte es sichtbar genossen, einfach nur zu spielen.

Nanami ließ ihr Spiel ebenfalls ausklingen und blickte dann hinaus in die helle Spiegelung des Schnees.

Selten so ruhig legte Victor seine Querflöte zurück in die Schachtel, die er daraufhin wieder im Schrank verstaute. Dabei schwieg er, weil er wohl das schöne Gefühl nicht verderben wollte.

Nanami wandte ihren Blick ab und begann dann, erneut zu spielen. Sie hatte noch etwas Zeit und wollte noch etwas hierbleiben, um zu genießen.

Trotzdem bemerkte sie, dass der Prinz wortlos das Zimmer verließ.

Zurück blieb Madeleine, die mit geschlossenen Augen Nanami zuhörte und mitsang. „Du spielst sehr schön", lobte sie die Prinzessin aufrichtig.

Nanami seufzte leise. "Danke", murmelte sie und fragte sich, ob sie nun endlich sagen konnte, dass sie auf den richtigen Weg bei Victor war.

„Hast du bemerkt, dass er dich manchmal mit einem bestimmten Blick ansieht?", fragte seine Mutter gedankenverloren.

"Nein, das ist mir nicht aufgefallen", murmelte Nanami, während sie weiter spielte. Was sollte das für ein Blick sein?

„Beobachte ihn genauer, wenn du dich gegen ihn auflehnst", grinste Madeleine und meinte, dass er sie für ihren Mut bewunderte.

"Ich weiß nicht", gestand sie. Das letzte Mal, als sie auf Madeleine gehört hatte, war es nicht gerade gut gegangen. "Ich glaube eher, dass er genervt ist."

„Er ist von allem genervt", behauptete Madeleine ernst. „Aber er taut langsam auf. Sonst hätte er dich nicht bei sich schlafen lassen. Wenigstens bin ich beruhigt, dass sein Kindermädchen nicht im Abschaumviertel ist. Dennoch tut es mir für die verstorbene Frau sehr leid. Das hat sie nicht verdient."

Madeleines Worte krachten auf Nanami ein und rissen sie aus der Ruhe, die sie gefunden hatte.

Tränen stiegen ihr in die Augen und sie kämpfte darum, nicht in Tränen auszubrechen. Nicht nur, weil Clarissa gestorben war, auch weil sie ihre Mutter vermisste. Sie hatte Hoffnung, dass sie den Geist vielleicht sehen würde, doch dazu musste er sich zu ihr verirren. Ob ihre Mutter versuchen würde, sie zu finden?

„Es tut mir leid, Nanami", sagte Madeleine sichtlich bedrückt. „Aber du hast gebeten, sie beerdigen zu dürfen. Du solltest mit Eric sprechen, damit er dir helfen und zeigen kann, wo", flüsterte sie.

Sie hatte versucht, nicht daran zu denken, doch Madeleine hatte Recht. Sie wollte die Frau begraben.

Daher erhob sie sich mit hängenden Schultern und verließ das Musikzimmer. Sie würde mit Kaze sprechen. Vielleicht konnte er ihr eher helfen, als Eric. Dieser war sicherlich beschäftigt.

Jedoch hatte er gesagt, dass er helfen würde. Schließlich wusste er, wo sie begraben werden sollte.

Nanami seufzte. "Weißt du, ob Eric gerade Zeit hat?", fragte sie vorsichtig.

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