Kapitel 2.2

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Kapitel 2.2

„Ganz richtig", bestätigte Eric mit einem Nicken und wies die Diener an, die Gläser wieder zu füllen. Bisher hatte er sich über Nanamis Essverhalten nicht geäußert und es schien, dass es ihm nicht ausmachte. „Der Krieg und alles andere ist die Sache der Männer. Du wirst für den Haushalt des Schlosses und Kindererziehung zuständig sein."

Diese Hochzeit kam einer Degradierung gleich, was ihre Laune nicht gerade steigerte. Sie war gezwungen einen Mann zu heiraten, der sie nicht wollte, durfte sich mit Dingen auseinandersetzen, die sie nicht interessierten und von dem, was sie früher gemacht hatte, war sie weit entfernt. „Also die Dinge, auf die ihr keine Lust habt."

„Schon seit jeher waren die Frauen dafür zuständig. Wir Männer beschützen sie, dafür müssen sie uns etwas zurückgeben. Faulheit wird nicht geduldet", erklärte Eric und Nanami glaubte, Spott aus seiner Stimme zu hören.

„Es ist im Grunde für mich eine Degradierung", gestand sie. „Ich war bei uns für soziale Projekte zuständig. Neben der Verwaltung der Finanzen."

Nanami leerte ihren Teller und lehnte sich zurück.

Ganz im Gegensatz zu Eric, der noch gemütlich aß. „Das tut mir leid. Damit wirst du zurechtkommen müssen", meinte Eric schulterzuckend. In diesem Punkt schien er nicht zu diskutieren. Er war vielleicht offener als Nanami erwartet hatte, doch in einigen Dingen war er wohl genauso stur wie Victor. Wahrscheinlich, weil es ihnen in die Wiege gelegt worden war.

Nanami seufzte. „Werden wir sehen", sagte sie nachdenklich. Sie würde es sich nicht nehmen lassen, sich um ihr zukünftiges Volk zu kümmern.

Bis Eric mit seinem Teller fertig war, schwieg er. „Möchtest du noch was oder zum Nachtisch übergehen?", fragte er und schien das Thema wechseln zu wollen.

„Nachtisch, bitte", sagte sie und lächelte leicht. „Ist es möglich, mir in nächster Zeit die Stadt anzusehen, in der ich jetzt lebe?"

Mit einer stummen Handbewegung wies Eric die Diener an, den Tisch abzuräumen. „Natürlich. Ich möchte jedoch, dass du mir Bescheid gibst. Im Fall, dass etwas passiert", bat er.

„Natürlich", sagte sie und hoffte sehr, dass sie allein gehen konnte. Dass Victor sie begleiten würde, glaube sie nicht. „Gibt es irgendwelche Regeln, an die ich mich halten muss?"

Nachdenklich sah Eric an die Decke, an der zahlreiche Stuckaturen angebracht worden waren. „Ich bitte dich lediglich, nicht die Stadt zu verlassen. Du darfst dich innerhalb frei bewegen, doch sei bitte rechtzeitig zum Abendessen zurück. Das würde ich gerne mit dir täglich einnehmen."

„Das lässt sich einrichten", sagte sie und lächelte. Wenn sie niemanden dabeihaben und sich an keine Richtlinien halten musste, würde ein Stadtbesuch sicherlich sehr schön werden. „Darf ich allein gehen oder muss ich jemanden als Begleitung mitnehmen?" In ihrer Heimat war sie in der Stadt gewesen, wie jeder andere auch. Ohne Leibwache oder ähnliches. Dort hatten die Wachen der Stadt auf sie achtgegeben.

„Allein. Unsere Wachen sind überall verteilt. Sie werden mitteilen, wenn etwas ist", erklärte Eric und verstummte, als die nächsten Diener eintraten und den Nachtisch brachten. Es gab Kuchen, Pudding und Kekse.

Das zauberte Nanami ein Lächeln auf die Lippen. „Das freut mich sehr", gestand sie und nahm sich ein Stückchen Kuchen. Sie liebte Süßigkeiten, hielt sich aber immer zurück.

Gemeinsam aßen sie einige Speisen, bevor Eric sich endgültig zurücklehnte. „Wenn du etwas brauchst, geh zu Victor oder komm zu mir. Aber mir wäre es lieber, wenn du dich ihm aufdrängst."

„Ich werde es versuchen, aber mir wurde geraden, anfangs lieber auf ihn zu hören, statt ihn zu sehr zu belagern", meinte sie und fragte sich, auf wen sie hören sollte. Auf Eric oder Madeleine. „Würde er mir denn ... wehtun?"

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