"Yoongi, du bist so ein Idiot. Jetzt denkt TaeTae, dass du nichts von ihm willst."
Allmählich begann die Dunkelheit, sich wie ein schwarzes Tuch über die Stadt zu legen und rund um den kleinen Park leuchteten nach und nach die kalten Lichter der Straßenlaternen auf.
Zum ersten Mal seit Stunden hob Tae langsam den Kopf, wobei ihm die Kälte, welche von ihm Besitz ergriffen hatte, mit ungewohnter Strenge bewusst wurde, und in ihm festigte sich der Gedanke, dass es wohl an der Zeit war, wieder nach Hause zu gehen. Auch wenn er äußerst wenig Lust verspürte, Yoongi unter den gegebenen Umständen wieder zu begegnen, musste er sich eingestehen, dass er diese Unannehmlichkeit dem Kältetod noch immer vorzog...
Schwerfällig erhob er sich von der Parkbank und setzte sich in Bewegung. Was tat man nicht alles für sein beschissenes Leben? Manchmal konnte er gut nachvollziehen, wie seine Mutter sich gefühlt haben musste, als sie gegangen war.
Bei dem Gedanken an sein altes Leben zog sich etwas in seiner Brust schmerzhaft zusammen und er ließ die einsame Träne, die sich in einem seiner Augen gebildet hatte, bereitwillig über seine Wange rollen.
Kaum mehr als vier Monate... Damals hatte seine Mutter noch gelebt und Yoongi war nicht mehr als ein Mittel zum Zweck für ihn gewesen. Aber jetzt erschienen ihm die Jahre, in denen er ihn nur als seinen Dealer gesehen hatte, wie ein vergangenes Zeitalter. Was war seitdem nicht alles geschehen? Der Tod seiner Mutter, Hoseok... und die vielen, glücklichen Momente, in denen ihn sein neuer Mitbewohner all das hatte vergessen lassen.
Als Taehyung vor der geschlossenen Haustür zum Stehen kam, musste er genervt feststellen, dass er keinen Schlüssel mitgenommen hatte. Da er jedoch nicht noch länger in der Kälte verweilen wollte, hob er schließlich eine Hand und drückte auf den Klingelknopf.
Keine fünf Sekunden später wurde die Tür auch schon geöffnet und er blickte in das erleichtert wirkende Gesicht Yoongis.
"Da bist du ja! Ich hatte mir schon Sorgen gemacht!"
Für einen Augenblick kämpfte der Jüngere mit sich, da ihm die Logik nahelegte, dass er nur durch Abstand wieder Herr seiner eigenen Gefühle werden konnte, doch das Lächeln seines Hyungs war so ehrlich, dass er es gegen seinen Willen erwiderte. Es war dumm, doch noch immer gab es diese leise Stimme in ihm, die ihm Hoffnung machte... Und er würde wieder enttäuscht werden.
Yoongi hatte offenbar schon zu Abend gegessen, denn auf der Anrichte stand ein benutztes Müslischälchen, und so machte sich Tae allein ein Müsli zurecht, während Yoongi wieder auf das Sofa zusteuerte. Anschließend gesellte er sich erneut zu dem Älteren und begann stumm mit dem Essen, ohne dabei die Augen von seinem Löffel oder der Hyundai-Werbung, die gerade den Flachbildschirm zierte, abzuwenden. Nichts desto trotz galt seine Aufmerksamkeit durchgehend dem anderen und als dieser auf einmal zu sprechen anhub, zuckte er innerlich zusammen.
"Wegen vorhin... Also, bevor du rausgegangen bist... Was denkst du darüber?"
Yoongi machte den Eindruck, als würde er sich gerade ziemlich unwohl in seiner Haut fühlen, denn er rutschte unruhig auf einem der Sofakissen hin und her, doch das fiel dem Jüngeren kaum auf, da er viel zu sehr mit sich selbst beschäftigt war.
Was dachte er darüber...? War das nicht offensichtlich?!
Er räusperte sich leise und zwang sich zu einer Antwort:"Es... ist okay so."
Der Ältere nickte langsam und schwieg einige Augenblicke, ehe er plötzlich aufstand und sich zum Gehen wandte.
"Wenn es in Ordnung ist, würde ich mich schon mal schlafen legen... Ich bin müde."
"Okay. Ich komme dann wahrscheinlich auch gleich hoch..."
Während sein Hyung die Treppe hinaufstieg und oben im Bad verschwand, schaltete Tae den Fernseher aus und stellte sein Müslischälchen zusammen mit dem Löffel in die Spülmaschine. Dann machte er sich ebenfalls auf den Weg ins Obergeschoss und wartete dort, bis der Ältere das Badezimmer wieder freigab.
Nach weniger als zehn Minuten lag er bereits neben dem anderen im Bett und versuchte, zur Ruhe zu finden. Allerdings brauchte er noch lange, bis er es endlich schaffte, einzuschlafen, und auch in seinen Träumen wurde er noch von den Ereignissen des Tages verfolgt.
Manchmal war Schweigen verletzender als Worte...
Danke fürs Lesen :)
Dass ich ein paar Tage nicht geschrieben habe, liegt übrigens daran, dass ich ein Weilchen das Bett hüten musste - nicht, dass hier noch jemand glaubt, ich hätte euch oder mein Geschichtchen vergessen ;)
Einen schönen Tag euch allen und bis in zwei Tagen, wenn dann nicht schon wieder etwas dazwischenkommt...
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Daegu Town
FanfictionEs würde notwendig gewesen sein, die Hölle durchlebt zu haben - doch in diesem Moment fühlte er nur den Schmerz und dachte nur daran, wie er ihn zum Schweigen bringen konnte. Taehyung (16 Jahre, drogenabhängig, Vergewaltigungsopfer) zieht übergangs...