Kapitel 20.2

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Kapitel 20.2

„Und ich dachte, Kriegsmagier sind dumm, solche Dinge zu tun", meinte Victor kopfschüttelnd. „Na komm, dann nehme ich dich mit. In der Hoffnung, dich ablenken zu können", bot er großzügig an.

„Danke", sagte sie lächelnd, auch wenn die Erinnerungen noch immer ihre Gedanken dominierten. Sie fühlte sich bei ihm sicher. „Ich glaube deshalb sind meine Füße so empfindlich", murmelte sie, während sie Victor folgte. Dabei genoss sie die Kälte an ihren Füßen sehr.

„Kann sein", meinte er, als er neben ihr durch die Straßen lief, um in das Viertel zu kommen, wo die Bauarbeiten liefen. Dort herrschte ziemlich viel Lärm, was dem Prinzen jedoch nichts auszumachen schien.

Nanami schwieg. Sie würde sich nicht einmischen, aber zuhören. Zudem war sie sehr neugierig und es würde ihr helfen, sich abzulenken. So würde sie vielleicht wieder etwas Farbe im Gesicht erhalten.

Als Victor mit den Männern die Lage besprach, zog er Nanami einfach an sich heran und hielt sie fest. Dabei wirkte er beinahe wie ein Mann, der sich um seine Frau sorgte.

Wie es aussah, war das Versetzen der Mauer ein großes Thema, denn sie brauchten zusätzliches Material, das über einen beschwerlichen Weg hierher gebracht werden musste. Daher beschloss Victor, die Weiterversetzung erst einmal zu unterbrechen. Er würde sich darum kümmern, dass das Material kam. In der Zwischenzeit mussten die Männer jedoch eine Art Notmauer errichten.

Das konnte aus Material gemacht werden, das nicht so hochwertig und sicher war. Aus alten Häusern, die man sowieso abriss oder anderen Abfallstoffen.

Nanami genoss seine Nähe und beruhigte sich immer mehr, während sie zuhörte. Victor gab ihr ein Gefühl von Sicherheit. Zudem hatte er sie noch nie so gehalten. Nicht in der Öffentlichkeit.

Daher fiel ihr auch nicht auf, dass sie mehrere Stunden hier verbrachten. Es gab viel zu tun und Victor legte sogar selbst Hand in Form von Magie an, um die Männer zu unterstützen. Die Sicherheit der Stadt und des Schlosses waren besonders wichtig.

Ihm schien es zu entgehen, dass er Nanami sozusagen überall mithin schleppte.

Für Nanami war das in Ordnung. Einmal half sie sogar unbewusst, indem sie einem Arbeiter, der sich die Hand eingeklemmt hatte, heilte. Über Distanz hinweg und eigentlich auch weniger bewusst. Dieser schien es nicht einmal mitzubekommen. Er glaubte einfach, dass es nicht so schlimm war.

Was vielleicht vom Vorteil war, wenn Victor schon verärgert war, wenn sie half.

Schließlich war die improvisierte Mauer errichtet und Victor zufrieden. Endlich konnten sie zurück zum Schloss, doch der Prinz sah nicht so aus, als hätte er es eilig. „Willst du noch irgendwo hin?", fragte er Nanami.

„Wenn Ihr nichts mehr zu tun habt", sagte sie langsam und überlegte. „Habt Ihr einen Lieblingsort in der Stadt?"

„Der See", sagte Victor gedankenverloren.

„Habt Ihr schöne Erinnerungen daran?", wollte sie wissen und konnte es kaum erwarten ihre Schlittschuhe zu bekommen.

„Vielleicht", antwortete der Prinz und ging in die Richtung. Auch jetzt war der See beleuchtet und es waren einige Menschen darauf unterwegs. Genau wie am Vortag. Das Gelächter und die gute Stimmung war ansteckend.

Nanami blieb an seiner Seite und betrachtete den See. Er hatte etwas Beruhigendes. Zu sehen wie die Kinder darauf spielten war so schön.

Victor nahm ihre Hand und sah sie auffordernd an. „Komm", sagte er und ging auf die Knie, damit sie auf seinen Rücken stieg.

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