114. JUNGKOOK Sa, 24. 11. 17:04

99 9 3
                                    

Dann machte er sich selbst auf den Heimweg.


"Du hast mich vermisst."

Jungkook, der auf einer kleinen Vorgartenmauer saß, hob den Blick und sah in das grinsende Gesicht Seokjins, welcher nur einen halben Meter entfernt vor ihm stand. Offenbar war er so in Gedanken versunken gewesen, dass er das Erscheinen des Älteren nicht bemerkt hatte...

Der Überraschungsmoment sorgte dafür, dass er einige Sekunden brauchte, bis Seokjins Worte ganz zu ihm durchgedrungen waren, doch als er ihre Bedeutung verstand, verdrehte er nur genervt die Augen.

"Davon träumst du."

Der Ältere lachte.

"Möglich."

Kurze Zeit schwiegen sie und Jungkook wurde die Situation zunehmend unangenehmer. Wie schaffte es Seokjin, ihn dermaßen zu verwirren, wenn er noch nicht einmal etwas sagte?

Der Ältere schien seine Nervosität bemerkt zu haben, denn er trat wieder einen Schritt zurück und fagte:

"Weshalb sitzt du eigentlich am helllichten Tag auf einer Vorgartenmauer herum?"

"Es ist schon früher Abend..."

"Du hast meine eigentliche Frage nicht beantwortet."

Jungkook errötete leicht und blickte zu Boden. Tatsächlich war er ohne einen bestimmten Grund nach draußen gegangen, doch während er darüber nachdachte, überkam ihn das Gefühl, dass sein Unterbewusstsein an der Entscheidung vielleicht doch nicht unbeteiligt gewesen war - was auch immer das jetzt über sein Unterbewusstsein aussagte... Hatte er gehofft, auf Seokjin zu treffen?

Wieder dieses wissende Lachen.

"Ich sagte ja; du hast mich vermisst."

"Nein!"

"Versuchst du gerade mich oder dich von dem Gegenteil zu überzeugen?"

Jungkook vergrub den Kopf in den Händen.

"Ohne dich wäre das Leben entschieden einfacher."

"Ja, das glaube ich manchmal auch."

"Dass das Leben ohne dich einfacher wäre?"

"Jupp. Stell dir mal vor, du würdest gar nicht existieren... Wie viele Probleme hättest du dann nicht..."

Der Jüngere lachte auf und verdrehte erneut die Augen.

"Dir ist schon klar, dass ich vorhin auf etwas anderes hinaus wollte..."

Seokjin legte überlegend den Kopf schief und setzte sich dann auf einmal neben ihn auf die Gartenmauer, woraufhin Jungkook reflexartig ein Stück von ihm weg rückte und ihn empört ansah, was dieser allerdings nur mit einem Lächeln dokumentierte.

"Sehe ich so aus, als würde ich dich vergewaltigen wollen?"

"Nur, weil du es nicht tust, heißt das nicht gleich, dass ich gern neben dir sitze."

"Freundlich wie immer."

"Hallo? Ich sage eben gern die Wahrheit."

"Und weshalb hast du dann vorhin geleugnet, dass du mich vermisst hast?"

"Ich habe dich nicht vermisst."

"Aha."

Mit einem leisen Seufzer erhob sich der Ältere wieder von der Mauer.

"Bis dann, Kookie."

Er drehte sich um und entfernte sich mit schnellen Schritten, bis er schließlich hinter der nächsten Straßenecke verschwand. Jungkook sah ihm verwundert nach. Seokjin hatte die Eigenart, oft ebenso plötzlich zu verschwinden, wie er auftauchte... Wann er ihn wohl wiedersehen würde? Vielleicht war er doch ein bisschen zu abweisend gewesen... Und weshalb machte er sich um so etwas Gedanken? Der Typ war ein Vollidiot.

Um sich selbst etwas Bestätigung zu geben, nickte er einmal und erhob sich dann ebenfalls von der Vorgartenmauer, um wieder ins Haus zu gehen. Für heute war er lang genug draußen gewesen...

Daegu TownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt