Für heute hatte er definitiv genug Menschenkontakt gehabt...
Jimin starrte auf das Display seines Handys, wobei er feststellte, dass Jungkook immer noch nicht auf seine Nachricht geantwortet hatte. Es war jetzt schon mehr als eine halbe Stunde her, dass er die Nachricht abgeschickt hatte, doch obwohl sein bester Freund online war und die beiden blauen Häkchen zweifelsfrei bestätigten, dass seine Frage nicht nur angekommen, sondern auch gelesen worden war, blieb eine Antwort weiterhin aus...
Ein tiefer Seufzer hob seine Brust und mit einem letzten Blick auf den unveränderten Chatverlauf machte er das Handy aus und legte es auf seinen Schreibtisch. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jungkook ihm innerhalb der nächsten Minuten doch noch schrieb, war ziemlich gering und das ewige Warten brachte ihn nicht weiter. Allerdings wusste er auch nicht, was er anderes machen konnte...
Wie automatisch wanderten seine Gedanken zu Hoseok: Er hatte bereits seit mehr als zwei Wochen nicht mehr mit diesem gesprochen und die Erinnerung daran, wie Hoseok und Yoongi sich umarmt hatten, verfolgte ihn nach wie vor wie ein besonders hartnäckiger Albtraum.
Einige Sekunden blickte er dumpf auf seine Finger hinab und versuchte, das aufkommende Gefühl der Eifersucht zu unterdrücken. Dann straffte er entschlossen die Schultern und lief hinüber zu seiner Zimmertür. Wenn er sich nach Hoseoks Nähe sehnte, war es unsinnig, weiter tatenlos in seiner kleinen Wohnung herumzusitzen...
Draußen war es kalt. Die Dezemberluft jagte ihm einen Schauder über den Rücken und er vergrub die Hände tief in den Taschen seiner Jacke, da er in der Eile nicht an Handschuhe gedacht hatte. Um sich halbwegs warm zu halten, verschnellerte er sein Schritttempo und zog sich die Kapuze tief ins Gesicht, so dass er von den schrill blinkenden Weihnachtsdekorationen in den Vorgärten kaum mehr etwas sah.
Dass er auf dem ganzen Weg mit niemandem zusammenstieß, grenzte beinahe an ein Wunder, denn er hielt den Blick dauerhaft gesenkt und dachte mehr an sein Ziel als an seine Schritte.
Ziemlich durchgefroren erreichte er schließlich den hinteren Teil des Bahnhofs, der in der Dämmerung wie ausgestorben wirkte. Einen Augenblick lang blieb Jimin auf der Stelle stehen, doch dann lief er weiter und sah sich währenddessen immer wieder suchend nach Hoseok um. Vor seinem Mund bildeten sich in regelmäßigen Abständen kleine weiße Wölkchen und die Kälte kroch erbarmungslos in seine Glieder, doch die Hoffnung, den, nach dem er Ausschau hielt, zu finden, gab ihm genug Kraft, um nicht aufzugeben.
Die Minuten verstrichen und keine Menschenseele ließ sich blicken, bis er schließlich in einiger Entfernung eine dunkle Gestalt ausmachen konnte. Erschöpft hielt er inne, doch als er sprach, konnte man die Erleichterung in seiner Stimme nicht überhören:
"Hoseok?"
Der Angesprochene drehte sich um und seine Augen weiteten sich erstaunt, als er Jimin erkannte. Dieser lief unterdessen weiter auf ihn zu und blieb erst stehen, als er nur noch einen knappen Meter von ihm entfernt war.
Für ein paar Sekunden sahen sie sich schweigend an, doch dann breitete sich langsam ein schwaches Grinsen über Hoseoks Gesicht aus.
"Ich hatte nicht mehr mit dir gerechnet, Kleiner..."
Jimin errötete verlegen und senkte den Blick. Im Grunde hätte er sich denken können, dass ihn sein Hyung nach wochenlangem Ausbleiben nicht mehr erwartete und auf der einen Seite schämte er sich dafür, dass ihn seine Verwirrung davon abgehalten hatte, früher hier aufzutauchen. Andererseits machte ihm die Situation aber auch deutlich, dass sich Hoseok offenbar gut mit dem Gedanken abfinden konnte, ihn nicht mehr zu sehen, während er selbst...
Er seufzte leise und als er wieder aufblickte, sah er leichte Verwunderung in den Augen des Älteren aufblitzen.
"Weshalb seufzt du?"
"Ich, das... Ach, nichts."
Das Rot auf seinen Wangen vertiefte sich und er schluckte nervös. Es überraschte ihn, dass sein Hyung den leisen Seufzer überhaupt gehört hatte und noch mehr wunderte es ihn, dass er ihn so direkt darauf angesprochen hatte: Normalerweise sagte Hoseok so gut wie gar nichts und wenn doch, dann bestimmt nicht deshalb, weil ihn sein Wohlergehen interessierte...
"Also, Kleiner... Warum bst du hier?"
Die Stimme des Älteren riss Jimin aus seinen Gedanken und er sah erschrocken auf, antwortete jedoch nicht. Was sollte er auch sagen? Schließlich konnte er dem anderen schlecht erklären, dass er ihn vermisst hatte...
Sein Hyung hob eine Hand und begann, mit dem Zeigefinger langsam die Konturen seines Wangenknochens nachzuzeichnen, was ihm einen Schauder über den Rücken jagte.
"Eigentlich hättest du nie hier sein sollen... Ich habe dich als Ablenkung von meinen eigenen Problemen benutzt und das tut mir leid. Vielleicht ist es besser, wenn du jetzt gehst und nicht wiederkommst..."
Der Jüngere riss erschrocken die Augen auf und schüttelte heftig mit dem Kopf.
"Nein, ich... also, wenn du willst, dass ich gehe, dann..."
Hoseok zog fragend eine Augenbraue hoch und betrachtete Jimin halb verwirrt, halb verständnislos.
"Was meinst du?"
Der Gefragte schwieg und sah zu Boden. Warum hatte er nicht einfach nichts gesagt?! Es war nur logisch, dass der Ältere jetzt weiter nachhakte und die Wahrheit wollte er ihm unter keinen Umständen sagen.
Obwohl er den Blick weiterhin gesenkt hielt, spürte er, dass Hoseok ihn nach wie vor fragend ansah und ihm wurde klar, dass er so nicht um eine Antwort herumkommen würde...
Kurz zögerte er, doch dann holte er tief Luft, trat einen Schritt auf den anderen zu und presste seine Lippen auf die des Älteren.
Und hier ein kleines Kapitelchen für alle, die diese Story nicht aus Trotz (weil die Updates unregelmäßiger werden...) bereits aufgegeben haben :)
Read and enjoy ;)
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Daegu Town
FanfictionEs würde notwendig gewesen sein, die Hölle durchlebt zu haben - doch in diesem Moment fühlte er nur den Schmerz und dachte nur daran, wie er ihn zum Schweigen bringen konnte. Taehyung (16 Jahre, drogenabhängig, Vergewaltigungsopfer) zieht übergangs...