Kapitel 12.6

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Kapitel 12.6

Grob schüttelte der Prinz sie und sah sie mit funkelnden Augen sichtbar verärgert an. "Du hast dich hier nicht einzumischen", wiederholte er scharf und warf sie mit einem Ruck auf sein Pferd, das ruhig und gelassen dastand. Wahrscheinlich war es solche Ausbrüche des Herrn gewohnt.

Bevor Nanami überhaupt die Chance bekam, abzusteigen, saß er auch schon auf. "Es reicht endgültig. Du hast meine Nerven überstrapaziert und dafür wirst du bestraft", knurrte er aufgebracht und drückte sie mit einer Hand so fest auf das Pferd, dass sie sich kaum wehren konnte.

Nanami ließ es zu. Wenn er sich an ihr abreagierte, würde er seine Wut zumindest nicht an den Leuten auslassen und sie wusste, dass es sie nicht daran hindern würde, wieder hierherzukommen. Das nächste Mal würde sie jedoch besser aufpassen.

Auf dem Weg zurück zum Schloss fluchte Victor und gehalten und ließ sich über die Frauen aus, die sich seiner Meinung nach in alles einmischen mussten. Die Menschen wichen aus, schienen aber überrascht zu sein, dass er eine Frau auf dem Pferd hatte.

Nanami hatte die Arme verschränkt und wirkte unwillig. Sie wollte ihm widersprechen, wusste aber, dass es keinen guten Eindruck machen würde. Obwohl es ihr eigentlich egal sein konnte, wenn er auf die Idee kam, so mit ihr durch die Stadt zu reiten. "Wenn Ihr Euch besser um Eure Leute kümmern würdet, hätte ich gar keinen Grund, mich einzumischen", brummte sie verärgert.

"Halt deinen Mund, verdammtes Weibstück. Wer nicht hören will, muss fühlen", fuhr er sie an und stieg vor den Stufen zum Schloss ab. Er winkte einen der Diener zu sich, dem er die Zügel in die Hand geben konnte und zog Nanami grob vom Pferd.

Diese zischte ihn an, wehrte sich aber nicht. Es würde sowieso nichts bringen.

Sobald Victor sein Pferd los war, zog er Nanami harsch und ohne auf sie zu achten, mit sich mit.

Drinnen ging er nicht den gewohnten Weg zu ihrem oder seinem Flügel, sondern in eine ganz andere Richtung.

Nanami ließ sich mitziehen, bekam aber Angst. "Warum verdammt Ihr diese Menschen dazu, dort zu leben?", fragte sie. "Was haben sie Euch getan? Nur weil sie anderer Meinung sind als Ihr? Glaubt Ihr wirklich, Ihr könntet die Menschen so überzeugen?"

Sein Griff um ihr Handgelenk verfestigte sich. "Jeder, und damit meine ich auch dich, Nanami, wird dafür büßen, mich nicht zu unterstützen, mich zu rächen", sagte er und zerrte sie die Treppen hinunter.

"Warum stürzt Ihr Euer ganzes Reich ins Verderben, nur weil Ihr unbedingt Rache wollt?", fragte sie zähneknirschend. "So sollte ein Herrscher nicht regieren. Nicht einmal bei Euch."

Victor hielt inne und riss ihr Kinn nach oben, damit sie ihn ansehen musste. "Es kann dir so was von egal sein, wie ich mein Reich führe. Für euch verdammten Heilmagier sind wir doch sowieso nur Barbaren, weil wir unsere Frauen anders erziehen und ihnen nicht die Macht geben", zischte er sie wütend an. Seine Stimme hallte auf dem leeren Flur und es hörte sich irgendwie gruselig an. "Aus gutem Grund werden Frauen bei uns anders behandelt als bei euch. Ihr seid eingebildete Waschweiber, die glauben, sie wären Götter und tun auf Freundlichkeit. Aber hinten rum sind sie keineswegs anders als wir Kriegsmagier. Genauso falsch."

"Ihr seid das beste Beispiel dafür, warum wir Euch für Barbaren halten. Gewalt und Angst ist für Euch scheinbar die einzige Methode etwas zu bekommen", sagte sie und blickte ihn böse an. "Ihr erzieht Eure Frauen bloß so, weil Ihr mit Widerreden nicht klarkommt und Euch logische Argumente fehlen, um gegen sie zu bestehen."

"Was habt ihr Frauen für logische Argumente? Oh, jemand tut nicht das, was er soll, komm lass dich heilen, dann wird es dir gleich besser gehen? Das, was ihr verfluchten Frauen macht, ist verziehen und nicht erziehen. Ihr seid heilige Samariter, die sich immer und überall einmischen!", fluchte er und zerrte sie einfach weiter, bevor er wieder stehen blieb.

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