Kapitel 2

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Kapitel 2

Mit einem Nicken von Lilly öffneten die Wachen die Flügeltür zum Speisesaal, in dem Nanami erwartet wurde.

Sie hatte sich ein schönes Kleid ausgesucht, das sie normalerweise nur bei besonderen Anlässen trug. Es war edler als das vom letzten Mal, aber nicht prunkvoll. Zudem fand Nanami es passend, da es in seiner hellen Farbe sehr gut mit ihren Haaren harmonierte.

Langsam trat sie in den Raum und sah sich um. Ihr Herz schlug vor Aufregung heftig.

Zu ihrer Überraschung fand sie jedoch nur Eric am reichlich gedeckten Tisch sitzen. Außer ihm waren noch einige Diener da, die wohl hier waren, um Wünsche zu erfüllen. „Ah, Nanami", sagte König Eric erfreut und stand auf, um auf sie zuzukommen. „Hast du dich gut erholt?", wollte er wissen.

Nanami lächelte und knickste höflich vor ihm. „Ja, das habe ich. Vielen Dank für die Nachfrage", sagte sie und lächelte. Irgendwie verstand sie, wie Madeleine sich in Eric verlieben konnte. Er war ein gutaussehender und höflicher Mann.

Man könnte ihn sogar für Victors Zwillingsbruder halten. „Gefällt dir dein Zimmer? Hast du Wünsche oder brauchst du etwas?", fragte er und führte sie zum Tisch. Dort zog er einen Stuhl an der Seite hervor, damit sie sich niederlassen konnte.

„Vielen Dank", sagte sie und setzte sich. Er war überraschend zuvorkommend. Das gefiel ihr. „Ich hätte ... ein Anliegen", sagte sie zögerlich. Sie würde hier leben und brauchte zumindest einen Verbündeten. Vielleicht war Eric jemand, der sie verstehen würde. Sie hoffte es, hatte aber gleichzeitig Angst. Wenn nicht, würde sie ihr ganzes Leben hier zerstören.

„Ich höre", sagte er und nickte den Dienern zu, damit sie Wein einschenkten.

Nanami beobachtete diese. „Warum habt Ihr gerade mich ausgewählt?", fragte sie leise. „Ich bin ... nicht ... umgänglich", sagte sie unruhig.

Bevor Eric antwortete, wartete er, bis die beiden Gläser gefüllt waren. Dann lehnte er sich zurück. „Du hast Feuer, Nanami. Du bist mit deiner Art sehr interessant und dein offener Widerwille ist vielleicht genau das, was Victor braucht. Jemand, der ihm die Augen öffnet", erklärte er und schob ihr ein Korb mit Brot zu. „Mir hat deine Art, wie du offen gesagt hast, dass du nicht willst, sehr gut gefallen. Deine Schwestern hingegen hätten wohl alles getan, was man von ihnen verlangt."

Nanami beobachtete die Diener und wirkte, als würde sie noch etwas sagen wollen, doch nicht, während diese da waren. „Da gibt es noch etwas", sagte sie langsam und unschlüssig.

„Ja?" Eric schien sich nicht daran zu stören, dass die Diener da waren. Ob sie wohl dazu verpflichtet waren, über all das, was sie hier hörten, zu schweigen hatten?

Nanami nahm einen Schluck Wein und betrachtete dann den König. „Ich bin ... nicht ganz normal", gestand sie leise. „Ich sehe Dinge, die andere nicht sehen."

Mit gehobener Augenbraue, was ihm ein arrogantes Auftreten verlieh, sah Eric sie an. „Was genau soll das heißen? Kannst du konkreter werden?"

Nanami biss sich leicht auf ihrer Lippe herum. Würde er genauso reagieren, wie ihr Vater? „Es gibt bei uns, genau wie bei euch, Fähigkeiten, die nicht jeder besitzt. Besondere Gaben, die sehr selten sind", begann sie und betrachtete ihn genau.

„Ja? Weiter", forderte er mit einer Handbewegung.

Nanami atmete tief durch. „Ich bin in der Lage Geister zu sehen", flüsterte sie und hoffte, nicht ausgelacht zu werden. Es war eine so seltene Gabe, dass ihr oft niemand glaubte.

Tatsächlich zuckten Erics Mundwinkel, als würde er sich das Lachen verkneifen müssen. Er sagte nicht gleich etwas, sondern drehte das Glas in seiner Hand hin und her. „Du weißt, dass es lächerlich klingt, nicht wahr?", fragte er langsam. „Auch, dass man diese Gabe nur schwer nachweisen kann."

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