Kapitel 22.2

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Kapitel 22.2

„Ach, Nanami ...", sagte Eric mitfühlend. „Ich wünschte, ich könnte dir helfen. Ich verspreche dir, alles zu tun, dass er wieder zurückkommt", versprach er.

"Kann ich nicht auch irgendwas tun?", fragte sie und war sogar bereit, sich in den Krieg einzumischen.

„Im Moment nicht", sagte Eric niedergeschlagen. „Erst einmal ist es wichtig, Victor zu lokalisieren. Wir wissen nicht, wo er ist. Wenn es Kriegsmagier sind, die ihn verschleppt haben und festhalten, kennen sie sich auch in unserem Gebiet aus."

"Ich hoffe nicht", flüsterte Nanami niedergeschlagen. Sie hoffte sehr, dass er wiederkommen würde. Obwohl er oft nicht besonders freundlich zu ihr war, hatte sie seine Gegenwart irgendwie genossen. Vielleicht hatte sie mit der Zeit eine Passion für Schmerzen entwickelt.

„Wir werden sehen", sagte Eric nachdrücklich. „Ich werde die Truppen gleich losschicken, aber ich möchte, dass du dich ausruhst."

"Ich ruhe mich aus", versprach sie, denn etwas anderes konnte sie sowieso nicht tun.

„Möchtest du, dass ich dich auf dem Laufenden halte oder nicht?", wollte Eric wissen und stand auf, um Vorbereitungen zu treffen. Darin war er geübt, weshalb es auch schnell gehen würde.

"Ich möchte es wissen", sagte sie ernst. Wenn Victor starb musste sie das wissen.

Verständlich nickte Eric. „Natürlich, Nanami", sagte er und versuchte zu lächeln, bevor er ging.

Nanami blieb zurück und rollte sich in ihrem Bett zusammen.

In den nächsten Tagen war sie kaum aus ihrem Zimmer zu bekommen und wenn dann nur für ihre Aufgaben in die sie sich stürzte. Es war klar, dass sie alles daran setzte, um sich selbst abzulenken. Dabei bemerkte sie jedoch kaum, dass sie sich überarbeitete.

Viel neue Informationen bekam sie auch nicht, dabei wartete sie beinahe sehnsüchtig darauf.

Eric und Kaze wussten wohl, warum Nanami so reagierte, doch sie baten die Prinzessin auch, es nicht zu übertreiben. Es tat ihr und auch ihrem Kind nicht gut. Sie waren scheinbar wirklich besorgt.

Eines Nachts, als sie im Bett lag und zu schlafen versuchte, klopfte es plötzlich an der Tür und Eric trat herein, noch bevor sie etwas sagen konnte. „Sie haben ihn gefunden", informierte er Nanami. „Er sollte in den nächsten Tagen nach Hause kommen."

Erleichterung machte sich in der jungen Prinzessin breit. "Zum Glück", hauchte sie. "Ist er verletzt? Was ist passiert? Wer hat ihn festgehalten?", platzte es aus ihr heraus und ihr kamen sogar Freudentränen.

Eric hob abwehrend die Hände. „Es waren tatsächlich Kriegsmagier, die ihm aufgelauert hatten und hinterrücks in einen Hinterhalt gelockt hatten", sagte er. „Ja, er ist verletzt, deshalb kommt er erst in ein paar Tagen, weil er noch nicht transportfähig ist. Aber auch, weil er weiß, dass du ihn dann wieder nervst."

Nanami erhob sich und trat auf Eric zu. In ihren Augen standen Tränen. "Kann ich zu ihm?", fragte sie. "Wenn er nicht transportfähig ist, muss er schwer verletzt sein."

Der König schüttelte den Kopf. „Nein. Er kann im Moment nicht selbst reiten. Er muss sich erholen und lässt sich soweit von meinem Heiler versorgen, bevor er kommt", erklärte er und half Nanami, sich wieder aufs Bett zu setzen.

Nanami ließ die Schultern hängen. "Kann ich ihn nicht helfen?", fragte sie und begann zu schluchzen. Unter anderem vor Erleichterung.

„Der Weg ist weit und beschwerlich, Nanami", erwiderte Eric. „Bis du dort bist, ist er bereits auf dem Weg zurück. Und vielleicht bekommt es deinem Kind auch nicht gut", gab er zu bedenken.

Nanami gab sich geschlagen. Dieser Aussage konnte sie nicht widersprechen. Zudem sah man ihr mittlerweile einen kleinen Bauch an, was hieß, dass sie wirklich vorsichtiger sein musste.

Eric ließ sich neben ihr nieder. „Mach dir bitte nicht so viele Gedanken. Selbst wenn er verletzt ist, wird er nicht weniger machen oder sich ausruhen, sondern erst recht trainieren", vermutete er und schien damit nicht ganz einverstanden zu sein, doch er kannte seinen Sohn.

"Ich weiß", seufzte Nanami niedergeschlagen. Wenn sie ehrlich war hatte sie sogar Angst vor dem, was kommen würde. Was, wenn er sie verstieß, weil sie schwanger war? Wenn er das Kind nicht wollte?

Wahrscheinlich würde Eric das nicht zulassen, aber Victor konnte sicherlich sehr unangenehm werden. Hatte er doch gesagt, dass er keine Kinder wollte.

Eric versuchte sie ein wenig aufzumuntern, indem er ihr sanft über die Wange streichelte. "Ich verstehe, wenn du ihn lieb gewonnen hast, Nanami", versicherte er.

"Aber er mag mich nicht und ich hab Angst, dass er das Kind nicht will", brachte sie flüsternd hervor. Dabei schwang all ihre Besorgnis in ihrer Stimme mit.

"Sicher, dass er dich nicht mag?", fragte Eric und hörte nicht auf, ihre Wange zu streicheln.

"Er ist schwer einzuschätzen", murmelte sie. "Er sagt, er will keine Kinder", erklärte sie und schmiegte sich an seine Wange.

"Dabei sollte er welche zeugen, um einen Erben zu haben", meinte Eric nüchtern und seufzte. "Du wirst sehen, wie er reagiert. Aber bitte denke erst einmal an dich und dein Kind. Ihr seid wichtiger."

Nanami versuchte noch immer ruhig zu bleiben, konnte aber kaum sitzen bleiben. "Darf ich zu ihm, sobald er kommt?"

Eric wirkte nachdenklich. "Theoretisch kannst du, aber er wird erst einmal allein sein wollen. Wenn er überhaupt jemanden sehen will, wird es Nanto sein", bemerkte er seufzend. "Aber es spricht nichts dagegen, dass du zu ihm gehst."

"Das ist mir egal. Ich muss einfach sehen, wie es ihm geht", sagte sie entschlossen. Wenn es sein muss würde sie einfach in der Tür stehen bleiben und ihn betrachten. Das würde ihr zwar schwerfallen, aber sie brauchte die Versicherung mit ihren eigenen Augen.

Der König nickte. "Aber vergiss dich dabei bitte nicht", bat er eindringlich. Nanami war mit ihrem Kind um einiges wichtiger als sein Sohn.

Nanami nickte und schielte zu ihrem Bauch. "Glaubt Ihr, er wird es bemerken?"

Nachdenklich blickte der König ebenfalls dorthin. "Möglich. Victor ist nicht dumm, aber es ist wahrscheinlich, dass er davon schockiert sein wird."

Nanami atmete tief ein. Damit musste sie rechnen, das war ihr klar. "Ich kann es nicht erwarten ihn endlich wiederzusehen."

"Sei dann bitte nicht geschockt, sollte er zugerichtet sein. Ich weiß nicht, was sie mit ihm getan haben", murmelte Eric.

"Ich werde mir Mühe geben", versprach sie, war sich aber nicht sicher, ob sie ihm helfen sollte oder nicht.

"Erst einmal abwarten, wann er genau kommt", sagte der König und gähnte. "Leg dich noch ein wenig hin."

"Ihr Euch bitte auch", bat Nanami und ließ ein wenig Magie in ihn fließen, damit es ihm besser ging. Es war einfach ihr Instinkt und sie wusste, dass es ihrem Kind nicht schaden würde, solange sie es nicht übertrieb.

"Mache ich", lächelte Eric. Mehr konnte er im Moment auch nicht tun.

Nanami schenkte ihm ein Lächeln, da sie wollte, dass er wenigstens noch die Geburt des Kindes miterlebte. "Dann werde ich mich jetzt ausruhen", versprach sie. Lilly würde auch bald mit dem Essen kommen. Dieses schaufelte sie in letzter Zeit wieder sehr in sich hinein. Aber mehr wegen dem Kind.

Wahrscheinlich würde sie auch Energie brauchen, wenn Victor zurückkam. Ihr war klar, dass sie wieder endlose Diskussionen haben würden.

Aber irgendwie freute sie sich darauf.

Nanami legte eine Hand auf ihren leichten Bauch und streichelte darüber. Ob Victor vielleicht irgendwann mit seinem Kind auch so diskutieren würde?

Höchstwahrscheinlich. Er war kein Mann, der Dinge einfach auf sich sitzen ließ und meinte, immer recht haben zu müssen.

Vielleicht würde seine kleine Tochter ihn aber auch um den Finger wickeln. Sie hoffte es sehr.

Nanami lehnte sich zurück, wartete auf das Essen, aß und sah dann hinaus in den leichten Schnee. Sie konnte jetzt nur noch warten bis Victor zurück war.

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