178. JIMIN Mi, 26. 12. 22:03

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Dennoch... Er wünschte sich, die anderen hätten sich an eine Beziehung und nicht an miteinander schlafenden Mitbewohner zu gewöhnen...


Das Halbdunkel in seiner kleinen Wohnung sorgte bei Jimin allmählich für eine fast schon ins Depressive gehende Melancholie und er beschloss, sich von dem einsamen Küchenstuhl zu erheben und den Lichtschalter zu betätigen. Allerdings verhalf ihm auch das nicht zu einem sofortigen Sinneswandel.

Seufzend wandte er sich dem einzigen Fenster zu und blickte von dort aus hinunter auf die Straße, wo eine Laterne rötliche Straheln auf den grauen Schneematsch warf, welcher am Vortag noch strahlender Neuschnee gewesen war. Es lag eben in der Natur der Dinge, dass sich alles Schöne irgendwann in undefinierbares Grau auflöste...

Nach knapp zehn Minuten gedankenverlorenen Starrens drehte sich Jimin wieder um und ließ seinen Blick durch die Küche gleiten, wobei seine Aufmerksamkeit durch die noch ungeöffnete Weinflasche erregt wurde, die ihm Jungkook zu Weihnachten geschenkt hatte. Eigentlich hatte er mit dem Trinken des Weins bis zu einem bedeutenden Moment warten wollen, doch im Moment hatte er das Gefühl, dass es keinen passenderen Augenblick für Alkohol geben konnte, als genau diesen Abend.

Ohne länger darüber nachzudenken, suchte er sich ein Weinglas aus dem Küchenschrank und holte anschließend die Flasche vom Regal, um beides auf dem Tisch abzustellen und sich dann, mit einem vorfreudigen Lächeln auf den Lippen, selbst zu bedienen. Vielleicht würde der Tag doch noch schön enden...

Keine Viertelstunde später sah der Raum in seinen Augen bereits etwas freundlicher aus und er wippte unbewusst mit dem Bein, das er über das andere geschlagen hatte, hin und her, während er immer wieder an seinem Glas nippte. Eigentlich war das Leben eine ganz brauchbare Erfindung, auch wenn ihm einige Schwierigkeiten weniger keinen Abbruch tun würden...

Das nervtötende Geräusch der Klingel riss Jimin aus seinen philosophischen Gedanken und er erhob sich unwillig, um zur Tür zu gehen und den Ruhestörer abzuweisen. Welcher Idiot ließ es sich bitte einfallen, ihn um diese Uhrzeit noch aus der behaglichen Wärme seines Hauses zu klingeln...?

"Hallo, Kleiner."

Für einen Moment überlegte Jimin, ob er nicht vielleicht doch weniger hätte trinken sollen, doch als sein Gegenüber nach mehreren Sekunden immer noch unverändert vor ihm stand, begann er zu begreifen, dass er sich Hoseok nicht nur einbildete. Diese Erkenntnis führte dazu, dass die anfänglichen Auswirkungen des Alkohols augenblicklich durch seine verschiedenen Gefühle übertönt wurden und die einzige Hinterlassenschaft des Rotweins sein fehlender Gleichgewichtssinn blieb. Dieser konnte ihm jedoch nicht zum Verhängnis werden, da er sich, noch bevor er aus dem Türrahmen kippen konnte, in den Armen seines Hyungs wiederfand.

"Sag mal, hast du was getrunken? Oder bin ich einfach so umwerfend...?"

Der Jüngere lachte erschöpft und brauchte eine Weile, bis er sich genug zusammenreißen konnte, um dem anderen leise nuschelnd eine Antwort zu geben:

"Beides..."

"Ich denke, du solltest etwas Wasser trinken und dich mal hinsetzen. In diesem Zustand fällt es einem schwer, dich ernstzunehmen."

Jimin wollte gerade zu einer Erwiderung ansetzen, als er sich darauf besann, dass dies eine gute Möglichkeit war, Hoseok ins Haus zu bekommen, und er sich fügte. Als der Ältere aber Anstalten machte, ihn zu tragen, schlug er dessen Hände energisch weg.

"Ich kann selber laufen."

"Wenn du meinst... Aber schiebe die Schuld nicht auf mich, wenn du gleich fällst und dir das Genick brichst."

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