Kapitel 18.2

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Kapitel 18.2

Nanami nickte. „Wenn es hilft, werde ich den Trank ohne Murren nehmen", sagte sie. Dabei wusste sie sehr genau, wie unangenehm es gewesen war.

Ihr Blick glitt zum Fenster und sie wünschte sich, ein bisschen hinausgehen und Sonne tanken zu können.

Wahrscheinlich würde sie keine Erlaubnis bekommen, wenn es so kalt war, aber die Sonne war anziehend. Außerdem war es noch dunkel, aber es begann zu dämmern. Und wie es aussah, würde es ein wolkenfreier Tag werden.

„Würdet Ihr mir erlauben für ein paar Minuten hinauszugehen, sobald die Sonne aufgeht?", fragte Nanami, da sie frische Luft wollte.

„Später. Erst am Mittag. Und nur auf den Balkon", sagte Victor streng.

„Das ist in Ordnung", stimmte Nanami froh lächelnd zu. Damit hatte sie nicht gerechnet.

Doch bevor es soweit war, musste sie noch einige Stunden warten, in der sie sich erholen konnte.

„Und du ziehst dir ordentliche, warme Kleidung und Schuhe an", warnte er mit der Betonung auf „Schuhe".

Nanami legte den Kopf schief. „Warum sollte ich keine Schuhe anziehen?", fragte sie, weil sie irgendwie nicht ganz verstand, warum er das so sehr betonte.

„Weil du davor einen Schuss gehabt hast und immer barfuß umhergewanderte bist", sagte Victor verächtlich und kopfschüttelnd. „Vielleicht mag das für dich normal gewesen sein, aber das ist es nicht."

„Wirklich?", fragte sie und runzelte die Stirn. Warum hatte sie das getan? Hatte sie etwas damit bezweckt oder war es einfach nur angenehmer gewesen?

Eventuell bekam sie sogar Erinnerungen zurück, wenn sie barfuß nach draußen ging. Nur würde Victor das nicht erlauben. „Ja", sagte dieser und musterte sie genau.

„Hatte ich Problemen mit Schuhe?", wollte sie wissen, da es irgendwie einen Grund haben musste.

„Weiß ich nicht. Wir haben nie drüber gesprochen", antwortete er.

„Verstehe", murmelte er und legte den Kopf schief. Dabei dachte sie daran, was es alles für Gründe geben könnte.

Victor begann, imaginäre Fusseln auf seiner Magierrobe zu entfernen. Entweder war ihm langweilig und wollte so die Zeit totschlagen oder er suchte einfach einen Grund, nicht reden zu müssen.

Nanami schwieg ebenfalls und blickte hinaus aus den Fenster. Wenn Victor sprechen wollte, würde er das schon tun. Trotzdem begann sie irgendwann zu summen, weil sie das Lied nicht mehr losließ. Dabei fiel ihr allerdings kein Text ein. Es war nur eine Melodie.

Das sorgte dafür, dass Victor die Augen halb schloss und sich zurücklehnte. „Du hast gut Klavier gespielt", erwähnte er beiläufig, unterbrach sie aber sonst in ihrem Summen nicht.

Nanami hörte auch nicht auf, ließ ihre Gedanken aber zu einem Klavier wandern. Wenn sie gespielt hatte, konnte sie das vielleicht immer noch. Ob es ihr helfen würde, sich zu erinnern? Sollte sie Victor vielleicht fragen, ob sie zu einem gehen und es probieren konnte.

Zumindest hatte es den Anschein, dass Victor ihr helfen wollte, sich zu erinnern, weil er wieder mit ihr streiten wollte. Eigentlich war das unlogisch, doch Nanami wusste nicht mehr, was zuvor gewesen war.

Schließlich endete sie und blickte kurz zu Victor. „Wäre es möglich vielleicht an ein Klavier zu kommen?", wollte sie wissen. Das würde wahrscheinlich heißen, sie musste durch das Schloss gehen. Allein unmöglich.

„Wenn du das willst", sagte Victor und stand auf, um auf den Schrank zuzugehen. Er zog ein Kleid heraus und warf es ihr zu. „Lilly wird dir behilflich sein. Ich warte draußen", meinte er und schien sogar froh zu sein, endlich hier rauszukommen.

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