Kapitel 34.2

1.1K 100 1
                                    

Kapitel 34.2

Sie zog das Kissen näher an sich. "Das wollte ich nicht", sagte sie und war kurz davor, erneut zu weinen. "Hat er irgendwas gesagt, als er hier war?"

„Er wird ein paar Tage weg sein. Ich soll auf Euch aufpassen, falls es Euch schlecht geht", erklärte sie.

Das sorgte dafür, dass sich Nanami wieder zusammenrollte. Floh er etwas vor ihr? "Ich verstehe", flüsterte sie, obwohl das eigentlich nicht der Fall war. Sie verstand gar nichts.

Clarissa streichelte sie sanft. „Ich weiß nicht, was geschehen ist, aber er sah aus, als braucht er Zeit, um nachzudenken."

"Das verstehe ich", wiederholte sie. "Bitte lasst mich ein bisschen allein", bat sie, weil sie einfach nicht wusste, was sie tun sollte. Sie fühlte sich mieserabel.

„Wie Ihr wünscht", sagte Clarissa und ließ sie allein.

Nanami blieb zurück und starrte die Wand an, während sie versuchte, an nichts zu denken. Sie wollte Madeleine fragen, was los war, doch sie schaffte es nicht. Dazu war sie einfach zu schwach und ausgelaugt.

Es war besser, wenn sie sich einige Zeit ausruhte, um einen klaren Gedanken fassen zu können.

Sie würde versuchen, etwas zu essen. Irgendwann.

Die Zeit verging, in der sie allein war. Doch irgendwann vernahm sie Madeleines leise Stimme, die nach ihr rief.

"Ich höre dich", murmelte sie, konnte sich aber immer noch nicht aufraffen, etwas zu essen oder sich zu bewegen. Lediglich ihre Augen bewegten sich in ihre Richtung.

„Wie geht es dir?", fragte Madeleine besorgt.

"Nicht gut. Körperlich und seelisch", gestand sie. Sie fühlte sich ausgelaugt und irgendwie am Ende.

„Mach dir nicht so viele Gedanken", bat Madeleine sie und erzählte, dass Victor die gesamte Nacht an ihrem Grab geweint hatte. Viel hatte er nicht gesagt, aber immer wieder eine Entschuldigung gemurmelt. „Er scheint nicht böse zu sein, sondern verwirrt und traurig."

"Ich wollte ihn nicht traurig machen", flüsterte sie und zog das Kissen noch enger an sich, obwohl das gar nicht mehr ging. "Das war nicht mein Plan."

„Er vermisst uns sehr. All die Jahre über hat er so gut wie nicht geweint, doch da er mich gesehen hat, kam alles aus ihm heraus", mutmaßte seine Mutter. „Er hat nicht daran geglaubt, mich jemals wiederzusehen noch zu fühlen oder zu hören."

"Er ist weggerannt", flüsterte sie. "Er wollte nicht."

„Er war überfordert und schockiert", sagte Madeleine ernst. „Ich denke, die Reaktion war angebracht, nachdem er nicht geglaubt hatte, uns noch einmal zu sehen. Und du hast es wirklich gut gemacht", versicherte sie Nanami.

"Ich habe Angst, dass er sauer ist", gestand sie und wusste nicht, wie sie dieser Angst entgegentreten sollte.

„Er ist nicht sauer", versprach sie.

"Das hoffe ich", flüsterte sie. "Ich möchte nicht ... das deshalb irgendwas zwischen uns kaputt geht." Daran hatte sie gar nicht gedacht und jetzt hatte sie höllische Angst.

„Das wirst du sehen", flüsterte Madeleine beruhigend.

Das machte Nanamis Angst jedoch nicht besser. "Ich hasse dieses Gefühl", flüsterte sie und setzte sich langsam auf. Sie musste sich irgendwie ablenken, aber wie?

„Verständlich. Victor muss sich erst beruhigen, bevor er reden kann", sagte seine Mutter. „Willst du ausreiten?"

"Ich weiß es nicht", gestand sie. Irgendwie wollte sie schon ausreiten, doch allein. Was sie nicht durfte. Aber es war ihr eigentlich auch egal.

MagierkriegeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt