Im Augenwinkel sah er noch das helle Funkeln in Jungkooks Augen, welcher bestimmt gerade zu weinen begonnen hatte, doch dann fiel die Tür hinter ihm ins Schloss und er war allein.
An die Kälte, die draußen herrschte, hatte Jimin nicht gedacht und so begann er schon nach wenigen Schritten zu frieren. Allerdings ließ er sich davon nicht aufhalten, sondern schlang einfach die Arme um seinen Körper und lief weiter. Wenn alles so kam, wie er es erwartete, würde er ohnehin nie wieder frieren müssen und wenn es anders kam...
Er wollte nicht an diese Möglichkeit denken, denn das reichte aus, um sein Herz schneller schlagen zu lassen und seine eigene Hoffnung machte ihm Angst. Im Grunde war dieses ganze Vorhaben bescheuert, aber so würde er wenigstens mit dem unumstößlichen Wissen sterben, dass alles andere sinnlos war - als ob ihm das nicht schon längst klar war...
In dem Bewusstsein durch die Straßen Daegus zu laufen, dass er das alles vermutlich zum letzten Mal sah, ließ ihn seine Umgegend ganz anders wahrnehmen, als er es sonst immer getan hatte, und er erhielt nach und nach zu dem Eindruck, dass er noch nicht einmal von der Existenz der Hälfte aller Gebäude gewusst hatte, an denen er vorbeikam.
Auch der Bahnhof wirkte auf einmal viel größer und bedrohlicher, als er ihn in Erinnerung hatte, und er blieb einige Sekunden unschlüssig vor dem Haupteingang stehen, bevor er sich dazu durchringen konnte, einzutreten.
Innerhalb des Gebäudes wurde er von einer Welle Hektik ausstrahlender Reisender mitgerissen und als er es enschlich geschafft hatte, wieder von diesen loszukommen, befand er sich in einer der Unterführungen. Für ein paar Augenblicke sah er sich verwirrt um, doch dann setzte er sich wieder in Bewegung und lief achtlos an den Treppen zu den verschiedenen Gleisen vorbei, bis er das Ende der Unterführung erreichte.
Hier war niemand, außer zwei Mädchen, die sich aufgebracht unterhielten und ihm einen abwertenden Blick zuwarfen, als sie bemerkten, wohin er ging. Dies störte ihn jedoch wenig, da er im Moment größere Sorgen hatte: Bei dem Anblick der verlassenen Bahnhofsgebäude überkam ihn wieder die Verzweiflung, die zuvor einer Art Gleichgültigkeit gewichen war, und die Angst vor einer weiteren Enttäuschung.
Die bereits tief stehende Wintersonne tauchte alles in ein rotgoldenes Licht und blendete ihn so, dass er mit der einen Hand seine Augen abschirmen musste, um scharf sehen zu können. Allerdings konnte er auch auf diese Weise nichts weiter als das menschenleeren, heruntergekommenen Bauten erblicken.
Leise seufzend ließ er seine Hand wieder sinken und starrte nachdenklich auf seine Füße. Er musste Hoseok finden und er würde ihn finden...
Zögernd setzte er sich erneut in Bewegung, wobei er, um sich nicht wieder von der Sonne blenden zu lassen, mehr auf den Boden als auf seine Umgebung achtete und das hatte zur Folge, dass er die Gruppe herumstehender und -sitzender Typen erst bemerkte, als er fast in einen von ihnen hineinrannte. Dieser stand aber mit dem Rücken zu ihm und bekam somit nichts von dem Zusammenstoß mit, dem er nur knapp entronnen war.
Des Schreck noch immer in den Gliedern sah Jimin auf und ließ seinen Blick über die kleine Menschenansammlung schweifen, während er nach dem einen, ihm bekannten Gesicht Ausschau hielt. Wo war...
Als er ihn entdeckte, begann sein Herz auf der Stelle, schneller zu schlagen und er schloss kurz die Augen, bevor er erneut zu Hoseok hinüberstarrte. Er wollte zu ihm, ihn umarmen und nie wieder loslassen... Aber hier waren zu viele Menschen, als dass er unbemerkt zu seinem Hyung gehen konnte und außerdem... würde Hoseok das nicht wollen.
Auf einmal schaute der andere auf und Jimin konnte sehen, wie sich seine Augen erstaunt weiteten, als er ihn erkannte.
Für einen wunderbaren Moment hatte er den Eindruck, dass der Ältere ebenfalls zu ihm wollte, doch dann wandte Hoseok den Blick ab und nahm ihm damit den letzten Hoffnungsfunken, der ihm noch geblieben war. Es war vorbei...
Jimin fühlte sich wie betäubt, als er sich wieder von Hoseok und den anderen abwandte, um zurück in die Richtung zu gehen, aus der er gekommen war. Die mit Brombeerhecken und Brennesseln zugewachsenen Gleise, welche auf seinem Weg lagen, brachten ihn mehrmals zum Straucheln, doch er konnte sich jedes Mal noch auf den Beinen halten und seinen Weg zu dem benutzten Teil des Bahnhofs fortsetzen.
"...halten Sie Abstand von der Bahnsteigkante und betreten Sie den gekennzeichneten Bereich erst nach Halt des Zuges."
Wie es wohl weitergeht...?
Schreibt mal, für wie böse ihr mich haltet XD
Und danke an alle, die das hier lesen oder sogar dafür voten und kommentieren!!! Ihr seid großartig!!!
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Daegu Town
FanfictionEs würde notwendig gewesen sein, die Hölle durchlebt zu haben - doch in diesem Moment fühlte er nur den Schmerz und dachte nur daran, wie er ihn zum Schweigen bringen konnte. Taehyung (16 Jahre, drogenabhängig, Vergewaltigungsopfer) zieht übergangs...