Kapitel 3

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Kapitel 3

Energisch klopfte Lilly morgens an Nanamis Tür und kam ohne Aufforderung herein, um die Vorhänge zu öffnen. „Guten Morgen, Prinzessin Nanami", sagte sie gut gelaunt und ging an den Schrank, um für sie ein Kleid herzurichten. „Es gibt gleich Frühstück. Danach wasche und kleide ich Euch und dann bringe ich Euch zu Eric", verkündete Lilly voller Tatendrang. Man merkte, dass sie wusste, was sie tun musste.

Nanami setzte sich auf und rief sich die Augen. Wie erwartet hatte sie schrecklich geschlafen, doch durch ein bisschen Magie, das sie durch ihren Körper schickte, war sie zumindest wach. „Wartet er bereits?", fragte sie und hatte kaum Probleme, sich daran zu erinnern, wo sie war. Da sie kaum geschlafen hatte, war es ihr auch nicht gelungen, das zu vergessen.

„Er frühstückt selbst gerade. Danach wartet er im Beratungsraum", erklärte Lilly und verließ kurz das Zimmer, um in den Nebenraum zu gehen. Von dort holte sie Haarbürste und Spangen.

„Verstehe. Habe ich noch Zeit zu essen?", wollte sie wissen und war bereits angezogen, als Lilly wieder zurückkehrte. Sie hatte es noch nie gemacht, angekleidet zu werden. Zudem suchte sie sich ihre Kleider lieber selbst heraus. Immerhin hatte sie für alle Anlässe eines dabei.

„Habt Ihr", erwiderte Lilly und betrachtete sie einen Moment lang. „Ihr habt nicht das Kleid angezogen, dass ich raus gelegt habe", bemerkte sie trocken.

„Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und wenn es nur die Garderobe ist", bemerkte sie nüchtern. Zudem empfand sie das Kleid, das Lilly ihr rausgesucht hatte, als zu prunkvoll. „Oder gibt es eine Gala, von der ich nichts weiß?", fragte sie.

Mit erhobenen Augenbrauen hängte Lilly das Kleid zurück. „Nein. Trotzdem solltet Ihr diese Kleider tragen. König Eric möchte mit Euch zur Schneiderin und er hat mich gebeten, Euch ein prunkvolles Kleid zu geben, damit sie sieht, welchen Geschmack Ihr besitzt", sagte sie und verließ erneut den Raum, um mit einem Tablett zurückzukommen.

„Ich trage prunkvolle Kleider nur sehr selten", meinte Nanami. „Zudem gefällt mir das Kleid nicht einmal. Es ist lediglich ein Geschenk meines Vaters und ein Andenken", meinte sie und begann damit, sich die Haare zu kämmen.

„Dann sprecht mit dem König. Er stellt die Regeln auf, nicht ich. Ich führe sie nur aus", erwiderte Lilly nur und holte noch drei weitere Tabletts, die sie auf dem Tisch abstellte. Im Gegensatz zum Vortag war das Essen viel mehr und reichhaltiger.

Ob das an König Eric lag?

Nanami seufzte leise. Sie hätte niemals geglaubt, dass ein Mann über ihr Schicksal entscheiden würde. So sollte ihre Zukunft nicht aussehen. Es brachte sie dazu, dass sie die Tränen wegblinzeln musste. Ihr verging der Hunger, obwohl sie wusste, dass sie essen sollte.

Als ihre Haare soweit gekämmt waren, widmete sie sich dem Essen. Sie versuchte, wenigstens einen der Teller zu leeren, doch das alles schlug ihr sehr auf den Magen.

Hoffentlich hatte Eric ein Einsehen und überließ ihr die Wahl. Es war klar, dass er so aufgewachsen war und einen Teil wohl auch weiterführte, aber es war sichtbar, dass er etwas ändern wollte. Ganz im Gegensatz zu seinem Sohn. Wie er wohl heute sein würde, wenn Eric dabei war? Genauso bissig und gemein?

Wahrscheinlich. Nanami machte sich keine Hoffnung. Sie wollte nicht enttäuscht werden. „Ich bin so weit", meinte Nanami schließlich und hoffte, genügend Kraft für den Tag zu haben.

Die Nacht hatte sie mit den Geistern verbracht und einiges erfahren.

Zum Beispiel, dass es genauso gewesen war, wie es ihr bisher erzählt worden war. Anscheinend hatte niemand deswegen gelogen.

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