180. JUNGKOOK Do, 27. 12. 10:09

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Das war der Ort, an dem er sich sicher fühlte und an den er hingehörte: Die starken und warmen Arme seines Hyungs, welche ihn so fest hielten, als würden sie ihn nie wieder loslassen...


"Hyung?"

Als Jungkooks fragende die nun schon mehrere Minuten andauernde Stille durchbrach, fuhr der andere kaum merklich zusammen, ehe er sich dem Jüngeren zuwandte. Dieser bekam beinahe ein schlechtes Gewissen, weil er den Frieden gestört hatte, welcher über dem morgendlichen Spielplatz lag, doch jetzt war es zum Schweigen ohnehin zu spät, weshalb er auch weiterreden konnte...

"Wie wäre es, wenn du zu... mir ziehen würdest?"

Seokjin lachte ungläubig auf, wurde aber sofort wieder ernst, als er der Unsicherheit in Jungkooks Augen gewahrwurde.

"Fragst du mich das gerade wirklich?"

Der Jüngere sah verlegen zu Boden und biss sich nervös auf die Unterlippe.
In seinen Vorstellungen war das alles einfach gewesen, aber in der Realität wirkte sein Vorhaben geradezu lächerlich: Er wusste kaum etwas über das alltägliche Leben seines Hyungs, seine Mitbewohner würden mit größter Wahrscheinlichkeit einiges gegen einen Einzug Seokjins einzuwenden haben und zu guter Letzt waren sie noch nicht einmal zusammen. Welcher Mensch fragte einen Bekannten, ob dieser bei ihm wohnen wollte? Wobei es sich in seinem Fall um einen Bekannten handelte, mit dem er geschlafen hatte...

Mit dem Vorsatz, seine bescheuerte Idee wieder aus der Welt zu räumen, schüttelte er energisch den Kopf.

"Vergiss es einfach wieder. Ich hatte nicht richtig darüber nachgedacht..."

"Erst mit der Tür ins Schloss fallen und dann einen Rückzieher machen... Das ist aber nicht die feine Art, Mr. Jeon."

Der Ältere sah ihn leicht tadelnd an, wackelte gleichzeitig aber spaßeshalber mit den Augenbrauen und erschwerte es dem anderen auf diese Weise, die Ernsthaftigkeit seiner Worte einzuschätzen. Machte sich Seokjin einfach nur über ihn lustig oder erwartete er von ihm eine Erklärung, weshalb er auf den Gedanken mit dem Zusammenziehen gekommen war?
Jungkook starrte seinen Hyung ratlos an und dieser ließ wieder sein leises Lachen hören.

"Weshalb guckst du so, als wärst du ein Kaninchen, das sich verlaufen hat? Hat dir meine Anwesenheit den Orientierungssinn geraubt?"

"Sehr witzig."

Der Jüngere verdrehte kurz die Augen, senkte anschließend aber sofort seinen Blick und sah verlegen zu Boden. Der anderen hatte die Eigenschaft, dass man sich in seiner Abwesenheit durchgängig nach seiner Gesellschaft sehnte, in seiner Gegenwart jedoch häufig den Wunsch verspürte, einfach im Erdboden versinken zu können...

"An was denkst du?"

Wenn man einfach nicht antwortete... Vergaß der andere dann seine Frage...?

"Kookie, willst du mir nicht eigentlich noch erklären, was es mit deinem Einfall von vorhin auf sich hatte?"

Offenbar konnte sich manches durch Schweigen noch verschlimmern... Jungkook seufzte leise und blickte dann kurz entschlossen wieder auf.

"Warum interessiert es dich, wie ich darauf gekommen bin? Es war eben einfach ein dummer Gedanke und du lebst vermutlich eh viel lieber in ganz Daegu als in einer Wohnung voller nerviger Studenten, also..."

Ein nachdenklicher Ausdruck legte sich über Seokjins Gesicht und der Jüngere fragte sich verwirrt, wie die leichte Falte in der Stirn seines Hyungs und dessen angedeutetes Lächeln zusammenpassen sollten. Wieso war er selbst nur immer so durchschaubar, während man den Älteren auch als wandelndes Mysterium bezeichnen konnte?!

Die Stimme des anderen ließ ihn zusammenzucken.

"Du wirktest eigentlich schon so, als hättest du vorher länger darüber nachgedacht... Und im Übrigen solltest du dich etwas zurückhalten, wenn du über meine bevorzugten Lebensweisen spekulierst; das weiß ich immer noch am besten."

"Bist du jetzt... sauer auf mich? Weil ich die Vermutung aufgestellt habe, dass du dir Schöneres vorstellen kannst, als ein Leben in unserer WG...?"

Der Jüngere sah Seokjin mit einer Mischung aus Verständnislosigkeit, Schuldbewusstsein und aufkeimender Verärgerung in den Augen an, doch dieser zuckte nur müde mit den Schultern.

"Genervt trifft es eher... Du schaffst es einfach nicht, deine eigenen Aussagen längere Zeit zu vertreten, ohne sie direkt wieder relativieren zu wollen. Wie soll man da vernünftig über etwas reden?"

Jungkook schnappte empört nach Luft und erhob sich abrupt von der hölzernen Bank, auf der er eben noch gesessen hatte.

"Mit mir kann man nicht vernünftig reden?! Dann solltest du wohl damit anfangen, Selbstgespräche zu führen: Mit etwas Glück verstehst du ja dein eigenes Gelaber..."

Sobald er geendet hatte, drehte sich der Jüngere um und stapfte wütend in Richtung der Straße, ohne auf eine Reaktion seines Hyungs zu warten. Zwar bereute er diese Entscheidung bereits nach wenigen Metern, doch sein Trotz und die Angst vor der Blöße, die er sich sonst würde geben müssen, zwangen ihn zum Weiterlaufen und bald hatte er den Spielplatz nach vollständig hinter sich gelassen.
Sollte Seokjin doch der Teufel holen...







Und? Wen versteht ihr eher? Seokjin oder Jungkook...?

Ihr müsst nicht auf solche Fragen antworten, aber irgendwie interssiert es mich, wie ihr solche Sachen seht...

Thanks to all of you for being there!!!

:)

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